Mittelschwaebische Nachrichten
Diesmal geht’s nicht nur ums Gewinnen
Der DFB-Tross ist im russischen Spielort Sotschi angekommen. Im weitgehend unerfahrenen Team soll jeder Spieler Einsatzzeiten bekommen. Die Siegprämie ist „moderat“
Sotschi Joachim Löw nahm als Erstes den Schal vom Hals, als er mit Piloten-Sonnenbrille die Gangway des Airbus hinunterstieg. Im gelben Flughafenbus legte der Bundestrainer dann auch noch das Sakko ab. Der Fußball-Weltmeister erlebte bei sommerlichen 25 Grad einen warmen Empfang in Sotschi, dem russischen Ferienort am Schwarzen Meer. Beim Landeanflug schimmerte das Wasser türkisblau unter der Sondermaschine. Zahlreiche russische TV-Teams filmten die Ankunft der 21 aufgeregten deutschen Confed-Cup-Kicker um Kapitän Julian Draxler.
Alle im DFB-Tross sind nun gespannt, wie die Reise durch Russland verlaufen wird – in den Stadien und außerhalb. Löw versprach: „Ich werde schauen, dass wir eine möglichst homogene Mannschaft auf den Platz bekommen, die mit Einsatzfreude und Spielfreude zu Werke geht.“Ergebnisse haben ausnahmsweise nicht Priorität. „Der Confed Cup ist eine Chance. Nächstes Jahr müssen wir top in Form sein und eine gute Performance abliefern“, lautet Löws Turniermotto.
Nach der Ankunft in der Olympiastadt der Winterspiele 2014 ging es für Spieler und Betreuer direkt weiter in ihr Luxushotel an der Strandpromenade. Und schon vier Stunden nach der Ankunft stand auf einem Nebenplatz des WM-Stadions das erste Training auf dem Programm, zu dem der DFB russische Kinder eingeladen hatte. Während die drei Torhüter und 18 Feldspieler ihr Aufwärmprogramm absolvierten, schrieb der Trainerstab Autogramme. Besonders gefragt bei den Kids waren Selfies mit Bundestrainer Löw und Weltmeister Miroslav Klose. Die letzte Phase der Vorbereitung auf den Confederations Cup ist angelaufen. „Wir sind bereit und freuen uns, wenn es jetzt am Montag für uns losgeht“, sagte Reinhard Grindel. Der DFB-Präsident verspürt bei dem jungen Perspektivteam, das den Weltmeister bei dem Acht-Nationen-Turnier würdig vertreten soll, eine „große Lust“.
Asiencup-Sieger Australien, Südamerikameister Chile und Afrikas Champion Kamerun sind innerhalb von nur sieben Tagen die drei Vorrundengegner. „Wir wissen um die Schwierigkeit der Gruppe“, sagte Turnierneuling Lars Stindl, der betonte: „Der Fokus liegt erst mal auf Australien“, der Auftaktpartie am kommenden Montag (17 Uhr/ ZDF). Ein Sieg in dem Schlüsselspiel soll die Lust im unerfahrenen Team weiter anheizen. Trotz der Ausfälle des Ex-Schalkers Leroy Sané und des Leipzigers Diego Demme sowie ohne alle namhaften Weltmeister von Manuel Neuer über Mesut Özil bis hin zu Thomas Müller ist die Halbfinal-Teilnahme das Minimalziel.
Im Falle eines ersten deutschen Confed-Cup-Gewinns dürften sich die 21 Akteure über jeweils 50 000 Euro Titelprämie freuen; eine laut Grindel „moderate Prämie“. Die personelle Sichtung für die WM 2018 steht für den Bundestrainer im Vordergrund. „Wir haben drei Gruppenspiele. Und wenn wir ins Halbfinale kommen, sind es insgesamt fünf Spiele. Von daher wird es genug Gelegenheit für alle geben, zu spielen“, sagte Löw. Alle mitgereisten Akteure sollen vorspielen. „Wir werden nicht fünf Spiele taktisch und personell gleich bestreiten. Sonst wäre der Effekt nicht gegeben“, erläuterte Löws Assistent Marcus Sorg. Alles beim DFB ist ausgerichtet auf das nächste Turnier, die WM 2018.
