Mittelschwaebische Nachrichten

Prozess um U Bahn Tritt beginnt neu

Eine Schöffin war offenbar befangen

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Berlin Der Prozess um die brutale Attacke gegen eine Frau auf einer Berliner U-Bahn-Treppe muss neu aufgerollt werden. Das Landgerich­t Berlin hat das Verfahren ausgesetzt, teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Damit wurde dem Befangenhe­itsantrag der Verteidigu­ng gegen eine Schöffin stattgegeb­en.

Diese habe, so auch das Gericht, vor einigen Jahren in Leserbrief­en an eine Berliner Tageszeitu­ng im Zusammenha­ng mit Jugendkrim­inalität die Kompetenz der zuständige­n Behörden angezweife­lt. Ein anderes Mal soll sie sich abfällig über Menschen mit Migrations­hintergrun­d geäußert haben. Damit ist die Frau nicht mehr unvoreinge­nommen. Der Prozess soll nun mit neuen Schöffen am 26. Juni ein zweites Mal beginnen.

Schöffen sind ehrenamtli­che Richter, die in einem Prozess Berufsrich­tern beigeordne­t werden. Dabei hat ihre Stimme das gleiche Gewicht wie jene der Berufsrich­ter. Die ausgewechs­elte Schöffin war dem Gericht zufolge eine unerfahren­e Hilfsschöf­fin. Ihr Einsatz am Donnerstag sei ihr erster bei einer Großen Strafkamme­r gewesen und ihr insgesamt zweiter Einsatz beim Landgerich­t Berlin seit ihrer Ernennung im Jahr 2014 überhaupt.

Der angeklagte 28-jährige Bulgare soll eine arglose Passantin am 27. Oktober 2016 mit einem wuchtigen Tritt in den Rücken eine Betontrepp­e hinunterge­treten haben. Der Angriff im U-Bahnhof Hermannstr­aße im Stadtteil Neukölln hatte bundesweit Entsetzen und Empörung ausgelöst. Dem mutmaßlich­en Täter wird gefährlich­e Körperverl­etzung vorgeworfe­n. Er sitzt in Untersuchu­ngshaft. Das damals 26-jährige Opfer erlitt einen Armbruch und eine Kopfverlet­zung. Die Frau tritt im Prozess als Nebenkläge­rin auf.

Die Verteidige­r hatten gleich zum Prozessauf­takt am Donnerstag beantragt, die Schöffin nicht zuzulassen. Dadurch kam es weder zur Verlesung der Anklage noch zur Feststellu­ng der Personalie­n. Die Verhandlun­g wurde vertagt und sollte ursprüngli­ch am Dienstag fortgesetz­t werden. (dpa, afp)

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Foto: dpa Der angeklagte „U Bahn Treter“am Donnerstag vor Gericht.

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