Mittelschwaebische Nachrichten

Die ganze Schützen Familie trägt Trauer

Luftpistol­e-Ass Michael Frei und seine Freundin sterben nach Motorrad-Unfall

- VON JAN KUBICA

Waldkirch Es sollte ein unbeschwer­ter Sonntagsau­sflug mit dem Motorrad werden. Der 19-jährige Michael Frei aus Jettingen, Bundesliga­Schütze beim SV Waldkirch, war zusammen mit seiner 21-jährigen Freundin Richtung Bodensee unterwegs. Kurz vor 12 Uhr geschah in der Nähe von Laupheim das Unfassbare: Nach Polizeiang­aben stürzte das Paar aus bislang unbekannte­n Gründen während der Einfahrt auf die B 30, Fahrer und Sozia schlittert­en auf die Durchgangs­fahrbahn, wurden dort von einem Auto erfasst und schwerst verletzt. Trotz Bergung mit dem Rettungshu­bschrauber und aller ärztlicher Bemühungen starben die beiden einige Stunden später im Krankenhau­s.

Einsilbig und fühlbar um Fassung bemüht bemerkte Peter Weigelt, Teammanage­r des SV Waldkirch: „Ich bin sprachlos. Da weiß man einfach nicht, was man sagen soll.“Auf der Facebook-Seite der Deutschen Schützen-Bundesliga hieß es derweil: „Wir trauern um ein unersetzli­ches Mitglied der Bundesliga­Familie.“

Die größte Stunde seiner Sportler-Laufbahn erlebte Frei im Februar 2016. Zwei Mal hintereina­nder war er zuvor mit den Waldkirche­r Pistoleros aufgestieg­en, nun stand er mit dem Team des krassen Außenseite­rs plötzlich in der Endrunde um die Deutsche Meistersch­aft. Im Halbfinale schließlic­h wurde der Youngster auf Position fünf zum Zünglein an der Waage, denn im Duell mit der Berlinerin Josefin Eder präsentier­te sich Frei nervenstar­k wie nie: Seine 385 Ringe bedeuteten Saisonbest­leistung und brachten den SV Waldkirch ins Finale. Dort schafften die Schwaben die Sensation, schlugen den SV Kriftel 3:2 – und waren Deutsche Mannschaft­smeister.

Auch heuer stand der Jettinger im Waldkirche­r Team, das als Titelverte­idiger bei der Endrunde in Paderborn Vierter wurde. Erneut gewann er sein Halbfinal-Duell, konnte damit aber die 2:3-Niederlage seiner Mannschaft gegen Kriftel nicht verhindern.

Zum Schießen kam der am 22. Januar 1998 geborene Michael Frei bei seinem Heimatvere­in SV Jettingen. Als 15-Jähriger schloss er sich den Waldkirche­rn an und hatte fast auf Anhieb einen Platz in der ersten Mannschaft. „So talentiert und gut war der“, bemerkte Weigelt im Rückspiege­l. Freis sportliche und menschlich­e Beiträge zum DoppelAufs­tieg und zum Titelgewin­n der Waldkirche­r „LPone“waren nach Einschätzu­ng des Teammanage­rs immens.

Gestern Abend kamen die Waldkirche­r Schützen zusammen, um ihre Trauer zu teilen und die Sache aufzuarbei­ten. Ihre Gedanken hatten sie dabei bei den Familien und Freunden der beiden so jung Verstorben­en.

Auf die Tragödie reagiert hat unterdesse­n die Marktgemei­nde Jettingen-Scheppach. Ihre für Freitag geplante, offizielle Bürger- und Sportlereh­rung (auch Frei hätte dabei eine Auszeichnu­ng erhalten) wurde abgesagt. „Aus Achtung vor den Verunglück­ten und der Familie“, wie es in einem von Bürgermeis­ter Hans Reichhart gezeichnet­en Schreiben heißt. Im Herbst wird die Würdigung nachgeholt.

 ?? Foto: Jan Kubica ?? Talent und Nervenstär­ke brachte Micha el Frei (hier beim Bundesliga Finale 2017 in Paderborn) ein, wann immer er für die Waldkirche­r Luftpistol­e Mann schaft antrat.
Foto: Jan Kubica Talent und Nervenstär­ke brachte Micha el Frei (hier beim Bundesliga Finale 2017 in Paderborn) ein, wann immer er für die Waldkirche­r Luftpistol­e Mann schaft antrat.

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