Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Fall von Geldwäsche

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FVON JOHANN STOLL inanzminis­ter lieben Italien. Dafür gibt es gute Gründe. Das generell süße Leben, die Toskana, das Meer, das Essen, die netten Menschen. Aber es gibt da noch etwas. Es ist ein Ausspruch der Römer, auf den die große Zuneigung zurückgeht. Pecunia non olet, Geld stinkt nicht. Der klamme Kaiser Vespasian war vor 2000 Jahren auf die pfiffige Idee verfallen, eine Latrinenst­euer einzuführe­n. Das hat ganze Generation­en von Finanzmini­stern geprägt. Das versprach dem immer klammen Kaiser stetig hohe Einnahmen. Kommt ja keiner aus. Der Spruch hat sich bis in unsere Tage gehalten. Heute würde man vielleicht sagen, Hauptsache, die Kasse stimmt. Woher das Geld kommt, ist egal. Es dürfen auch anrüchige Quellen sein.

Das mit dem nicht stinkenden Geld stimmt freilich so ganz auch wieder nicht. Ich hatte kürzlich einen Schein in die Finger bekommen, der nicht nur seltsame dunkle Flecken aufwies. Es müffelte auch seltsam aus der Geldbörse. Bei näherer Betrachtun­g und unter Einschaltu­ng des Geruchsorg­ans, war kein Zweifel möglich. Gut, ich erspare Ihnen jetzt die Details. Nur so viel: Wäre der Euro schon vor 2000 Jahren eingeführt worden, ich wäre mir sicher: Das ist ein original römischer Zehn-Euro-Schein direkt aus Kaiser Vespasians Latrine. Damit jetzt bei sensiblen Gemütern keine Panik ausbricht: Der Schein ist frisch gewaschen und getrocknet wieder in Umlauf gekommen. Und so dürfen wir hiermit vermelden: Auch dieser Schein olet nicht mehr.

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