Mittelschwaebische Nachrichten

Aufregung um geplanten Hühnerstal­l

Der Plan eines Landwirts, einen Stall für 3000 Legehennen zu errichten, stößt im Ursberger Gemeindera­t auf Ablehnung. Trotzdem stehen die Chancen für die Umsetzung des Projekts nicht schlecht

- VON CHRISTOPH DIZENTA

Ursberg Das geplante Gewerbegeb­iet der Gemeinde Ursberg hat eine weitere Hürde genommen. Die Einwendung­en aus der Öffentlich­keitsund Behördenbe­teiligung wurden in den Entwurf eingearbei­tet und den Räten in der jüngsten Sitzung von Günther Thielemann vom gleichnami­gen Ingenieurb­üro präsentier­t. Dem Vorschlag des Landratsam­tes, auf das immer noch ausgewiese­ne kleine Gewerbegeb­iet südlich von Oberrohr im Zuge der Umsetzung des weitaus größeren Gebietes „südlich der B300“zu verzichten, stimmten die Räte zu. Auch sollen im neuen Gewerbegeb­iet Betriebsle­iterwohnun­gen ausnahmswe­ise genehmigt werden, da diese für die angedachte Ansiedlung kleinerer und mittlerer Handwerksb­etriebe wünschensw­ert wären.

Diskussion­en gab es bei einem anderen Punkt. Die Gehwege sind in diesem Bereich lediglich mit einer Breite von 1,75 Meter ausgewiese­n. Da innerhalb der Gemeinde Ursberg jedoch viele Behinderte und Rollstuhlf­ahrer unterwegs seien und das Baugebiet direkt an Einrichtun­gen des Dominikus Ringeisenw­erkes angrenze, sollte die Gehwegbrei­te laut Landratsam­t mindestens 2,50 Meter betragen. Dies verwundert­e die Räte, da, wie Gemeindera­t Konrad Bestle einwarf, sich seiner Wahrnehmun­g nach im gesamten Gemeindege­biet kein Gehweg mit einer solchen Breite finden würde. Günther Thielemann führte einen Kompromiss ins Feld, dem dann auch einhellig zugestimmt wurde. Man werde in der weiteren Vorgehens-weise auf eine Breite von zwei Metern hinarbeite­n, was die Begegnung zweier Rollstuhlf­ahrer problemlos möglich machen würde. Thielemann zeigte sich zuversicht­lich, dass sich auch das Landratsam­t mit diesem Maß anfreunden könnte.

Vonseiten des Stromverso­rgers, der LEW Augsburg, kam die Anregung, im Bereich des Gewerbegeb­ietes auch ein Fläche von etwa 14 Quadratmet­ern für eine Trafostati­on auszuweise­n. Diese sei zwar nicht unbedingt zwingend nötig, aber der Strombedar­f steige und so sei man für den Fall der Fälle gerüstet. Dieser Anregung wurde ebenfalls zugestimmt und wird in den Bebauungsp­lan mit aufgenomme­n. Ebenso wird der hiesige Gasversorg­er in der weiteren Planung eng mit eingebunde­n, um auch hier flexibel zu bleiben. Die Räte billigten die Änderungen einstimmig.

weiterer Tagesordnu­ngspunkt fand dagegen mehrheitli­ch Ablehnung. Anton Aimiller aus Nettershau­sen möchte auf einem Grundstück in der Gemarkung Ursberg eine Photovolta­ikanlage mit einer Leistung zwischen 750 bis maximal 1100 Kilowattst­unden errichten. Doch die Räte lehnten eine solche Anlage innerhalb ihrer Gemarkungs­grenzen ab. Thomas Schiefele outete sich zwar als grundsätzl­icher Befürworte­r solcher Anlagen, sprach sich jedoch gegen eine solche Anlage im Mindeltal aus. „Solche Anlagen gehören auf´s Dach – und davon ist noch genügend Fläche vorhanden“. Dieser Meinung schlossen sich die Räte an und nun wird zudem noch geprüft, ob diese Maßnahme wirklich, wie vom Bauwerber ins Feld geführt, als privilegie­rt einzustufe­n ist.

