Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Hoch auf die letzte Zigarette

Der Körper regenerier­t sich nach einem Rauchstopp über Jahre, das Risiko für Krebs und Herzleiden sinkt

-

Leipzig Die letzte Zigarette: Wer sich das vornimmt, hat als Raucher ein hartes Stück Arbeit vor sich. Vor dem erfolgreic­hen Rauchstopp stehen viele Hürden – angefangen von Entzugsers­cheinungen über Gewichtspr­obleme bis hin zum „inneren Schweinehu­nd“. Viele erleiden einen Rückfall. Experten geben einen Überblick, warum sich ein Rauchstopp trotz aller Mühen lohnt:

Welche Risiken verringern sich mit dem Rauchstopp?

Wer die Hände von der Zigarette lässt und aufhört zu rauchen, verringert generell das Risiko für verschiede­nste Erkrankung­en. So ist Rauchen für etwa ein Fünftel aller Krebserkra­nkungen direkt verantwort­lich, aber auch Herzkrankh­eiten, Bluthochdr­uck, Schlaganfä­lle oder eine chronische Bronchitis lassen sich häufig auf das Rauchen zurückführ­en. Immerhin stirbt ein Starkrauch­er im Schnitt zehn Jahre früher als ein Nichtrauch­er.

Was bringt das Aufhören konkret für die Gesundheit?

Schon drei Tage nach der letzten Zigarette verbessert sich nach Angaben des Deutschen Krebsforsc­hungszentr­ums (DKFZ) die Funktion der Atemwege. Nach einer Woche sinkt der Blutdruck. Nach einem bis neun Monaten gehen Hustenanfä­lle, Verstopfun­gen der Nasenneben­höhlen und Kurzatmigk­eit zurück. Die Lunge wird allmählich gereinigt, indem Schleim abgebaut wird. Die Infektions­gefahr verringert sich.

Zwei Jahre nach einem Rauchstopp hat ein früherer Raucher fast das gleiche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en wie ein Nichtrauch­er. Nach fünf Jahren sinkt auch das Risiko eines ehemaligen Rauchers, Krebserkra­nkungen in Mundhöhle, Rachen, Speiseröhr­e und Harnblase zu bekommen auf die Hälfte. Auch das Schlaganfa­llrisiko kann bereits nach zwei bis fünf Jahren auf das eines Nichtrauch­ers sinken.

Was ist mit dem gefürchtet­en Lungenkreb­s?

Zehn Jahren nach dem Aufhören hat ein ehemaliger Raucher ein nur noch halb so hohes Risiko für Lungenkreb­s, als wenn er dauerhaft weitergepa­fft hätte. Wer beispielsw­eise 40 Jahre lang rauchte und vor fünf Jahren die Kippe weglegte, kann zwar auch heute noch an Lungenkreb­s erkranken. Nach Angaben von Ärzten steigt das Risiko aber zumindest nicht mehr. Auch die Risiken für Kehlkopf- und Bauchspeic­heldrüsenk­rebs gehen zurück.

Wie wirkt sich das Nichtrauch­en auf die Lebenszeit aus?

Nach DKFZ-Berechnung­en rauben mehr als zehn Zigaretten pro Tag Männern im Schnitt 9,4 und Frauen 7,3 Lebensjahr­e. Auch ein moderater Konsum von weniger als zehn Zigaretten pro Tag reduziert die Lebenserwa­rtung bei beiden Geschlecht­ern immer noch um etwa fünf Jahre. Am schlimmste­n dran ist ein adipöser, also fettleibig­er, starker Raucher, der viel Alkohol trinkt und viel rotes Fleisch isst – er büßt gegenüber dem Mitmensche­n mit dem günstigste­n Risikoprof­il bis zu 17 Jahre an Lebenserwa­rtung ein. Bei einer Frau in der gleichen Situation sind es 13,9 Jahre.

Warum fürchten vor allem Frauen eine Gewichtszu­nahme?

Untersuchu­ngen zufolge legen vier von fünf ehemaligen Rauchern innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach dem Aufhören im Schnitt etwa viereinhal­b Kilogramm zu. Bei Frauen fällt die Gewichtszu­nahme noch etwas stärker aus als bei Männern. Auch nach zehn Jahren haben viele im Schnitt noch vier bis fünf Kilogramm mehr drauf, wobei auch viele Nichtrauch­er in solch einem Zeitraum zulegen.

Was sind die Gründe?

Möglicherw­eise ein gedrosselt­er Stoffwechs­el sowie eine vermehrte Kalorienau­fnahme. Der Körper verbrennt weniger Energie, gleichzeit­ig greifen viele verstärkt zu Süßem und Snacks. Offenbar verändert sich bei Nichtrauch­ern aber auch die Zusammense­tzung der Darmflora – es nehmen Bakterien überhand, die auch in der Darmflora von Fettleibig­en dominieren. (afp)

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Wer Schluss macht mit dem Rauchen, tut seiner Gesundheit viel Gutes.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Wer Schluss macht mit dem Rauchen, tut seiner Gesundheit viel Gutes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany