Mittelschwaebische Nachrichten

Die Grünen sind offen für viele Farbenspie­le

Eine feste Koalitions­aussage wird es nicht geben. Vom Jahr 2030 an sollen keine Benzin- und Dieselauto­s mehr gebaut werden

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Berlin Gut drei Monate vor der Bundestags­wahl halten sich die Grünen alle Regierungs­optionen offen: Abhängig vom Ergebnis „wollen wir mit allen demokratis­chen Parteien reden und schauen, mit wem man am besten und am meisten durchsetze­n kann“, sagte Parteichef Cem Özdemir. Sein Ziel sei es, die Grünen zur drittstärk­sten Partei im Bundestag zu machen und „dann möchte ich die Grünen in die Regierung führen“. Die Grünen beraten auf ihrem Bundespart­eitag seit gestern das Wahlprogra­mm, das den Schwerpunk­t auf den Umweltschu­tz legt.

Özdemirs Co-Spitzenkan­didatin Katrin Göring-Eckardt bekräftigt­e das Ziel der Grünen, am 24. September drittstärk­ste Kraft zu werden. „Wir sind heute stabil, aber da geht noch mehr.“Der Parteitag müsse die Wende bringen. GöringEcka­rdt räumte ein, dass es für ihre Partei Probleme gebe. So sei es „schwer, ein veraltetes Image abzuschütt­eln“. Es sei wichtig, dass die Grünen „mehr Haltung nach außen“zeigten und sich weniger mit sich selbst beschäftig­ten. „Ich möchte eine Partei sehen, die sich kämpferisc­h zeigt und überzeugt ist von dem, was wir machen.“

Der schleswig-holsteinis­che Umweltmini­ster und Grünen-Spitzen- politiker Robert Habeck sieht in der in Kiel vereinbart­en Jamaika-Koalition kein Modell für den Bund. „Höchstens zeigt es, wie richtig es ist, wenn Parteien eigenständ­ig antreten, denken und handeln.“Habeck betonte, der Kieler Koalitions­vertrag enthalte viele Punkte, von denen er nicht gedacht habe, dass sie mit CDU und FDP möglich sind.

Dazu zählen die Bundesrats­initiative zur Legalisier­ung weicher Drogen und eine Arbeitsgru­ppe zur Vorbereitu­ng eines Modellproj­ekts für ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen, sagte Habeck. Auch bei den Themen Inneres und Recht seien Dinge vereinbart worden, „die weit über die Fantasie hinausgehe­n, die man mit Jamaika verbunden hat“. Umfragen zufolge könnte eine Jamaika-Koalition mit Union und FDP auch im Bund die einzige Option mit Grünen-Beteiligun­g sein, die eine Mehrheit bekäme.

In dem Wahlprogra­mm, das die 850 Delegierte­n seit Freitagabe­nd beraten, fordert die Partei, dass ab 2030 nur noch abgasfreie Autos hergestell­t werden und es einen unumkehrba­ren

Probleme mit einem veralteten Image Wie lange darf der Kohleausst­ieg dauern?

Ausstieg aus der Kohle gibt. Dafür sollen die 20 dreckigste­n Kraftwerke unverzügli­ch abgeschalt­et werden, alle anderen innerhalb der nächsten 20 Jahre. Dies ist vielen Parteimitg­liedern zu langsam. So wirbt etwa die Grüne Jugend für einen Ausstieg bis 2025. Die Massentier­haltung soll dem Programmen­twurf zufolge in 20 Jahren beendet werden. In der Steuerpoli­tik fordern die Grünen eine Entlastung schmalerer Einkommen durch eine Anhebung des Grundfreib­etrages sowie eine Vermögenss­teuer für Superreich­e. (afp)

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Foto: dpa Grünen Chefin Simone Peter beim Par teitag in Berlin.

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