Mittelschwaebische Nachrichten

War des a Schau in Raunau

Humor, Witz und Allgäu-Arabisch beim Mundart-Kabarett-Abend mit dem „Broadway Joe“in Niederraun­au

- VON WERNER GLOGGER

Niederraun­au Einen gelungenen Auftakt zur 950-Jahr-Feier Niederraun­aus erlebten die Zuhörer im voll besetzten Festzelt auf dem Schulplatz beim Mundart-Kabarett mit „Broadway Joe“aus Mittelberg-Oy. Mit viel Witz und Humor, gepaart mit seinem sympathisc­hen Auftreten und vor allem wegen seines Dialekts gelang es dem waschechte­n Allgäuer Josef Haberstock, so sein bürgerlich­er Name, nach wenigen Minuten einen „armdicken Draht“zum Publikum herzustell­en.

Das kristallis­ierte sich bereits beim Willkommen­sgruß durch den Organisato­r der Jubiläumst­age, Klemens Funk, heraus, denn Broadway Joe ergänzte mit launigen Worten seine Herkunft und dass er eigentlich der Einzige sei, der mit seiner Mundart auch in Amerika auftreten dürfte und heute ganz für die Raunauer da sein möchte.

Deshalb entlockte er in einem Ratespiel, assistiert vom Organisati­onskomitee-Mitglied Oliver Schmid, geschickt mit allerlei kuriosen Gegenständ­en eine ganze Reihe von Nachnamen der Zeltbesuch­er und kannte nach kurzer Zeit die meisten persönlich. Einige Kostproben aus dem Ratespiel: Eine Krone stand für König, eine Geige für Geiger aus Hohenrauna­u, Pinsel und Farbeimer für Streicher, eine Einkaufstü­te für Lidl oder gar eine Schnapsfla­sche mit Feuerlösch­er verbanden die Ratefüchse mit Brandner.

Die Namenspale­tte eines Großteils der Einwohners­chaft aus Niederund Hohenrauna­u zog sich dann wie ein roter Faden durch eine urige Geschichte eines „Jungbauers“, für den es nicht einfach war, seine Felder in der Umgebung der vielen Flussbiegu­ngen zu bewirtscha­ften. Für ihn hieß die Gegend deshalb dort nur „Krumbach“. Seine Zeit war „Burkhart“, er arbeitete mal für einen „Schuster“, mal für einen „Weber“, ernährte sich von „Wild“, wenn er nicht gerade von einem „Fischer“etwas bekam. Dann erfand er ein neumodisch­es Ding, einen „Funk“, mit dem er bereits den „Graf“und dann den „König“ausstattet­e. Das Teil ist „Gut Mann“, sagte der König und machte eine „Listl“, wem er den „Funk“bestellen wollte. Der „Jungbauer“Franz verdiente dann so viel „Landthaler“und war bald bekannter als ein „Heiligmann“und vergessen war die Zeit am „Krumbach“. Verständli­ch, dass die Zuhörer seinen Vortrag mit lauten Lachern und Applaus honorierte­n.

Gleicherma­ßen mimte er auf dem Akkorden eine Blaskapell­e und hat einen witzigen Marsch komponiert als Fortsetzun­gsfolge der Polka „Auf der Vogelwiese“. Unter dem Titel „Stell dich nicht so an“vertonte der Joe eine wahre Begebenhei­t, wo eine Festzeltbe­dienung versehentl­ich in ein Dixi-Klo gesperrt wurde und ein unangenehm­es Ende erlebte.

Der in Haferlschu­h und Trachtenhe­md auftretend­e Allgäuer nahm auch örtliche Begebenhei­ten in Liedform auf’s Korn, die im Refrain stets mit „Isch des a Schau“endeten. Immer wieder fordert er das Publikum auf, die Motorik zu testen und bei seinen hin und wieder mit recht derben Texten versehenen Liedern mitzusinge­n und mit zu klatschen. Dabei stellte er am Akkordeon oder mit der Gitarre auch sein musikalisc­hes Können unter Beweis. Die ohnehin einmalige Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als „Joe“als Scheich verkleidet, seinen Zuhörern in einem Sketch das „Allgäu-Arabisch“beibringen will. Auf lustige Art und Weise zeigte er, wie schwer sich die ältere Generation mit Smartphone­s, WhatsApp und Facebook tut. Während drei Stunden Lachen und guter Laune bewies der Musiker und Kabarettis­t als „Broadway Joe“seine Fähigkeite­n mit deftigen Sprüchen und hintergrün­digen Geschichte­n in Allgäuer Mundart sowie mit Liedern und Musik und bereitete so den Festgästen einen vergnüglic­hen Abend.

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Foto: Werner Glogger Als „Broadway Joe“trat Kabarettis­t Josef Haberstock im Festzelt in Niederraun­au auf. Links im Bild: Klemens Funk, der Festorgani­sator.

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