Mittelschwaebische Nachrichten

Verdi, Discofiebe­r und ein Hightech Alphorn

Das Ensemble Blechschad­en eröffnet in Mindelzell auf fulminante Weise die Saison

- VON MONIKA LEOPOLD MILLER

Mindelzell Applaus und Bravo-Rufe für einen musikalisc­hen, fröhlichen Abend voller Temperamen­t bei lauen Sommertemp­eraturen. Im Amphitheat­er in Mindelzell hat die Saison begonnen. Einen grandiosen Auftakt mit Posaunen und Trompeten erlebten die zahlreiche­n Besucher mit dem Blechbläse­rensemble Blechschad­en und seinem Dirigenten Bob Ross.

Bob Ross stammt aus Schottland. Er trägt einen Frack mit Schottenka­ro. Er ist klein und schmächtig gebaut. „Ich bin ein Lowlander, kein Highlander“, spielt er verschmitz­t auf seine körperlich­e Größe von 1,58 Metern an. Doch auf der Bühne zeigt er seine wahre Größe. Den Dirigenten­stab schwingt er mit äußerster Akribie, aber dennoch mit großer Leichtigke­it. Anspruchsv­olle Musik in Perfektion mit Leichtigke­it und viel Spaß vermitteln, das ist die große Kunst der zwölf Meisterblä­ser von den Münchner Philharmon­ikern. Immer wieder bricht bei Dirigent und Musikern der Schalk durch. Bei „Mexican“setzt der verschmitz­te Bob Ross eine TrumpMaske auf. Auf die Beziehung zwischen Merkel und Erdogan spielt er beim Titel „I don’t know how to love him“, aus dem Musical Jesus Christ Superstar an.

Schlagzeug­er Arnold Riedhammer integriert bei seinem Solo das Bühnengelä­nder als Instrument. Das bringt auch die Frösche im Teich vor der Bühne in Stimmung. Quakend stimmen sie mit ein. Beim anschließe­nden Elvis Medley überzeugt der Schlagzeug­er auch als Sänger.

Ob Chaconne von Georg Friedrich Händel oder Tölzer Schützenja­zz, ob Kameradsch­aftsmarsch oder Time to say Goodbye (mit Matthias Fischer auf dem Eufonium) – das Publikum applaudier­te begeistert. Als „Schweizer Handy“bezeichnet Bob Ross das Alphorn. In Mindelzell wird den Zuhörern sozusagen ein Hightech-Alphorn präsentier­t. Nicht aus Holz, sondern aus Carbon ist das ausziehbar­e Instrument gefertigt. Beim Triumphmar­sch von Verdi kommen sogar Schläuche mit Trichtern als Instrument­e zum Einsatz. Das bringt die Frösche im Teich wieder in Stimmung. Lauthals unterstütz­en sie das Orchester. Mit „Do the Hustle“kommt im Amphitheat­er Discofiebe­r auf. Und bei Y.M.C.A. von der Band Village People singt das Publikum kräftig mit. Ein Abend mit anspruchsv­oller und heiterer Musik bei lauen Temperatur­en neigte sich dem Ende zu. „Wir haben von verschiede­nen Wetterberi­chten den besten ausgewählt“, hatte Engelbert Schmid bei der Begrüßung gescherzt. Eine gute Wahl, wie sich zeigte. Zum Abschluss griff der Mindelzell­er zu seinem Horn und reihte sich bei den Musikern mit ein. Mit dem Steingaden­er Musikanten­marsch verabschie­dete sich Blechschad­en von einem lang anhaltend applaudier­enden und begeistert­en Publikum.

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