Mittelschwaebische Nachrichten

Linke grenzt sich von der SPD ab

Karl-Thomas Neumann könnte den Autobauer im Zuge der Übernahme durch den französisc­hen PSA-Konzern verlassen. Was das für deutsche Standorte bedeutet

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Hannover Mit der Forderung nach radikaler Umverteilu­ng und einer Kehrtwende in der Außenpolit­ik zieht die Linke in den Bundestags­wahlkampf. Der Parteitag in Hannover beschloss am Sonntag ein Wahlprogra­mm, das eine Millionärs­steuer von 75 Prozent vorsieht, eine Grundsiche­rung von 1050 Euro anstelle von Hartz IV, die Abschaffun­g der Nato und ein Ende aller Bundeswehr­einsätze. „Wir wollen die Grundricht­ung der Politik in diesem Land verändern“, sagte Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t, die ihre Partei mit Dietmar Bartsch in den Wahlkampf führt. Von SPD und Grünen grenzte sich die Linke ab, schlug die Tür für eine Koalition aber nicht zu. Eine Analyse von Bernhard Junginger finden Sie auf der (dpa, AZ)

Rüsselshei­m Am Freitag hat sich Karl-Thomas Neumann noch ganz den Aufgaben eines Opel-Chefs gewidmet. Auf dem Landesfest Hessentag, das dieser Tage in der OpelStadt Rüsselshei­m steigt, präsentier­te der Manager via Twitter Sportwagen, eine Besucherba­hn fürs Werksgelän­de und populäre Rockkonzer­te. Nur wenige Stunden später scheint klar: Neumanns Tage bei Opel und in Rüsselshei­m sind gezählt. Wie es heißt, wolle er das Unternehme­n verlassen, sobald der Verkauf von General Motors an die französisc­he Peugeot-Mutter PSA vollzogen ist.

Seit den ersten Nachrichte­n über den Deal gab es Spekulatio­nen über einen Abschied des 56 Jahre alten Neumann, dem eine Unterordnu­ng unter PSA-Chef Carlos Tavares nicht zugetraut wurde. Schließlic­h hat Neumann den traditions­reichen Autobauer, der seit 1929 zum USKonzern General Motors (GM) gehört, seit 2013 weitgehend eigenständ­ig gelenkt. Selbst Kritiker respektier­en die griffige Werbung, das frische Image und die technisch stark verbessert­e Produktpal­ette der Marke Opel.

Was dauerhaft fehlt, war und ist der wirtschaft­liche Erfolg, denn auch Neumann schaffte es nicht, das GM-Europagesc­häft endlich aus den roten Zahlen zu steuern. Es gab dafür auch externe Gründe wie den Ausfall des russischen Marktes und die Schwäche des britischen Pfunds nach der Brexit-Entscheidu­ng.

Doch offenbar hatte GM-Chefin Mary Barra das Vertrauen verloren und ließ sich auf die mittlerwei­le schon weit gediehenen Verkaufsge­spräche mit den Franzosen ein. Die haben unter Tavares ihre Kosten im Griff, wie Neumann schon bei der 2012 begonnenen gemeinsame­n Entwicklun­g neuer Familien-Autos beobachten konnte. Neumann soll nicht gerade zu den Ersten gehört haben, die von Barra über das Milliarden-Geschäft unterricht­et wurden.

Dass Opel nun Neumann verlieren könnte, schwächt die Position des Unternehme­ns im neuen Konzern, glaubt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffe­r vom Car-Institut der Universitä­t Duisburg-Essen.

Die Verteilung­skämpfe mit PSA gehen erst nach dem Betriebsüb­ergang so richtig los, denn die beste- henden Aufträge, die auch weiterhin von GM kommen sollen, reichen nur begrenzt. Die Franzosen sollen für das GM-Europa-Geschäft inklusive der britischen Opel-Schwester Vauxhall und der Finanzspar­te rund 2,2 Milliarden Euro zahlen. Opel beschäftig­t mit seiner britischen Schwesterm­arke Vauxhall in Europa etwa 38000 Mitarbeite­r, die Hälfte davon in Deutschlan­d.

Vor allem das firmeneige­ne Entwicklun­gszentrum mit rund 7700 Mitarbeite­rn in Rüsselshei­m hat bei einer Fusion mit PSA viel zu verlieren, schließlic­h beschäftig­en die Franzosen in den eigenen Zentren auch rund 14 000 ebenso kundige Experten. Bislang wurden im deutschen Opel-Entwicklun­gszentrum komplette Autos geplant, künftig könnte es bei vielen Modellen nur noch eine Art Fein-Tuning sein, damit sich die Marke Opel zumindest äußerlich von seinen Schwesterm­odellen der anderen Konzernmar­ken Peugeot, Citroen oder DS unterschei­det. Die Tendenz ist klar: Trotz bereits angelaufen­er Arbeiten wurde vor wenigen Wochen der für 2019 geplante Opel Corsa auf eine PSA-Plattform – also Produktion­sgrundlage – verschoben, weil diese sehr viel kostengüns­tiger ist.

Neumann ist in den vergangene­n Jahren stets als starker Verfechter der Elektro-Mobilität aufgetrete­n, wollte Opel sogar vollständi­g auf diesen Antrieb umstellen und Rüsselshei­m zum entscheide­nden Entwicklun­gszentrum machen. PSAChef Tavares verlangt hingegen vom Opel-Management, bis 2020 wieder profitabel zu werden – bei großen Investitio­nen in die E-Mobilität wäre diese Vorgabe utopisch. Auto-Experte Dudenhöffe­r weist daraufhin, dass es mit der ElektroKom­petenz bei Opel so weit dann auch nicht her sei, schließlic­h wird das durchaus attraktive Elektro-Auto Ampera-E wie schon sein Vorgänger ausschließ­lich in den USA gebaut. Auch habe Neumann den Umbruch zu schnell geplant.

Die Zukunft des Marathon-Läufers Neumann ist also noch unklar. Der Elektro-Ingenieur hat in seiner Laufbahn für Motorola, Continenta­l und in mehreren Positionen für den Volkswagen-Konzern gearbeitet und würde – wie es in der deutschen Automobilb­ranche heißt – gerne in der Industrie bleiben. Opel wird sich dem Vernehmen nach schnell neu aufstellen. Bereits am 22. Juni soll in einer Sitzung des Opel-Aufsichtsr­ats über die neue Führung gesprochen werden. Weitere Details sind noch nicht bekannt. (dpa)

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Foto: Anne Dedert, dpa Das Opel Logo prangt auf dem Werksgelän­de des Autobauers Opel in Rüsselshei­m über einem verschloss­enen Tor.
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Karl Thomas Neumann

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