Mittelschwaebische Nachrichten
Ein guter Kompromiss
Es war ein schwieriges Thema, das den meisten Mitgliedern der Dekanatssynode wie ein dicker Kloß im Hals hing. Schwierig deswegen, weil es darum ging, ob ein lieb gewordenes Stück Heimat in den Oberallgäuer Bergen abgestoßen werden sollte. Wirtschaftlich ist die Kahlrückenalpe bislang jedenfalls nicht tragbar. Angesichts knapper werdender Kirchenmittel ist die Diskussion in einer Zeit, in der Kirchen geschlossen werden müssen, legitim. Muss sich das evangelische Dekanat Neu-Ulm da aus einer Gefühlsduselei heraus finanziell derart binden? Nein, sicher nicht. Aber es ist mutig, es vorerst weiter zu tun; zumal sich innerhalb von drei Monaten ein Unterstützerkreis gebildet hat mit dem Versprechen, das Freizeitheim, das viele liebevoll „Kahle“nennen, nicht weiterhin so zu betreiben, dass am Ende des Jahres nur das Defizit sicher ist. Drei Jahre haben die Befürworter des befristeten Weiterbetriebs. Der Zeitraum ist lang genug, um den Gegenbeweis anzutreten. Und er ist überschaubar genug, um kein Finanzchaos anzurichten. Vielleicht hat die Emotion am Donnerstagabend über die Vernunft gesiegt. Gleichwohl ist es eine gute Entscheidung, diese Chance auf Zeit zu gewähren. Die Art und Weise, wie in Günzburg von den Mitgliedern der Dekanatssynode diskutiert wurde, lässt ohnehin darauf hoffen, dass sich niemand als Sieger oder Verlierer fühlt. Der sachliche Umgang mit diesen kontroversen Positionen ist ein Stück weit dem souveränen Auftritt eines Bernt Münzenberg zu verdanken. Der Präsident des Amtsgerichts Augsburg und Richter am Bayerischen Verfassungsgerichtshof hat die Rolle als Moderator perfekt ausgefüllt. Dass dieser Abend überhaupt möglich war, hat mit dem kirchendemokratischen Verständnis zu tun. Hier entscheidet kein Pfarrer oder Bischof und anderen Gremien wird allenfalls eine beratende Funktion zugestanden. Hier bestimmt das Parlament des Dekanats – wenn man so will: die Basis.