Mittelschwaebische Nachrichten
Ärger um Ticket Gebühren
Wer seine Eintrittskarte zu Hause ausdrucken will, muss oft draufzahlen. Dagegen regt sich Widerstand. Anbieter verteidigen die Kosten und erklären, wie sie entstehen
Diese Kosten seien nötig, um das Unternehmen zu bezahlen, das den Ticketservice betreut. Bei den bayerischen Staatstheatern ist das die Firma Eventim, die Karten für zigtausende verschiedene Veranstaltungen vertreibt.
Mit dieser Erklärung will sich Rosi Steinberger, verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, nicht zufriedengeben: „Der Verbraucher und die Verbraucherin werden also einfach mithilfe von Bearbeitungsgebühren ausgenommen.“Stattdessen fordert sie die Abschaffung der Gebühren.
Ein Thema, das auch die Verbraucherzentralen beschäftigt. Das bekam das Unternehmen München Ticket, das Karten für Veranstaltungen in der Landeshauptstadt vertreibt, zu spüren und fing sich Ende September 2016 eine Unterlassungsforderung des Verbraucherservice Bayern ein. Es hatte für seine Print@home-Tickets eine Gebühr von 1,90 Euro verlangt – unzulässig, fand der Verbraucherservice.
Stephan Rusch, Geschäftsführer von München Ticket, nahm diese Entscheidung hin. Besonders glücklich ist er darüber allerdings nicht. „Ich verstehe die Verbraucher abso- lut, die ihr Ticket selbst ausdrucken und sich wundern, dass sie deshalb sogar noch bezahlen sollen.“Allerdings handle es sich bei den Gebühren nicht um Bearbeitungsgebühren, wie von Rosi Steinberger kritisiert.
Denn für das Anbieten von Print@home-Tickets seien weitere Arbeitsschritte nötig, erklärt Rusch. Einerseits müsse wegen der Tickets ein neues Karten-Layout angeboten werden. Andererseits sei zum Lesen der Tickets beim Einlass eine spezielle Technik nötig, die auch der Sicherheit diene. Deren Entwicklung wurde bis zum vergangenen Herbst mit den Gebühren finanziert. Nun
Print@home bedeutet, dass man sich seine Tickets, etwa fürs Thea ter oder für ein Konzert, zu Hause am eigenen Drucker ausdruckt.
Weil es keine Merkmale wie Holo gramme oder Wasserzeichen gibt, ist auf das Ticket in der Regel ein Strich Code aufgedruckt, der an der Kasse eingescannt wird. Damit ist sichergestellt, dass das Ticket nur einmal verwendet werden kann. (AZ) treibt München Ticket diese Entwicklung mit Geld aus der eigenen Tasche voran. Vorbei ist das Thema für München Ticket allerdings noch nicht. Auch wenn das Unternehmen nicht juristisch gegen die Unterlassungsforderung des Verbraucherservice vorgehen möchte, einen Lichtblick gibt es für Rusch.
Im August 2016 urteilte das Bremer Landgericht, dass die Gebühr von 2,50 Euro für ein Print@homeTicket, das direkt bei Eventim gekauft wurde, unzulässig sei. Eventim ging in Berufung, das Bremer Oberlandesgericht bestätigte aber das Urteil des Landgerichtes. Das ist allerdings noch nicht rechtskräftig – Eventim hat Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfällt, werde es sich München Ticket vorbehalten, die Gebühren wieder einzuführen, sagt Stephan Rusch.
Beim Theater in Augsburg gibt es die Gebühren für Print@home-Tickets nicht, erklärt Korbinian König aus der Marketing-Abteilung. Auch das Theater Augsburg hat einen Vertrag mit einem externen Anbieter, dem Unternehmen Bilettix. Für die Kosten kommt allerdings das Theater auf. »Kommentar
Man nimmt dem Ticketservice ein Stück Arbeit ab, druckt sich seine Konzertkarten selbst aus und soll trotzdem eine Gebühr dafür bezahlen? Die Grünen im Bayerischen Landtag sprechen von Verbraucherabzocke – und sie haben recht.
Wer Print@home-Tickets zu Hause druckt, benutzt sein eigenes Papier, seine eigenen Computerprogramme, seinen eigenen Drucker. Alles läuft elektronisch, der Anbieter muss kein Papier und natürlich auch kein Porto bezahlen. Die Veranstalter indes argumentieren unter anderem mit Kosten, die für externe Ticketvertreiber anfallen, und mit teuren Techniken – in anderen Branchen gibt es das Problem offensichtlich nicht: OnlineZugtickets der Deutschen Bahn etwa kann man kostenlos ausdrucken.
Ärgerlich ist auch, dass es für den Verbraucher keine Transparenz gibt. Wie kommen die Preise zustande? Wer auf der Internetseite des Ticketvertreibers Eventim Karten – sagen wir für eine Aufführung der Dreigroschenoper in Dresden – kaufen will, soll eine Gebühr von 2,50 Euro bezahlen, wenn er sie selbst ausdruckt – egal, ob man nun eine oder fünf Karten erwirbt. Wer auf der Seite der Bayerischen Staatstheater Print@home-Tickets erwerben möchte, muss pro Karte eine Gebühr von 1,50 Euro bezahlen – bei fünf Karten also 7,50 Euro. Dieser Ticketservice wird auch von Eventim betreut.
Noch ist das Urteil, dass die Gebühren von Eventim unzulässig sind, nicht rechtskräftig. Es wäre aber der richtige Schritt.
So geht Print@home