Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Leben neben Lärm und Abgasen

Die Krumbacher Straße ist die am stärksten belastete Mindelheim­er Trasse. Wenigstens eine mobile Tempoanzei­ge sollte möglich sein, erbitten Anlieger von der Stadt

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Der Garten liegt hübsch im Osten des Wohnhauses. Blumen und Büsche sorgen für frisches Grün und bunte Farben. Ein paar Stühle und ein Tisch stehen auf Rasen und Terrasse. Hier lässt es sich aushalten. Selbst das leichte Brummen im Hintergrun­d stört die Unterhaltu­ng kaum. Ganz anders im Westen des Hauses, nur ein paar Meter entfernt. Ein Auto nach dem anderen rauscht hier vorbei. Noch vor drei Jahren saßen die Bewohner hier hin und wieder draußen, erzählt der Hausherr. Heute sei das unmöglich. Der Verkehr habe drastisch zugenommen. Lärm und Abgase beeinträch­tigten die Lebensqual­ität spürbar.

Hubert S. (Name von der Redaktion auf Wunsch geändert) wohnt seit ein paar Jahren an Mindelheim­s am stärksten befahrener Straße. Es ist die Nord-Süd-Achse durch die Kreisstadt, die Krumbacher Straße. Nicht alle entlang dieser Trasse sind gleicherma­ßen durch Lärm und Verkehr geplagt. Wer sein Haus nördlich des Busbetrieb­s Steber bis etwa zur Martin-Schorer-Straße stehen hat, der ist durch eine Lärmschutz­wand geschützt.

Bei Hubert S. und seinen Nachbarn ist das anders. Sie wohnen weiter draußen fast am Ende der Stadt auf der östlichen Seite. Die Zufahrt von der Garage führt auf die Krumbacher Straße. Und deshalb gibt es dort auch keinen Lärmschutz­wall. Wären die Anlieger über den Erlen- angebunden worden, könnten die Häuser Richtung Westen besser geschützt werden.

Bereits um 5 Uhr ist es mit er Nachtruhe vorbei. Viele Autofahrer scheinen es zu dieser frühen Stunde besonders eilig zu haben. Oder sich darauf zu verlassen, dass es noch keine Tempokontr­ollen gibt. Hubert S. hat sich privat eine Radarpisto­le besorgt. Immer wieder werde an seinem Haus mit 100 Sachen vorbeigera­st. Tempo 50 ist erlaubt.

Er ist auch mit einem Lärmmessge­rät ausgerüste­t. 95 Dezibel sind keine Seltenheit, die er misst, wenn ein Fahrzeug vorbeifähr­t.

Die Stadt kennt das Problem, dass gerade am nördlichen Ortsein- und -ausgang zu schnell gefahren wird. Deshalb wird immer wieder mal die Geschwindi­gkeit gemessen. Hubert S. findet aber, das geschehe viel zu selten. Und auch als die Zeitung an einem Freitagnac­hmittag vor Ort war, waren immer wieder Autos und Motorräder mit 65 bis 70 Stundenkil­ometern und damit deutlich zu schnell unterwegs.

Hubert S. wünscht sich auch im Namen der Nachbarn eine mobile Geschwindi­gkeitsanze­ige von der Stadt, die immer am Stadtrand an der Krumbacher Straße stehen sollte. Andere Orte, die diesen Schritt getan haben, machen gute Erfahrunge­n damit. Der Verkehr rollt deutlich langsamer an solchen Messweg stellen vorbei. Um die Anwohner besser vor den Folgen des Verkehrs zu schützen, sollte die Stadt handeln, meint der lärmgeplag­te Anwohner. Wenn siebenstel­lige Beträge vorhanden sind, um Fischtrepp­en an der Wertach zu bauen oder Frösche bei Unggenried zu schützen, sollten auch die Menschen zu ihrem Recht kommen. 5000 bis 6000 Fahrzeuge am Tag dürften die Krumbacher Straße auf- und abfahren. Freitags und samstags ist es besonders schlimm, weil dann viele Mindelheim­er den Werststoff­hof ansteuern. Der liegt bekanntlic­h etwas außerhalb im Norden. Fast jeder, der dorthin will, nutzt die Krumbacher Straße. Dieser Verkehr lässt sich also kaum verringern.

Bei so manchem landwirtsc­haftlichen Großgerät sieht das Hubert S. anders. Durchfahre­n dürfen nur Fahrzeuge mit einem Gesamtgewi­cht von weniger als 7,5 Tonnen. Immer wieder werde dieses Gewicht überschrit­ten, ist er sich sicher. Er appelliert, dass vor allem jene Bauern die Umfahrung nutzen sollten, die aus dem Raum Lauchdorf kommen und zur Futtertroc­knung unterwegs sind. Aber es sollten sich alle Mindelheim­er überlegen, ob es nicht viel häufiger sinnvoll wäre, die Umfahrung zu nutzen. Maximal 980 Meter Umweg muss in Kauf nehmen, wer die weitere Strecke nutzt, die aber die Anwohner sehr entlasten würde, sagt Hubert S. – und es gibt keinen Stop-and-go-Verkehr.

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Fotos: jsto Die gut ausgebaute Straße lädt so man chen zum schnellen Fahren ein. Ein An wohner hat sich sein eigenes Messgerät angeschaff­t.
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Trotz Umfahrung nehmen nach wie vor viele Autofahrer den Weg über die Krumbacher Straße. Leidtragen­de sind die Anlieger.

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