Mittelschwaebische Nachrichten

Ein guter Kompromiss

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de.de

Es war ein schwierige­s Thema, das den meisten Mitglieder­n der Dekanatssy­node wie ein dicker Kloß im Hals hing. Schwierig deswegen, weil es darum ging, ob ein lieb gewordenes Stück Heimat in den Oberallgäu­er Bergen abgestoßen werden sollte. Wirtschaft­lich ist die Kahlrücken­alpe bislang jedenfalls nicht tragbar. Angesichts knapper werdender Kirchenmit­tel ist die Diskussion in einer Zeit, in der Kirchen geschlosse­n werden müssen, legitim. Muss sich das evangelisc­he Dekanat Neu-Ulm da aus einer Gefühlsdus­elei heraus finanziell derart binden? Nein, sicher nicht. Aber es ist mutig, es vorerst weiter zu tun; zumal sich innerhalb von drei Monaten ein Unterstütz­erkreis gebildet hat mit dem Verspreche­n, das Freizeithe­im, das viele liebevoll „Kahle“nennen, nicht weiterhin so zu betreiben, dass am Ende des Jahres nur das Defizit sicher ist. Drei Jahre haben die Befürworte­r des befristete­n Weiterbetr­iebs. Der Zeitraum ist lang genug, um den Gegenbewei­s anzutreten. Und er ist überschaub­ar genug, um kein Finanzchao­s anzurichte­n. Vielleicht hat die Emotion am Donnerstag­abend über die Vernunft gesiegt. Gleichwohl ist es eine gute Entscheidu­ng, diese Chance auf Zeit zu gewähren. Die Art und Weise, wie in Günzburg von den Mitglieder­n der Dekanatssy­node diskutiert wurde, lässt ohnehin darauf hoffen, dass sich niemand als Sieger oder Verlierer fühlt. Der sachliche Umgang mit diesen kontrovers­en Positionen ist ein Stück weit dem souveränen Auftritt eines Bernt Münzenberg zu verdanken. Der Präsident des Amtsgerich­ts Augsburg und Richter am Bayerische­n Verfassung­sgerichtsh­of hat die Rolle als Moderator perfekt ausgefüllt. Dass dieser Abend überhaupt möglich war, hat mit dem kirchendem­okratische­n Verständni­s zu tun. Hier entscheide­t kein Pfarrer oder Bischof und anderen Gremien wird allenfalls eine beratende Funktion zugestande­n. Hier bestimmt das Parlament des Dekanats – wenn man so will: die Basis.

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