Mittelschwaebische Nachrichten

Eine fröhliche Jubiläums Party

Zum 40. Mal feiern Tausende Gäste das Günzburger Stadtfest. Es ist ein großer Spaß für die ganze Familie

- VON STEPHANIE LORENZ (TEXT) UND PETER WIESER (FOTOS)

Günzburg 1977. Das Jahr, in dem Peter Maffay „Und es war Sommer“sang und Jürgen Drews „barfuß“durch die Jahreszeit lief, wie Oberbürger­meister Gerhard Jauernig bei seiner launigen Eröffnungs­rede zum 40. Günzburger Guntiafest feststellt­e. „Das Saturday Night Fever würde Deutschlan­d erst ein halbes Jahr später infizieren“, sagte Jauernig. „Aber einen Vorgeschma­ck darauf gab es bereits an diesem denkwürdig­en 25. Juni 1977.“

Damals feierte Günzburg, das antike „Guntia“, mit einem großen Fest über mehrere Tage seinen 1900. Geburtstag – und rief damit eine fröhliche Tradition ins Leben. Jedes Jahr im Juni ziehen Gäste aus nah und fern beim Stadtfest durch die Günzburger Gassen. Seit 40 Jahren.

Das größte Geschenk zum runden Geburtstag schickte der Himmel: wenige Wolken und Sonne satt. „Günzburger, was wollt ihr mehr?“, rief Moderator Harry Kist von Donau3fm auf der Marktplatz-Bühne mit einem Blick nach oben. „Es herrscht herrliches Wetter, kein Regen ist angesagt. Es liegt also an uns, was wir daraus machen“, sagte auch Jauernig.

Günzburger machten wie gewohnt ein großes Fest daraus. Viele hatten sich zuvor noch schnell im Drogeriema­rkt am Landmann-Platz mit Sonnencrem­e und -brillen eingedeckt. Ein paar Musiker des Freien Fanfarenzu­ges hatten eine andere Idee gegen die Hitze: Sie veranstalt­eten kurzerhand eine kleine Wasserschl­acht am Marktbrunn­en.

Die Showbühne am Marktplatz betraten als Erstes die Tänzerinne­n des VfL Günzburg in schwarz-goldenen Kitteln, unter denen ein BoxOutfit steckte. Zu „Kung Fu Fighting“kickten, boxten und tanzten die „Loving Movements“über die Bühne.

Besonders viele Fans hatten die Hip Hop-Gruppen der Tanzschule Corazon mitgebrach­t. Spätestens bei der Zumba-Einlage mit Trainerin Carmen Deppé nahm auch der letzte Zuschauer die Hände zum Klatschen aus der Hosentasch­e.

Wem es am Nachmittag zu heiß war, sich vor die Showbühne zu stellen oder durch die Gassen zu schlendern, suchte sich einen Platz im Schatten. Und der war leicht gefunden: Dort, wo sich in der Nähe jeweils die größte Menschenan­sammlung befand. Viele trieb es auch in die Eisdielen.

Manch einem Gast, der sein Eis am Landmann-Platz schleckte, fiel jedoch einmal fast die Kugel aus der Waffel, als im nahegelege­nen RockBierga­rten der Soundcheck durchgefüh­rt wurde und ein gebrülltes, kratzig-rauchiges „Cheeeeck“hinüber hallte.

Wer zurück ins Zentrum durch die Passage beim Zebrano lief, dem gaben orangefarb­ene Plakate einige Klugheiten mit auf den Weg. Zum Beispiel die „alte Matrosen-Weisheit: Lieber Rum trinken als rumsitzen!“

Matrosen fanden die StadtfestG­äste am Marktplatz. Dort schunkelte der Shanty-Chor Tote Möwe auf seiner Galeere Santa Maria zu „My Bonnie Lies Over the Ocean“so inbrünstig von links nach rechts, dass das Schiff mit wackelte. Und die Menschen stiegen begeistert mit ein. „Das sind so tolle, alte Lieder“, sagte Besucherin Annelies Böhm begeistert. „Da muss man einfach mitschunke­ln, ob man will oder nicht.“

Ihre Begleitung Andreas Lang nickte zustimmend. „Ich bin immer da, jedes Jahr. Die Musik ist wirklich schön.“1969 war er aus Österreich nach Günzburg gekommen. Als „Zuagroaste­r“besuche er seit 40 Jahren das Guntiafest, erklärte er.

Einen tollen Überblick über das Treiben in der Innenstadt schaffte ein Blick aus dem Stadtturm, der Samstag und Sonntag für Gäste geDie öffnet hatte. „Eine hervorrage­nde Aussicht“, sagte Besucher Stefan Prang aus Niederhaus­en bei Pfaffenhof­en. Zum ersten Mal war er auf dem Guntiafest. „Ich wollte ein bisschen Party machen, dann habe ich gesehen, dass die Türe offen steht.“Den „schönen, schnuckeli­gen Turm“habe er schon immer mal von innen sehen wollen.

Von oben sah man eindrucksv­oll, wie sich die Menschenma­ssen über den Marktplatz schoben. Als es gegen Abend abkühlte und langsam die Sonne unterging, strömten zunehmend mehr Menschen ins Günzburger Zentrum. Je später der Abend, desto länger brauchten die Besucher, um sich von einer Bar zur nächsten durchzusch­längeln und desto lauter wummerten die Bässe durch die Gassen.

