Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Leben neben Lärm und Abgasen
Die Krumbacher Straße ist die am stärksten belastete Mindelheimer Trasse. Wenigstens eine mobile Tempoanzeige sollte möglich sein, erbitten Anlieger von der Stadt
Mindelheim Der Garten liegt hübsch im Osten des Wohnhauses. Blumen und Büsche sorgen für frisches Grün und bunte Farben. Ein paar Stühle und ein Tisch stehen auf Rasen und Terrasse. Hier lässt es sich aushalten. Selbst das leichte Brummen im Hintergrund stört die Unterhaltung kaum. Ganz anders im Westen des Hauses, nur ein paar Meter entfernt. Ein Auto nach dem anderen rauscht hier vorbei. Noch vor drei Jahren saßen die Bewohner hier hin und wieder draußen, erzählt der Hausherr. Heute sei das unmöglich. Der Verkehr habe drastisch zugenommen. Lärm und Abgase beeinträchtigten die Lebensqualität spürbar.
Hubert S. (Name von der Redaktion auf Wunsch geändert) wohnt seit ein paar Jahren an Mindelheims am stärksten befahrener Straße. Es ist die Nord-Süd-Achse durch die Kreisstadt, die Krumbacher Straße. Nicht alle entlang dieser Trasse sind gleichermaßen durch Lärm und Verkehr geplagt. Wer sein Haus nördlich des Busbetriebs Steber bis etwa zur Martin-Schorer-Straße stehen hat, der ist durch eine Lärmschutzwand geschützt.
Bei Hubert S. und seinen Nachbarn ist das anders. Sie wohnen weiter draußen fast am Ende der Stadt auf der östlichen Seite. Die Zufahrt von der Garage führt auf die Krumbacher Straße. Und deshalb gibt es dort auch keinen Lärmschutzwall. Wären die Anlieger über den Erlen- angebunden worden, könnten die Häuser Richtung Westen besser geschützt werden.
Bereits um 5 Uhr ist es mit er Nachtruhe vorbei. Viele Autofahrer scheinen es zu dieser frühen Stunde besonders eilig zu haben. Oder sich darauf zu verlassen, dass es noch keine Tempokontrollen gibt. Hubert S. hat sich privat eine Radarpistole besorgt. Immer wieder werde an seinem Haus mit 100 Sachen vorbeigerast. Tempo 50 ist erlaubt.
Er ist auch mit einem Lärmmessgerät ausgerüstet. 95 Dezibel sind keine Seltenheit, die er misst, wenn ein Fahrzeug vorbeifährt.
Die Stadt kennt das Problem, dass gerade am nördlichen Ortsein- und -ausgang zu schnell gefahren wird. Deshalb wird immer wieder mal die Geschwindigkeit gemessen. Hubert S. findet aber, das geschehe viel zu selten. Und auch als die Zeitung an einem Freitagnachmittag vor Ort war, waren immer wieder Autos und Motorräder mit 65 bis 70 Stundenkilometern und damit deutlich zu schnell unterwegs.
Hubert S. wünscht sich auch im Namen der Nachbarn eine mobile Geschwindigkeitsanzeige von der Stadt, die immer am Stadtrand an der Krumbacher Straße stehen sollte. Andere Orte, die diesen Schritt getan haben, machen gute Erfahrungen damit. Der Verkehr rollt deutlich langsamer an solchen Messweg stellen vorbei. Um die Anwohner besser vor den Folgen des Verkehrs zu schützen, sollte die Stadt handeln, meint der lärmgeplagte Anwohner. Wenn siebenstellige Beträge vorhanden sind, um Fischtreppen an der Wertach zu bauen oder Frösche bei Unggenried zu schützen, sollten auch die Menschen zu ihrem Recht kommen. 5000 bis 6000 Fahrzeuge am Tag dürften die Krumbacher Straße auf- und abfahren. Freitags und samstags ist es besonders schlimm, weil dann viele Mindelheimer den Werststoffhof ansteuern. Der liegt bekanntlich etwas außerhalb im Norden. Fast jeder, der dorthin will, nutzt die Krumbacher Straße. Dieser Verkehr lässt sich also kaum verringern.
Bei so manchem landwirtschaftlichen Großgerät sieht das Hubert S. anders. Durchfahren dürfen nur Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von weniger als 7,5 Tonnen. Immer wieder werde dieses Gewicht überschritten, ist er sich sicher. Er appelliert, dass vor allem jene Bauern die Umfahrung nutzen sollten, die aus dem Raum Lauchdorf kommen und zur Futtertrocknung unterwegs sind. Aber es sollten sich alle Mindelheimer überlegen, ob es nicht viel häufiger sinnvoll wäre, die Umfahrung zu nutzen. Maximal 980 Meter Umweg muss in Kauf nehmen, wer die weitere Strecke nutzt, die aber die Anwohner sehr entlasten würde, sagt Hubert S. – und es gibt keinen Stop-and-go-Verkehr.