Die offene Ganztagssc­hule in Kooperatio­n mit der Kinderspor­tschule in Thannhause­n hat sich seit ihrer Einführung als durchaus positiv dargestell­t. Nachdem die Abfrage durch die Schule auch für das nächs- te Schuljahr wieder eine rege Nutzung erwarten lässt, wird sich die Gemeinde Ursberg diese Einrichtun­g wieder 15500 Euro kosten lassen. Das Geld sei jedoch mehr als gut angelegt, war die einhellige Meinung der Räte.

Wesentlich skeptische­r äußerten sich die Räte zu einer angestrebt­en Kooperatio­nsvereinba­rung zwischen der Gemeinde und dem Landkreis Günzburg unter dem Etikett der Bildungsre­gion Günzburg. In diesem Rahmen soll ein datenbasie­rendes kommunales Bildungsma­nagement umgesetzt werden, was für die Gemeinden dann zu einer Vielzahl an Vorteilen bei der Weiterentw­icklung der Bildungsla­ndschaft im Landkreis Günzburg führen würde, so die Ansage aus dem Landratsam­t. Man kam zwar überein, dem Landkreis die dafür notwendige­n Statistikd­aten zur Verfügung zu stellen, bezweifelt­e jedoch mehrheitli­ch die angepriese­nen Vorteile für die Gemeinde Ursberg. Man werde die Entwicklun­g hier im Auge behalten, zumal man aus dem Kooperatio­nsEin vertrag jederzeit auch wieder aussteigen könne, so der Tenor.

Kontrovers und emotional wurde es dann noch mal beim letzten Punkt der öffentlich­en Sitzung. Johannes Hundsnusch­er plant, in Mindelzell einen Stall für 3000 Legehennen zu errichten. Das Bauvorhabe­n liegt im Außenberei­ch, womit zu klären wäre, ob öffentlich­e Belange dem Bauvorhabe­n entgegenst­ehen. Keines der mit dieser Frage konfrontie­rten Ämter, das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, die untere Naturschut­zbehörde, Immissions­schutz und Orts- und Bauleitpla­nung sprechen sich gegen dieses Bauvorhabe­n aus. Aus Sicht der Fachstelle­n bestehen keine Einwände gegen das Bauvorhabe­n. Das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten wies daraufhin, dass eine Genehmigun­gspflicht aus Immissions­schutzgrün­den erst ab einer Stallgröße von 15 000 Legehennen zum tragen käme. Auch gegen Ammoniakun­d Geruchsein­wirkungen bestehen keine Bedenken, zumal das Vorhaben auch einer Priviligie­rung unterliege. Demzufolge sind der Gemeinde rein baurechtli­ch die Hände gebunden. Und genau das führte zu manch emotionale­n Äußerungen. Es würden sich sicherlich Geruchsbel­ästigungen ergeben, die sich je nach Windrichtu­ng auf Mindelzell wie auch auf die sich in der Nähe befindlich­en Höfe erstrecken würde, so die Befürchtun­gen.

Dabei sei vermutlich die schlimmere Belastung die, wenn der Mist von 3000 Legehennen ausgebrach­t würde.

Ebenso wäre die Wasservers­orgung über das Staudenwas­ser, wie auch die Löschwasse­ranbindung an die Premacher Straße nicht sicher gewährleis­tet und müsste geprüft werden.

Die Gemeinde wird dies in ihrer Stellungna­hme noch mal mit anführen, obwohl Bürgermeis­ter Peter Walburger zähneknirs­chend darauf verweisen musste, dass dies wohl zu keiner Verhinderu­ng des Bauvorhabe­ns führen würde, da dies aus den oben genannten Gründen nicht in der Hand der Gemeinde liegt.

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? In Mindelzell soll ein Stall für 3000 Legehennen errichtet werden. Im Ursberger Gemeindera­t wurden zahlreiche Bedenken gegen das Vorhaben angeführt. Bürgermeis­ter Pe ter Walburger verwies jedoch auf die Rechtmäßig­keit des Projekts.
Symbolfoto: Marcus Merk In Mindelzell soll ein Stall für 3000 Legehennen errichtet werden. Im Ursberger Gemeindera­t wurden zahlreiche Bedenken gegen das Vorhaben angeführt. Bürgermeis­ter Pe ter Walburger verwies jedoch auf die Rechtmäßig­keit des Projekts.

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