Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn es passt mit Beruf und Familie
Unternehmen können einiges tun, um eine bessere Vereinbarkeit zu erreichen. Das macht die Firmen für Arbeitnehmer attraktiver. Ein wichtiger Punkt im Wettstreit um Fachkräfte
Günzburg/Landkreis Die Empfehlung der Experten war einhellig: „Möglichst teilnehmen. Es lohnt sich.“Zum vierten Mal seit 2007 findet heuer der Wettbewerb „Beruf & Familie“statt. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Betriebe im Landkreis. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein zentrales Thema in den Unternehmen, wurde bei einem Pressegespräch im Landratsamt betont. Der Wettbewerb soll helfen, Anregungen für Verbesserungen zu geben beziehungsweise bereits Erreichtes vorzustellen und von einer Jury würdigen zu lassen.
Der Landkreis, das lokale Bündnis für Familie und das Regionalmarketing können sich auf eine Reihe von Partnern verlassen. Mit an Bord sind bei dem Wettbewerb wie in den Vorjahren die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit und die Sparkasse Günzburg-Krumbach. Neu sind als Medienpartner die Günzburger Zeitung, die Mittelschwäbischen Nachrichten Krumbach und der Augsburger Fernsehsender a.tv.
Nicht Partner, aber einer von 21 Preisträgern der vergangenen drei Wettbewerbsrunden ist die Günzburger Baufirma Bendl. Geschäftsführer Tobias Keck erklärte bei dem Pressegespräch, warum sich das Unternehmen auch heuer wieder beteiligen wird: „Wir sehen die Auszeichnung als Gütesiegel, mit dem wir um neue Mitarbeiter werben können“. Darüber hinaus diene der Wettbewerb als „Kriterium, wo wir im Vergleich zu anderen stehen“.
Aus Sicht von Arbeitnehmern ist der Landkreis Günzburg ein herausragendes Terrain. Bei einer Arbeitslosenquote von derzeit 1,8 Prozent herrscht praktisch Vollbeschäftigung, erstmals gibt es aktuell mehr offene Stellen als Arbeitslose, wie Richard Paul, Chef der Agentur für Arbeit, betonte. Umgekehrt seien damit die Arbeitgeber gefordert, Mitarbeiter zu finden. „Dabei ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein ganz wichtiger Punkt.“
Die Qualität ist wichtig
Überzeugungsarbeit in dieser Hinsicht leiste die IHK bei den Firmen seit Langem, sagte Andrea Gärtner. Bei den Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie komme es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an. Je nach Betriebsgröße reichten oft schon wenige Angebote, um zufriedene Mitarbeiter zu haben. Etwa 2100 Handwerksbetriebe mit rund 12 000 Beschäftigten gibt es im Landkreis Günzburg. Die meisten seien Familienbetriebe, erklärte Kreishandwerksmeister Michael Stoll. Er appelliere deshalb an die Handwerker, auch den Betrieb als Familie zu sehen und sich an dem Wettbewerb zu beteiligen.
„Ich kann die Teilnahme nur empfehlen“, sagte Uwe Leikert, Vorstandsmitglied der Sparkasse. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie „zahlt sich auch für den Betrieb aus“. Landrat Hubert Hafner erklärte, Untersuchungen zeigten, dass bei vielen jungen Menschen das Streben nach Familie einerseits und nach einem Beruf andererseits eine zentrale Rolle spiele. Das sei gleichermaßen „Wunsch und Herausforderung“. Entsprechend seien Firmen gefordert, angesichts des knappen Nachwuchses das Ihre zur „Mitarbeiterfindung und Mitarbeiterbindung“zu tun – nicht zuletzt durch die Teilnahme am Wettbewerb „Beruf & Familie“.