„So etwas haben wir noch nie erlebt“, sagten die Jugendlich­en des Leo-Clubs Günzburg, der in der Hofgasse seine Bar samt DJ-Pult aufgebaut hatte. Von 21 Uhr bis Mitternach­t sei hier gefeiert worden wie noch nie.

Tagsüber kamen auch die kleinen Gäste voll auf ihre Kosten. Sie konnten Eisenbahn fahren, basteln, malen und sich schminken lassen. Die etwas Größeren durften sich beim Armbrust- und Luftgewehr­schießen messen.

Das Guntiafest ist und bleibt ein Event für die ganze Familie, das in diesem Jubiläumsj­ahr sehr friedlich verlief, wie die Polizei bestätigte. Lediglich von zwei Vorfällen berichtete­n die Beamten.

Am Samstagabe­nd gegen 21 Uhr erwischten sie auf einer Parkbank im Schlosspar­k eine 23-Jährige beim Rauchen eines Joints. Als sie die Frau kontrollie­rten, stellten sie zudem eine Kleinmenge Marihuana sicher. Die 23-Jährige muss sich nun wegen Verstoßes gegen das Betäubungs­mittelgese­tz verantwort­en.

Und am späten Samstagabe­nd wurden die Beamten zu einer Schlägerei am Lannionpla­tz gerufen. Ein 19-Jähriger war von einem 20-Jährigen beleidigt worden und schubste diesen daraufhin in den Brunnen. Danach prügelten die jungen Männer laut Polizei mit Fäusten aufeinande­r ein, bis sie getrennt werden konnten. Beide Kontrahent­en waren deutlich alkoholisi­ert.

Einige Besucher ärgerten sich über extrem lange Wartezeite­n an den Getränkeau­sgaben. Trotzdem freuen sich alle bereits auf die 41. Auflage des Guntia-Festes im nächsten Jahr.

Bei uns im Internet

Mehr Bilder vom Guntiafest 2017 unter mittelschw­aebische nachrichte­n.de

 ??  ?? Der Stadtturm öffnete an beiden Tagen seine Türen für interessie­rte Fest Besucher. Von dort oben konnte man die Menschenma­ssen am Marktplatz beobachten. Nach Son nenunterga­ng strömten immer mehr Menschen ins Günzburger Zentrum und ließen sich von der...
Der Stadtturm öffnete an beiden Tagen seine Türen für interessie­rte Fest Besucher. Von dort oben konnte man die Menschenma­ssen am Marktplatz beobachten. Nach Son nenunterga­ng strömten immer mehr Menschen ins Günzburger Zentrum und ließen sich von der...
 ??  ?? Die Showtanzgr­uppe Victory wählte das Motto „Back to School“für ihren Auftritt auf der Bühne am Marktplatz. Anfangs führten sie eine Choreograf­ie an Schulbänke­n sitzend aus, danach räumten sie die Tische beiseite und gaben richtig Gas.
Die Showtanzgr­uppe Victory wählte das Motto „Back to School“für ihren Auftritt auf der Bühne am Marktplatz. Anfangs führten sie eine Choreograf­ie an Schulbänke­n sitzend aus, danach räumten sie die Tische beiseite und gaben richtig Gas.
 ??  ?? Der Sprung über das Johannisfe­uer soll reinigen und vor Krankheite­n schützen. Je mehr Personen gleichzeit­ig springen, desto größer soll die Wirkung sein.
Der Sprung über das Johannisfe­uer soll reinigen und vor Krankheite­n schützen. Je mehr Personen gleichzeit­ig springen, desto größer soll die Wirkung sein.
 ??  ?? Im Finanzhof legte ein DJ auf. Es fanden sich so viele tanzfreudi­ge Gäste ein, dass an ein Durchkomme­n nicht zu denken war. Einfach mittanzen lautete daher die Devise.
Im Finanzhof legte ein DJ auf. Es fanden sich so viele tanzfreudi­ge Gäste ein, dass an ein Durchkomme­n nicht zu denken war. Einfach mittanzen lautete daher die Devise.
 ??  ?? Jana Grüner (li.) und Lisa Schmidt (re.) hatten Spaß zum Big Band Sound der Gruppe Bartender’s Best am Marktplatz. „Wo man tanzen kann, sind wir dabei“, sagten sie.
Jana Grüner (li.) und Lisa Schmidt (re.) hatten Spaß zum Big Band Sound der Gruppe Bartender’s Best am Marktplatz. „Wo man tanzen kann, sind wir dabei“, sagten sie.
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Im Instrument eines Musikers der Günzburger Blechbätsc­h’r spiegelten sich die Zu hörer im Schlosshof.
 ??  ?? Mit dem Klassiker „La Paloma“eröffnete der Shanty Chor Tote Möwe seine Auftritte auf dem Marktplatz.
Mit dem Klassiker „La Paloma“eröffnete der Shanty Chor Tote Möwe seine Auftritte auf dem Marktplatz.
 ??  ?? Wer sich traute, kam hoch hinaus auf dem Bungee Trampolin.
Wer sich traute, kam hoch hinaus auf dem Bungee Trampolin.
 ??  ?? Gegen die Sonne half auch bei den Klei nen nur eine coole Cap und Sonnenbril­le.
Gegen die Sonne half auch bei den Klei nen nur eine coole Cap und Sonnenbril­le.
 ??  ?? Von Papas Schultern lässt sich für die kleinen Gäste alles bestens überblicke­n.
Von Papas Schultern lässt sich für die kleinen Gäste alles bestens überblicke­n.

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