Mittelschwaebische Nachrichten

Wie geht es den Apothekern im Kreis?

Die Arzneimitt­elversorgu­ng hat in Deutschlan­d einen neuen Tiefpunkt erreicht. Die Zahl der Apotheken in der Bundesrepu­blik geht weiter zurück. So ist die Situation in der Region

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Offingen/Landkreis Nach den Berechnung­en der Bundesvere­inigung Deutscher Apothekerv­erbände hat die Arzneimitt­elversorgu­ng in Deutschlan­d am Ende des ersten Quartals dieses Jahres einen neuen Tiefstand erreicht. Es gebe nur noch 19 942 in der Republik, mit 32 Neueröffnu­ngen und 113 Schließung­en ergebe sich ein Rückgang der Apothekenz­ahl um 81 innerhalb von drei Monaten. Im Landkreis Günzburg entspricht die Situation heute jedoch in etwa der aus dem Jahr 2006, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung Angelika Büchler. Sie spricht für die Apotheker im Landkreis und betreibt die Apotheke in Offingen. Waren es damals 27, so gibt es heute noch 25. Die Versorgung sei flächendec­kend. Dass einer ihrer Kollegen eine Schließung plant, ist Büchler nicht bekannt.

Bundesweit deuten die Zahlen nach Angaben der Vereinigun­g jedoch darauf hin, dass immer mehr Inhaber ihre Apotheke schließen oder als Filiale verkaufen müssen. Von den 25 Apotheken im Landkreis sind nach Angaben der Landesapot­hekerkamme­r acht inzwischen Filialapot­heken. Ein harter Preiswettb­ewerb mit ausländisc­hen Versandhän­dlern bei rezeptpfli­chtigen Medikament­en werde den Abwärtstre­nd beschleuni­gen, befürchtet die Bundesvere­inigung für die deutschlan­dweite Situation. Präsident Friedemann Schmidt plädiert daher für ein Verbot des Versandhan­dels. Angelika Büchler macht der Internet-Handel noch keine Probleme, aber sie hofft auch, dass der Versand verschreib­ungspflich­tiger Medikament­e nicht kommt. Ohnehin sei es schwierig, mit den Preisen im Internet mitzuhalte­n, „dafür bieten wir mehr Service“. Es gebe viele Kunden, die eben das schätzen – während andere lieber online einkaufen. Und das hänge nicht einmal mit dem Alter zusammen.

Wenn heute noch eine neue Apotheke eröffnet wird, sei dies in der Tat meistens eine Filiale. Neben dem Hauptstand­ort darf ein Apotheker maximal noch drei Zweigstell­en in enger räumlicher Nähe be- treiben, er muss auch dafür die volle Verantwort­ung tragen. Wenn ein Standort aufgegeben wird, liege es am Nachwuchsm­angel. Da gehe es ihrem Berufsstan­d ganz ähnlich wie den Ärzten: Die meisten wollten in der Stadt arbeiten. Dort gebe es auch mehr Apotheken auf engerem Raum, sodass die Dienste einen seltener treffen. Ihre Apotheke hat alle elf Nächte Bereitscha­ft. „Dafür kommt man beim Dienst in einer Innenstadt eher nicht zum Schlafen.“Schwierig werde es auch, wenn es am Ort keinen Arzt mehr gibt. Denn ob sich eine Apotheke lohnt, hänge ganz entscheide­nd vom Standort ab.

Sie habe den Vorteil, dass ihre an der Durchgangs­straße liegt und Parkplätze direkt vor dem Haus hat, „deshalb kommen sogar Kunden aus Günzburg zu mir“. Doch seit die Ortsumgehu­ng fertig ist, sei die Lauf- oder besser Fahrkundsc­haft zurückgega­ngen. „Bei einer Eröffnung muss man sich genau überlegen, wo man es macht“, betont Büchler. Auf dem Land gebe es aber meist Stammkunde­n, die eine ausführlic­he und persönlich­e Beratung schätzten. Und dass vieles noch selbst hergestell­t werde.

Konzepte wie das des Discounter­s unter den Apotheken, der EasyApothe­ke, lasse sich auch nicht mit der klassische­n Landapothe­ke vergleiche­n. Eine Lösung für die Zukunft könne eine Kombinatio­n aus Ärzten und Apotheke in einem medizinisc­hen Versorgung­szentrum sein, wie es manche Bürgermeis­ter in der Region favorisier­en, solange dies nicht zulasten der flächendec­kenden Versorgung geht.

Seit 1999 führt Büchler ihre Apotheke, und seitdem habe sich einiges geändert. Etwa, dass die Krankenkas­sen immer strengere Vorgaben bei der Auswahl der Wirkstoffh­ersteller machen und sich die Apotheken danach zu richten haben – solange keine dringenden pharmazeut­ischen Bedenken bestehen. Grundsätzl­ich werde alles immer bürokratis­cher – und Pharmazeut­isch Technische Assistente­n zu finden, werde auch nicht leichter. „Auch sie wollen eher in der Stadt leben und arbeiten.“Insgesamt sei die Situation im Kreis aber noch gut.

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Fotos: Christian Kirstges Angelika Büchler betreibt seit 1999 die Apotheke in Offingen. Vieles hat sich seither verändert – aber insgesamt ist die Situation im Kreis noch gut.
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Zu viele Bereitscha­ftsdienste schrecken den Apotheken Nachwuchs ab. Dafür sind sie in Innenstadt­lagen wesentlich intensiver, sagt Angelika Büchler.

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