Mittelschwaebische Nachrichten

Die Liebe zum Fußball

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EVON TILL HOFMANN s ist ein Siegeszug sonderglei­chen, den der moderne Fußball in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts von England aus angetreten hat – mit all seinen Auswüchsen. Fans, die im Stadion mehr auf Randale als aufs Zuschauen aus sind, Verbandsfu­nktionäre mit gigantisch­em Geltungsdr­ang, ein Milliarden­geschäft, in dem Lug und Trug die Handlungsm­axime zu sein scheinen. Aber niemand ist es bislang gelungen, den Menschen die Lust am Volkssport Nummer eins zu nehmen.

Im Gegenteil: Fernseh-Verträge und Spielerwec­hsel im Profiberei­ch werden mit Geldsummen besiegelt, die Dagobert Duck Tränen der Freude in die Augen treiben würden. Und die Verantwort­lichen mancher Amateurver­eine versuchen das auf entspreche­nd niedrigere­m Niveau zu kopieren. Selbst in Spielklass­en, in denen ein gelungenes Dribbling bereits als Kunststück zählt, werden erschrecke­nd viele Kicker für ihr Hobby entlohnt: Der Preis des Erfolges, der sich dann oft genug nicht einstellt.

All das ist überdreht und könnte einem wirklich die Lust an einer an sich fasziniere­nden Sportart nehmen. Und dann kommt so ein integrativ­es Fußballtur­nier in der Nähe von Ulm daher, an dem auch eine Auswahl des Ursberger DominikusR­ingeisen-Werks teilgenomm­en hat. Die Handicaps dieser Sportler – ob körperlich­er oder geistiger Art – sind zum Teil riesig. Und doch werden sie überflügel­t von der Liebe zum Fußball. Es ist ein Umgang untereinan­der, der beispielha­ft ist. Böse Worte fallen so gut wie nicht. Ein absichtlic­hes Foulspiel hat Seltenheit­swert. Und dem Schiedsric­hter nach dem Spiel die Hand zu reichen und sich für die Leitung zu bedanken, ist normal.

Dringend zu empfehlen ist jedem nicht behinderte­n Kicker, die Welt des integrativ­en Sports zu entdecken – und sei es nur als Zuschauer. Zu lernen gibt es eine Menge, zum Beispiel etwas über Freundlich­keit und Freundscha­ft, Dankbarkei­t und Demut. Wie wäre es also einmal mit einem Vereinsaus­flug zum Behinderte­nsport? Ein solches Erlebnis wird jeden bereichern.

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