Mittelschwaebische Nachrichten
Mein Feind, das Bügeleisen
Es soll Menschen geben, die kein Bügeleisen besitzen. Die im Ernstfall, wenn es mal ein wenig seriöser hergehen soll, so lange an ihren Blusen oder Hemden zupfen, bis die Kleidung aussieht wie frisch bedampft und geglättet. Manch einer akzeptiert die Unebenheiten im Stoff auch gleichmütig, wohl wissend, dass jede mit Hingabe ausgebügelte Falte irgendwann zurückkehrt und der durchschnittliche Bügler deshalb nichts anderes ist als ein moderner Sisyphus.
Bisher dachte man ganz profan, es handle sich bei der Bügel-Verweigerung um eine Lebenseinstellung, die vor allem aus Faulheit oder Gleichgültigkeit geboren wurde. Mittlerweile ist aber klar: Bügel-Gegner sind überaus schlaue Menschen. Sie haben nicht nur mehr Lebenszeit zur anderweitigen Verfügung (neun Monate!), sie ersparen sich auch viel Leid. Denn ein Bügeleisen kann – unbedacht angewandt – zum listigen Kleiderzerstörer werden.
Die Gefahr schlägt in erster Linie dann zu, wenn der Bügler nicht damit rechnet: auf Reisen zum Beispiel, in eiligen Situationen, wenn man mit einem bis dato unbekannten Gerät noch ganz schnell diese doch wirklich sehr unschönen Falten aus dem Kleid – genauer gesagt: Lieblingskleid – herausbügeln möchte. Um es kurz zu machen: Ein Bügeleisen kann sehr heiß werden und zu große Hitze äußert sich mitunter in braunen Brandflecken, die noch viel unschöner sind als eine harmlose Falte.
Manchmal hilft der Griff in die Hausmittel-Trickkiste: waschen, einweichen, mit Zitronensaft beträufeln – all das wird für Brandfleck-Notfälle empfohlen. Aber irgendwann, nach vielen verzweifelten Rettungsversuchen und der anschließenden Resignation, muss man sich dann doch eingestehen: Ohne Bügeleisen wäre das nicht passiert.