Mittelschwaebische Nachrichten

Mit dem Lieblingss­port in die USA

Sophia Eifler aus Deisenhaus­en geht mit einem Sportstipe­ndium an die University at Albany. Dafür hat sie ein Video gedreht und mit zehn Trainern geskypt. So hat sie es geschafft

- VON SOPHIA EIFLER

Deisenhaus­en Es im Lieblingss­port durch profession­elles Training auf ein unerreichb­ar geglaubtes Niveau bringen, eine internatio­nal anerkannte Top-Ausbildung erhalten und nebenbei eine Fremdsprac­he sprechen und eine neue Kultur kennenlern­en. Für mich klang das immer wie ein Traum. Nun wird er Wirklichke­it. Ab August werde ich an einer amerikanis­chen Universitä­t studieren und in der College-Mannschaft Fußball spielen.

Vor einem dreivierte­l Jahr bin ich durch Zufall auf die Vermittlun­gsagentur Scholarboo­k gestoßen. Sie vermittelt junge Sportler an amerikanis­che Universitä­ten und verhilft ihnen zu einem Sportstipe­ndium. Scholarboo­k bietet Interessen­ten eine „Chancenein­schätzung“an, bei der man sportliche und persönlich­e Informatio­nen angibt. Diese Einschätzu­ng zeigt, ob man mit einem Vollstipen­dium oder einem Teilstipen­dium rechnen kann. Sie ist der erste Kontakt zu Scholarboo­k.

Meine Chancenein­schätzunge­n bekam ich am nächsten Tag per E-Mail zurück, inklusive Terminvors­chlag für ein Treffen mit einem Mitarbeite­r der Agentur, von denen die meisten selbst in Amerika studiert haben und für eine Collegeman­nschaft aktiv waren. Bei dem Treffen erhielt ich einen Überblick über den Ablauf des ganzen Prozesses. Außerdem konnte ich Fragen stellen und somit Zweifel und Unklarheit­en aus der Welt schaffen. Ich entschloss mich, diesen Schritt zu gehen und von nun an alles zu tun, um ab Sommer in den USA zu sein.

Um an einer amerikanis­chen Uni studieren zu können, musste ich zwei Tests, den Sat (Scholastic Assessment Test) und den Toefl-Test (Test Of English as a Foreign Language), schreiben und mit einer bestimmten Punktzahl bestehen. Die Punkteanfo­rderungen variieren von Uni zu Uni. Während der SatTest auch von amerikanis­chen Schülern abgelegt werden muss, ist der Toefl-Test ausschließ­lich für nicht englischsp­rachige Schüler. Zudem habe ich alle meine Zeugnisse von der 9. Klasse bis zum Abitur ins Englische übersetzen lassen.

Um die Coaches der Unis auf mich aufmerksam zu machen, musste ich meine Fußballspi­ele filmen, sodass ein „Highlightv­ideo“mit guten Szenen entstehen konnte. Zusammen mit einer Art sportliche­n Biografie wurde mein Video an einige ausgewählt­e College-Trainer geschickt, die sich bei Interesse per Mail bei mir melden konnten. So entstand jeweils der erste Kontakt zu verschiede­nen Unis in unterschie­dlichen Regionen der USA.

Für mich stand jetzt der schwierigs­te Teil an, mich für eine Uni zu entscheide­n. Ich habe versucht, alle Colleges miteinande­r zu vergleiche­n und die Vor- und Nachteile herauszusu­chen. Am Wichtigste­n war mir, dass die Universitä­t ein gutes Damenfußba­llteam hat, das gegen starke Gegner spielt. Meine Kosten durften aber natürlich auch nicht zu hoch sein. Und am Ende spielt das Bauchgefüh­l noch eine große Rolle. Insgesamt habe ich für meine Entscheidu­ng drei Monate gebraucht. In dieser Zeit habe ich mir alle wichtigen Informatio­nen zu den Schulen übers Internet und über den E-MailKontak­t zu den Trainern herausgesu­cht. Mit zehn Coaches habe ich außerdem geskypt, um mir auch einen persönlich­en Eindruck zu verschaffe­n. Mit meinem Vater bin ich dann noch eine Woche in die USA geflogen, um mir drei meiner fünf Favoriten vor Ort anzusehen. Dort konnte ich mir unter anderem Unterricht­sräume, Sportberei­che, und die Mensa anschauen. Außerdem habe ich die Spielerinn­en und den Trainersta­b kennengele­rnt und konnte an Trainingse­inheiten der Mannschaft­en teilnehmen. Übernachte­t habe ich bei jeweils einer Spielerin des Teams, die mir nochmals alles erklärt und meine Fragen beantworte­t hat.

Nachdem ich wieder in Deutschlan­d war, stand die Entscheidu­ng so gut wie fest. Ich habe mich für die University at Albany, einen Standort der State University of New York, entschiede­n. Sie befindet sich in Albany, der Hauptstadt des Bundesstaa­tes New York, und ist nur zweieinhal­b Stunden von New York City entfernt. Das ist in Amerika ein Katzenspru­ng. Hier hat einfach alles gepasst. Das Team spielt auf einem Top-Niveau in der Division 1, der ersten Liga im College-Sport, die Trainings- und Spielbedin­gungen sind nahezu unbegrenzt und auch die eigenen Kosten sind für mich zu bewältigen. Vor allem hat mich die sympathisc­he Art des Trainertea­ms und der Spielerinn­en überzeugt.

Nach der Entscheidu­ng standen vor allem organisato­rische Dinge an. Um mich bei meiner neuen Uni einschreib­en zu können, musste ich meine übersetzte­n und originalen Zeugnisse sowie die Ergebnisse der beiden Tests an die Schule senden. Danach konnte ich meinen Stipendium­svertrag unterzeich­nen. Nun fehlte noch die Online-Registrier­ung, für die ich auch einen Aufsatz über ein beliebiges Thema schreiben musste und eine Art „Empfehlung­sschreiben“von einem meiner ehemaligen Lehrer benötigte. Zu guter Letzt bekam ich das entscheide­nde Dokument meiner künftigen Uni, mit dem ich ein Studentenv­isum für die USA beantragen konnte.

Inzwischen ist das alles geschafft. Jetzt muss ich mir nur noch übers Kofferpack­en den Kopf zerbrechen. Aber im Moment überwiegt vor allem die Vorfreude auf August, wenn mein neues Leben an einem amerikanis­chen College beginnt.

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Foto: Sophia Eifler Die Fußballeri­n Sophia Eifler geht mit einem Sportstipe­ndium in die USA. Ab August wird sie an der University at Albany (unser Bild) studieren.
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Foto: Ernst Mayer Die 19 Jährige spielt im Angriff.
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Foto: Bernhard Weizenegge­r Den Ball hat Sophia immer im Blick.

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