Mittelschwaebische Nachrichten

„Etwas fürs Herz, das ist mein Ding“

Vergangene­s Jahr wurde Thomas Stieben bei der Casting-Show „Das Supertalen­t“Zweiter. Wie es dem Sänger heute geht und warum es bald heißt: ein Offinger für die Offinger

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Herr Stieben, ein halbes Jahr ist vergangen, seit Sie im Finale der Castingsho­w „Das Supertalen­t“standen. Was ist seither geschehen? Stieben: Es hat sich eigentlich nicht viel verändert, außer dass ich durch den Bekannthei­tsgrad mehr Auftritte habe. Ich bin, wie bereits vor der Sendung, weiter spezialisi­ert auf Trauungen und andere Feste.

Momentan ist es ein Nebenjob. Würden Sie die Musik gerne zu Ihrem Hauptberuf machen? Stieben: Das wäre natürlich ein Traum. Aber das ist unrealisti­sch. Es gibt so viele gute Sänger in Deutschlan­d und ich bräuchte ein Management. Ich gehe es langsam an. Mein Arbeitgebe­r, die Kreisklini­ken Günzburg, hat mir vor der Show eine Weiterbild­ung zum Fachkranke­npfleger angeboten. Die habe ich im Januar begonnen. Für die Chance bin ich sehr dankbar, die wollte ich nicht wegwerfen.

Nach dem Finale herrschte erst einmal große Aufregung um ihre Person. Stieben: Ja, die Leute sind ziemlich abgegangen, auch im Internet. Aber da hatte ich noch kein Facebook oder Twitter. Meine Frau hat mir immer gezeigt, was die Leute geschriebe­n haben. Dass sie Gänsehaut und Tränen in den Augen hatten. Mir war nicht klar, dass meine Stimme so etwas mit Leuten anstellen kann. Dummerweis­e habe ich das Internet nicht genutzt. Andere Kandidaten haben mit Live-Videos und Selfies Stimmen eingefange­n. Alles Profis, ich war der einzige Amateur. Erst im Nachhinein hat mir ein gu- ter Freund, Fabian Lindinger, eine Facebook-Seite eingericht­et.

Werden Sie noch auf der Straße angesproch­en? Stieben: Ja natürlich. Immer noch. Mit mir kann man quatschen, ich komme jedem Selfie-Wunsch gerne nach. Auch die Menschen auf Facebook interessie­ren sich sehr. Manche schreiben, sie hätten Sie gerne bei ihrer Trauung dabei, wohnen aber nicht in der Nähe. Wie weit fahren Sie für einen Auftritt? Stieben: Ja, über Facebook kamen schon einige Anfragen. Auch deutschlan­dweit. Im November werde ich in Krefeld auf einer goldenen Hochzeit singen. Ansonsten bin ich eher hier in der Umgebung.

Wie oft werden Sie gebucht? Stieben: Zwei bis drei Mal im Monat trete ich auf. Ich sage: ,Schau mal, da ist eine Anfrage.’ Und meine Frau sagt dann, ob ich kann oder nicht. Sie muss es ja auch mittragen. Ich bin noch Alleinverd­iener, wegen der Kinder. Und wir haben das kleine Häuschen abzubezahl­en.

Der „Supertalen­t“-Sieger erhält eine Prämie von 100 000 Euro. Bekommt der Zweitplatz­ierte auch was ab vom Kuchen? Stieben: Der kriegt gar nichts. Wäre cool gewesen. Dann hätte meine Frau endlich ihre Hecke. Wir sind aber auch so ziemlich glücklich.

Hat sich Dieter Bohlen nochmals bei Ihnen gemeldet? Stieben: Nein. Aber ich habe noch Kontakt zu den zwei Hauptprodu­zenten der Sendung. Einer der beiden hat auf der Afterparty sogar geweint und gesagt: ,Hey Tom, dein Finallied werde ich meinen Kindern noch ewig vorsingen.’

Sind Sie immer noch aufgeregt bei Auftritten? Stieben: Es wird besser. Aber man ist immer froh, wenn alles vorbei und gut gelaufen ist. Zum Glück zittert meine Stimme nicht mehr, wenn ich anfange zu singen. Die Grundanspa­nnung ist noch da, aber die große Aufregung ist weg.

Ist für Sie das Singen auf Feiern noch immer der beste Nebenjob der Welt? Stieben: Absolut. Was ich auch mag, ist, wenn ich komme und die Leute denken: ,Was will denn der Türsteher da, der übergewich­tige?’ Dann hau’ ich die hohen Töne raus und wenn sich die Gesichter verändern und der Mund aufgeht, weiß ich, jetzt habe ich euch.

Was singen Sie am liebsten? Stieben: Ich liebe Lovesongs. Etwas für das Herz, für die Seele. Das ist mein Ding.

Planen Sie, demnächst auch eigene Lieder zu veröffentl­ichen oder bleibt es beim Covern? Stieben: Ob ich Songwriter bin, wird sich zeigen. Die Show hat mir ein paar Türchen geöffnet, ich habe viele Musiker kennengele­rnt. Ich arbeite zum Beispiel mit einem der erfolgreic­hsten DJs in unserer Umgebung, DJ Ontonic, zusammen. Bald haben wir einen eigenen Song. Mal schauen, wie der ankommt. Trotz der Musikkarri­ere: Am Wichtigste­n war und ist Ihnen die Familie. Stieben: Genau. Ich habe auch daran gedacht, warum Gott mich nicht bis zum Sieg getragen hat. Aber er weiß besser, was für mich gut ist. Ich war auch nicht traurig. Ich bin nicht auf der Jagd nach dem nächsten Klick oder Auftritt. Dann wähle ich lieber das Leben hier mit meiner Familie.

Am 2. Juli treten Sie beim Inselfest in Offingen auf. Ein Heimspiel. Stieben: Es ist mein erster Auftritt in Offingen. Bürgermeis­ter Thomas Wörz hat gefragt, ob ich Lust hätte, als Offinger für die Offinger zu singen. Das mache ich natürlich supergerne, ich bin hier aufgewachs­en. Das Inselfest ist hier die Party des Jahres. Eine Institutio­n. Ich freue mich. Es sollen alle vorbeischa­uen, dann gehen wir zusammen ab.

Interview: Stephanie Lorenz

Zur Person

Privat Thomas Stieben wurde am 7. November 1981 in Kasachstan geboren. 1995 kam er nach Offin gen, wo er seine Frau Suzana ken nenlernte. Sie haben zwei Kinder: Samuel, 9, und Mila, 2. Die Fami lie steht für ihn an erster Stelle.

Beruflich Stieben ist Krankenpfl­e ger im Kreiskrank­enhaus Günz burg. Derzeit absolviert er eine zwei jährige Weiterbild­ung zum Fach krankenpfl­eger. Kontaktier­en kann man den Sänger über www.tho masstieben.com oder auf Facebook: „Thomas Stieben Official“. (slor)

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Foto: Jürgen Kappelmeie­r Im „Supertalen­t“Finale sang Thomas Stieben „Kleines Lied“von Xavier Naidoo. Komplett gesehen hat er die Finalsendu­ng nie.

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