Löw geht das Blitzturnier, das nur zwei Wochen dauert, mit großer Vorfreude an. Er sieht sich in diesem Sommer als Entwickler. Er hat sich in seiner elfjährigen Amtszeit aber auch den speziellen Ruf des Turniertrainers verdient. Bei bislang drei Europameisterschaften und zwei Weltmeisterschaften unter seiner Verantwortung erreichte die deutsche Mannschaft immer mindestens das Halbfinale – eine Topquote. „Ich denke im Zwei- und Vierjahreszyklus. Und ich freue mich auf den Confed Cup.
Wir müssen uns in den vier Jahren irgendwie verändern. Wir brauchen eine Blutauffrischung“, sagte er noch mal zu seiner radikalen Kaderzusammenstellung. Löws Ansage lautet: „Von den Ergebnissen mache ich den Sinn des Confed Cups nicht abhängig.“(dpa)
Das serielle Abfeiern von Meisterschaften geht dem unvoreingenommenen Fan arg auf die Nerven. In der Fußball-Bundesliga jährlich den Münchnern zuschauen zu müssen, wie sie reflexhaft Mitte Mai die Hände nach oben reißen, um die Schale auf Facebook und Co. zu präsentieren: langweilig.
Allerdings wäre beispielsweise den Anhängern von Borussia Dortmund auch nicht geholfen, wenn statt den Münchnern etwa der FC Schalke 04 nach 34 Spieltagen oben steht. Fände man beim BVB überhaupt nicht gut im Sinne einer Abwechslung. Ein reichlich unrealistisches Beispiel, aber man hat ja auch Sandro Wagner schon Länderspiele absolvieren sehen.
Sollte manch ein Zuschauer aber trotzdem mit dem Gedanken spielen, sich wegen der Vorhersehbarkeit vom Fußball abzuwenden und einer anderen Sportart seine Aufmerksamkeit zuzutragen, so sei ihm geraten: Bleib dem Wasserball fern!
Dort haben sich die Wasserfreunde Spandau 04 gerade mal wieder die Meisterschaft gesichert. Zum 36. Mal seit 1979. Weshalb drei Mal ein anderer Verein den Titel gewann, ist unbekannt. Möglicherweise ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum. Dass es die Sportart nie weg von ihrer medialen Randständigkeit gebracht hat, liegt aber nicht nur an den dauersiegenden Spandauern. Immerhin schauten ja auch Millionen zu, wenn Magdalena Neuner sich von Sieg zu Sieg schoss und lief. Problematisch im Gegensatz zum leicht zu verstehenden Biathlon ist, dass vieles im Verborgenen bleibt. Auf den ersten Blick mag das Geschehen schlicht wie Handball in einem anderen Element aussehen. Während der Unparteiische bei der über Normalnull gespielten Variante aber zumindest die Chance hat, Gemeinheiten abseits des Spielgeschehens zu ahnden, spielt sich Entscheidendes im Wasserball jenseits der Oberfläche ab. Wer nicht kneift und kratzt, beherrscht nicht einmal das Basis-Repertoire.
Das soll die Leistung der Spandauer keinesfalls schmälern. Sie mussten sich in dieser Saison eines ernst zu nehmenden Angriffs von Waspo 98 Hannover erwehren und verloren sogar eine Finalpartie, ehe sie ihrerseits die benötigten drei Siege errungen hatten. Der entscheidende Erfolg gelang auswärts im Volksbad Limmer. Das Freibad lockt – wenn nicht gerade ein Spiel um die Meisterschaft ansteht – mit einem Schwimmerbecken sowie zwei kleinen Wasserrutschen.
Die Spandauer Wasserballer sind so etwas wie die nasse Variante des FC Bayern. Nur ohne die entsprechende Entlohnung. Oder die Aufmerksamkeit. Außer heute. Herzlichen Glückwunsch!
„Von den Ergeb nissen mache ich den Sinn des Confed Cups nicht abhängig.“