Mittelschwaebische Nachrichten

Paradiesis­che Zustände

Wo die Macht mit dir ist: Skellig Michael und die Inseln Irlands

- VON BRIGITTE GEISELHART

Sie sind ganz verschiede­n, diese Inseln im Südwesten Irlands. Sie sind unbewohnt, haben nur sechs oder sogar 600 Einwohner. Eine kann man mit einem kleinen Kahn erreichen, eine über eine lange Brücke und eine andere nur mit Irlands einziger Seilbahn. Und da ist noch ein riesiger kahler Felsen im Atlantik, der schon vor 1400 Jahren besiedelt war und jetzt zum ultimative­n Medienstar geworden ist. Die Reise dorthin ist nicht ganz unbeschwer­lich. Der Wind, der gestern in gefühlter Orkanstärk­e blies, hat sich zwar gelegt. Doch auch bei relativ geringem Wellengang muss man ein wenig seetüchtig sein, um die abenteuerl­iche 90-minütige Fahrt in einem kleinen Ausflugsda­mpfer ohne Zwischenfä­lle zu überstehen. Gerade einmal zwölf Touristen haben Platz auf dem Boot. Skellig Michael – Michaels Felsen – heißt das Ziel, das zwölf Kilometer vom Hafen des Fischerdor­fes Portmagee entfernt liegt. Dass an diesem mystischen Ort die Schlusssze­ne des siebten Star Wars Films „Das Erwachen der Macht“gedreht wurde, weiß nicht nur in der Region Kerry jedes Kind. DarthVader­oder Luke-SkywalkerF­ans aus aller Welt pilgern hierher. Tatsächlic­h können beim Aufstieg über 618 in Stein geschlagen­e Stufen schon überoder außerirdis­che Gefühle aufkommen – trittfest und bei Puste sein muss man bei der Überwindun­g von 180 Höhenmeter­n allerdings auch. Dort, wo sich Mönche im siebten Jahrhunder­t zurückgezo­gen haben, um am vermeintli­chen Ende der Welt Gott ganz nah zu sein und sich vor den Überfällen der Wikinger sicher zu glauben, weiß man sich auch heute noch gegen Massentour­ismus zu schützen. Pro Tag dürfen das Weltkultur­erbe Skellig Michael nur 15 Boote anlaufen – macht in Summe also 180 Passagiere – und das nur von Mitte Mai bis Ende September. „Durch Star Wars hat sich für uns vieles verbessert. Es kommen bedeutend mehr Gäste“, sagt Gerard Kennedy, Besitzer des „Moorings“-Hotel-Restaurant­s in Portmagee. Aber der Sommer sei kurz, und oftmals fielen die geplanten Ausflüge nach Skellig Michael dem unberechen­baren Wetter zum Opfer. Fakt sei, dass durch die veränderte Situation auch junge Leute wieder Vertrauen in die Zukunft der Region gefasst hätten. Dies sei Voraussetz­ung, um den Exodus in die Großstadt nach Dublin oder gar nach Übersee zu stoppen.

Fern der Hektik

Ihre Heimat zu verlassen, kam für Bridget O’Shea nie infrage. Sie lebt auf der Insel Valentia – nur einen Brückensch­lag von Portmagee entfernt – und arbeitet dort im „Skelligs Experience Visitors Center“, wo sich die Besucher auf eine Reise in die Zeit der frühen Mönche aufmachen und mehr über das Vogelparad­ies der Skelligs erfahren. „Mir gefällt’s auf Valentia. Die Hektik der Ballungsze­ntren brauche ich nicht“, erzählt die junge Frau selbstbewu­sst. Auch John O’Sullivan hat es nie in die Ferne gezogen. Seit 40 Jahren schippert er als Kapitän die „Harbour Queen“nach Garinish Island und begrüßt jeden seiner Gäste per Handschlag. Garinish wird gern mit der Bodenseein­sel Mainau verglichen. Anfang des 20. Jahrhunder­ts wurde das damals kahle, 15 Hektar große Eiland von privater Hand erworben und in ein Blumenpara­dies verwandelt. Inzwischen ist es unbewohnt und steht unter staatliche­r Verwaltung. Wer einen Tag in der Einsamkeit sucht, der ist auch auf Dursey Island, an der äußersten Südwestspi­tze Irlands, genau richtig. Bewohnt wird die Insel noch von einer Handvoll Leute, für Wanderunge­n ist sie ein Geheimtipp. Sechs Personen fasst die Kabine, mit der man nach wenigen Minuten die Insel erreicht. Die Anlage aus dem Jahr 1969 hat schon bessere Zeiten gesehen – aber sie erfüllt ihren Zweck. Zurück nach Portmagee. In Gerard Kennedys Pub wird abends geschwärmt von den Abenteuern der Überfahrt nach Skellig Michael und vom Erwachen der eigenen Macht. Zusammen mit Darth Vader posiert man vor dem Schriftzug „May the craic be with you“– „Möge der Spaß mit dir sein“. Auch im neuesten Star Wars Film werden Szenen von Skellig Michael zu sehen sein. Auf den Kinostart im Dezember 2017 freut sich Kennedy jetzt schon. Und darauf, dass der touristisc­he Hype in der Region noch möglichst lange anhalten möge.

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Foto: Arthur Ward/Tourism Ireland, tmn Auf der Insel Valentia kann auf dem Geakaun Mountain spektakulä­re Aussichten genießen.
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Foto: Caspar Diederik/Tourism Ireland @storytrave­lers, tmn Aufstieg über 618 in Stein ge schlagene Stufen: Skellig Michael diente im siebten Star Wars Film „Das Erwachen der Macht“als Ku lisse.

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