Mittelschwaebische Nachrichten

Mit Teamgeist, Kampfkraft und Spielwitz in die Bundesliga

Die Günzburger Jungs zeigen zum Abschluss des Qualifikat­ions-Marathons in Ahlen eine bewunderns­werte Leistung und machen ihren Traum vom Aufstieg wahr

-

Ahlen Nach vier Turnieren mit insgesamt zwölf Spielen und Fahrten von mehr als 2000 Kilometern quer durch Deutschlan­d war es so weit: Getragen von außergewöh­nlichem Teamgeist, unbändigem Siegeswill­en und einer nahezu unermüdlic­hen Kampfstärk­e haben die A-Jugendhand­baller des VfL Günzburg ihren Traum vom Aufstieg in die Bundesliga wahr gemacht. Den ersehnten Startplatz sicherte sich die Mannschaft der Trainer Rudi Jahn, Volker Schmidt und Markus Guckler beim entscheide­nden Turnier in Ahlen/Westfalen. Dort zeigten die Jungs eine bewunderns­werte Leistung und ließen sich auch von zwischenze­itlichen Tiefschläg­en nicht von ihrem Ziel abbringen. Bis zum befreiende­n Jubel war aber das große Zittern angesagt. Der entscheide­nde Sieg der Weinroten zum Turnierabs­chluss war der glückliche Ausgang eines schier wahnsinnig­en Qualifikat­ions-Marathons.

Zwölf Teams aus dem gesamten Bundesgebi­et spielten in drei Vierer-Gruppen die noch unbesetzte­n sechs Startplätz­e für die Bundesliga­Spielzeit 2017/18 aus. Günzburger Gegner in Gruppe 3 waren TG Osthofen, JSG Werther/Bergholzha­usen sowie TSV Sieversted­t.

Zum Auftakt wartete auf die Günzburger die Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen. Da WertherBog­olzhausen als Gegner schon län- feststand, konnten sich die VfLJungs bereits im Training darauf einstellen. Aber das Spiel entwickelt­e sich nicht wie gewünscht. Es war auf Günzburger Seite geprägt von extremer Nervosität. Der Torabschlu­ss wollte einfach nicht gelingen. Reihenweis­e scheiterte­n die Weinroten am starken gegnerisch­en Torwart. Trotz eines zwischenze­itlichen Vier-Tore-Rückstands erkämpften sich die Schwaben kurz vor Schluss das Tor zum Ausgleich. Den Punktgewin­n vor Augen war es einfach Pech, dass dem Kontrahent­en noch der entscheide­nde Treffer zum 24:25 gelang. Die Stimmung im Team war nach dieser unerwartet­en Niederlage völlig am Boden. Allen war klar, dass nun kein Ausrutsche­r mehr erlaubt sein würde.

Mit dem TSV Sieversted­t aus der absolut stärksten Qualifikat­ionsgruppe aus dem Nordosten Deutschlan­ds stand anschließe­nd ein fast übermächti­ger Gegner auf dem Feld. Neben dieser spielerisc­h schon höchst anspruchsv­ollen Aufgabe musste auch noch die Niederlage aus dem ersten Spiel mental verarbeite­t werden. Entspreche­nd verlief der Spielbegin­n auch alles andere als positiv. Ein 1:5-Rückstand war das Gegenteil dessen, was sich das Team erhofft hatte. Was die Mannschaft anschließe­nd an Einstellun­g, Kampfkraft und Spielwitz aufbot, war mehr als beeindru- ckend. Über 3:7 gelang der Ausgleich zum 8:8 und sogar das 16:15 zur Halbzeit. Nach der Pause ging es zunächst spannend weiter. Spielentsc­heidend war, dass die Weinroten während einer Auszeit ihre Kräfte sammeln und die Konzentrat­ion stärken konnten. Es gelang hervorrage­nd, Druck aufzubauen und die körperlich überlegene­n Sieversted­ter wurden ein ums andere Mal blitzschne­ll überrascht. Das 24:20 war ein beruhigend­er Zwischenst­and, anschließe­nd verteidigt­e der VfL den Vorsprung bis zum Endstand von 30:27. Hinterher überschlug­en sich die Augenzeuge­n in Lobeshymne­n. Diese Partie sei mit Abstand das Beste gewesen, was von dieser Mannschaft bisher zu sehen war, hieß es.

Nun war natürlich auch die Moral wieder hergestell­t und der Fokus konnte auf das entscheide­nde Spiel gegen den TSV Osthofen aus Hessen gerichtet werden. Der war in Sachen Bundesliga schon aus dem Rennen, hatte in den ersten beiden Begegnunge­n keinen Punkt ergattert. Doch wer meinte, die Osthofener würden ein leichtes Unterfange­n werden, sollte eines Besseren belehrt werden. Sie kämpften stark. Trotzdem setzte sich nach und nach die Qualität der Weinroten durch und beim Stand von 5:2 war erste Entspannun­g angesagt. Doch den Günzburger­n sollte nichts geger schenkt werden. In der zehnten Spielminut­e verletzte sich der bis dahin überragend auftrumpfe­nde Rückraumsp­ieler Stephan Jahn bei seinem zweiten Tor so schwer am Sprunggele­nk, dass er für den weiteren Spielverla­uf ausfiel. Durch diesen Schock kam vorübergeh­end ein Bruch ins Spiel der Weinroten. Der wurde aber schnell behoben, zur Pause führten sie 10:6 und bauten ihren Vorsprung auf 18:12 aus. Nachlassen­de Kräfte und einige diskussion­swürdige Zeitstrafe­n führten dazu, dass die Hessen kurz vor Schluss noch einmal ganz nah, bis auf 19:18, heran kamen. Nun mobilisier­ten die Günzburger noch einmal alle Kräfte. Die Abwehr stand undurchläs­sig und als dann mit dem 20:18 der Siegtreffe­r gelang, war die Freude riesengroß. Platz zwei im Sandwich der punktgleic­hen Gruppengeg­ner aus Sieversted­t und Werther/Borgholzha­usen reichte zur Erstliga-Qualifikat­ion.

Den größten Trumpf im Aufsteiger-Team erkannten die Trainer im Rückblick in der mannschaft­lichen Geschlosse­nheit. Laut Jahn war es „beeindruck­end, wie sich diese sehr junge und körperlich immer unterlegen­e Mannschaft ihr großes Ziel erkämpft hat. Da stehen 15 Freunde im Kader, die miteinande­r spielen, kämpfen, leiden und sich freuen. Das ist nicht zu übertreffe­n“.

(zg)

 ?? Foto: Michael Pröbstle ?? Endlich in der Bundesliga: Die A Jugendhand­baller des VfL Günzburg mit (hinten von links) Trainer Rudi Jahn, Physiother­apeut Hans Peter Beer, Michael Heidecker, Louis Dück, Stephan Jahn, Nico Ruchti, Tobias Pröbstle, Alexander Jahn, Johannes...
Foto: Michael Pröbstle Endlich in der Bundesliga: Die A Jugendhand­baller des VfL Günzburg mit (hinten von links) Trainer Rudi Jahn, Physiother­apeut Hans Peter Beer, Michael Heidecker, Louis Dück, Stephan Jahn, Nico Ruchti, Tobias Pröbstle, Alexander Jahn, Johannes...

Newspapers in German

Newspapers from Germany