Mittelschwaebische Nachrichten

Bill Cosby muss vorerst nicht ins Gefängnis

Der US-Star bleibt auf freiem Fuß, weil sich die Geschworen­en nicht einigen konnten

- VON THOMAS SEIBERT

Norristown/Washington Am Ende stand schiere Erschöpfun­g: Auch nach mehr als 50 Stunden Beratung über sechs Tage hinweg konnten sich die Geschworen­en im Prozess gegen den US-Entertaine­r Bill Cosby nicht auf ein einstimmig­es Votum einigen. Der fast 80-jährige Fernsehsta­r verließ deshalb am Samstag als freier Mann den Gerichtssa­al der Stadt Norristown im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia, wo er sich wegen sexuellen Missbrauch­s verantwort­en musste.

So entschied es Richter Steven O’Neill. Er wünscht sich allerdings eine Neuauflage des Prozesses in spätestens vier Monaten. Der sei gegen Kaution auf freiem Fuße. Es war also allenfalls ein Etappensie­g für den Mann, der vielen Amerikaner­n als sympathisc­her „Dr. Huxtable“aus der „Cosby-Show“in Erinnerung geblieben ist. Zumal Cosbys Ruf auch ohne Verurteilu­ng ruiniert ist.

Staatsanwa­lt Kevin Steele hatte Cosby vorgeworfe­n, als prominente­r Unterstütz­er der Temple University in Pennsylvan­ia 2004 die damalige Basketball­trainerin Andrea Constand sexuell missbrauch­t zu haben. Constand sagte vor Gericht aus, Cosby habe ihr in seinem Haus drei Pillen „zum Entspannen“gegeben – die Präparate hätten sie gelähmt, sie habe sich nicht wehren können, als sich der Star an ihr verging. Neben Constand hatten Dutzende weitere Frauen ähnliche Vorwürfe erhoben. Die meisten dieser rund 60 Fälle sind längst verjährt, doch sie zeichnen das Bild eines Mannes, der seine Bekannthei­t, seinen Einfluss und seinen Reichtum über Jahrzehnte hinweg ausnutzte.

Cosby und seine Verteidige­r betonten, die sexuellen Handlungen seien stets im beiderseit­igen Einvernehm­en abgelaufen. Der Staatsanwa­ltschaft gelang es nicht, jeden der zwölf Geschworen­en vom Gegenteil zu überzeugen. Auch nicht im angeklagte­n Fall. Es ist nicht unüblich, dass Geschworen­e in Strafproze­ssen in den USA zunächst zu keinem einstimmig­en Urteil kommen, sich dann aber doch noch einigen. In dieSchausp­ieler sem Fall aber blieb eine Einigung aus, das Verfahren endete als „mistrial“(fehlerhaft geführter Prozess). Cosby drohten mehrere Jahre Haft. Er selbst äußerte sich nicht.

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Foto: dpa US Entertaine­r Bill Cosby am Samstag vor dem Gerichtsge­bäude.

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