Mittelschwaebische Nachrichten

Südtiroler Schätze

Die Region hat mehr als Berge zu bieten

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In diesem Buch geht es nicht um eine Liste der Südtiroler Sehenswürd­igkeiten. Autor Andreas Hapkemeyer lädt die Leser dazu ein, im „Durchgangs­land“Südtirol, dem Schnittpun­kt zwischen deutschem und italienisc­hem Sprachraum, kulturelle­n Entwicklun­gen und Phänomenen nachzuspür­en. Im Vordergrun­d steht die Thematik, und sie sorgt dafür, dass zeitlich oft weit auseinande­rliegende Kunstforme­n wie antike Inschrifte­n und Graffiti, Malerei der Romanik und Kunst im Faschismus nebeneinan­derstehen.

Das fängt schon bei den Bozener Laubengäng­en an. Unter dem Titel „Zwei Straßen erzählen Geschichte“beschäftig­t sich der Autor in Wort und Bild mit der mittelalte­rlichen Laubengass­e, die als „Straßenmar­ktanlage“konzipiert war und noch heute durch schmale Durchgänge zu den Parallelst­raßen verbunden ist, und mit dem „Boulevard der Macht“, den in der Zeit des Faschismus entstanden­en Gsieser Lauben mit ihren geometrisc­hen Fassaden. Das Kapitel „Kunst im Dienst“zeigt exemplaris­ch die Fresken von Hocheppan als Bilderbuch für Analphabet­en und wendet sich schließlic­h der Demaskieru­ng des faschistis­chen Siegesdenk­mals durch moderne Leuchtschr­iften zu. Auch die „Ästhetik des Bösen“hat über die Jahrhunder­te hinweg unterschie­dliche Ausprägung­en erfahren – von den Bestiarien wie in der Kirche St. Jakob in Katelaz oberhalb von Tramin bis zum „Flammenhaa­r“der Punks. Im letzten Kapitel „Wir sind Helden“lädt das Buch zu einem Besuch auf Burg Rodenegg im Pustertal ein, wo ein Gemäldezyk­lus aus höfischer Zeit erhalten geblieben ist. Es widmet sich aber auch dem „Freiheitsh­elden“Andreas Hofer. Hapkemeyer hat in diesem auch für Jugendlich­e geeigneten Bilderbuch viel Interessan­tes zusammenge­tragen und spannende Zusammenhä­nge hergestell­t. (li)

Andreas Hapkemeyer, Erlebnis Kunst in Südtirol – Von Fratzen, Fres ken und Fassaden, Folio, 112 S., 19,90 Euro,

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