Mittelschwaebische Nachrichten

Eine „Nacht der Träume“in St. Michael

Stefan Barcsay entführt in eine fasziniere­nde Welt der sanften Töne

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Krumbach Bei Sonnensche­in und sommerlich­en Temperatur­en verbringt man den Sonntagnac­hmittag am liebsten im Freien. Wer sich dennoch dazu entschloss, das im Rahmen des musikalisc­hen Frühlings im Schwäbisch­en Barockwink­el veranstalt­ete Konzert „Nacht und Träume“in der Pfarrkirch­e St. Michael zu besuchen, hat es gewiss nicht bereut. Denn in der Stille des Kirchenrau­ms bescherte Gitarrenvi­rtuose Stefan Barcsay den Besuchern eine kontemplat­ive Stunde, die unter dem Leitgedank­en „Nacht und Träume“in ungeahnte Klangwelte­n entführte.

Es waren durchwegs leise Töne, die durch das Kirchensch­iff schwebten. Angelehnt an das romantisch­e Klavierlie­d „Nacht und Träume“von Franz Schubert verzaubert­e der Augsburger Konzertgit­arrist und Lehrer an der Krumbacher Berufsfach­schule für Musik die leider wenigen Zuhörer mit modernen, meditative­n Klängen. Die vorwiegend aus der Feder von zeitgenöss­ischen Komponiste­n stammenden Werke luden ein, die Gedanken um die Themen Traum, Bewusstsei­n und Gebet kreisen zu lassen. Denn die Nacht erlaubt es, für geraume Zeit in gelöster und entspannte­r Form aus der Realität zu entfliehen, sich den Anforderun­gen und Pflichten des Alltags zu entziehen.

Sowohl die „Nacht und Träume“des Würzburger Komponiste­n Klaus Hinrich Stahmer (geboren 1941) als auch die „Nachträume“des Darmstädte­r Alois Bröder (geboren 1961) und die Vertonung „Nacht und Träume“des Würzburger­s Joachim F. W. Schneider zogen die Zuhörer in ihren Bann. Wenn man sich auf „Na Vetru“aus der Feder der slowenisch­en Komponisti­n Larisa Vrhunc konzentrie­rte, konnte man den darin beschriebe­nen Wind fast hautnah spüren. Dazwischen interpreti­erte Barcsay Etüden des berühmten spanischen Gitarriste­n und Komponiste­n Fernando Sor, deren Klangvielf­alt einen effektvoll­en Akzent setzte.

Auch der Münchner Komponist Enjott Schneider, der unter anderem die Filmmusike­n zu „Stalingrad“, „Herbstmilc­h“und „Schwabenki­nder“komponiert­e, hat mehrere Stücke für Stefan Barcsay geschriebe­n, darunter die Kompositio­n „Obscuritas“(Traumbilde­r). Sie versprühte einen Hauch des Unbekannte­n, des Düsteren und Geheimnisv­ollen im Kirchenrau­m.

Stefan Blum (geboren 1963) ist ein Schlagzeug­er, der für Stefan Barcsay die „Shikantaza“geschriebe­n hat. Dass da auch Schlaginst­rumente mit eingebaut sind, verwundert­e demnach nicht. Die Gitarre wird unterstütz­t oder ihre Klänge unterbroch­en von Schlägen auf den Holzblock, dem leichten Anschlagen kleiner Klangschal­en und dem sanften und dunklen Ton eines „Tamtam“, eines Gongs. Dieses meditative Stück erinnert an den Zen-Buddhismus, nach einer Weile lauschte man fasziniert. Ebenso der „Nacht ohne Träume“, die der Karlsruher Komponist Stephan Marc Schneider Stefan Barcsay gewidmet hat. Die Zuhörer hätten sich noch lange diesen Stimmungen überlassen können. (clb)

 ?? Foto: Claudia Bader ?? In der Stille der Pfarrkirch­e St. Michael bescherte Gitarrenvi­rtuose Stefan Barcsay den Besuchern eine kontemplat­ive Stunde, die unter dem Leitgedank­en „Nacht und Träume“in ungeahnte Klangwelte­n entführte.
Foto: Claudia Bader In der Stille der Pfarrkirch­e St. Michael bescherte Gitarrenvi­rtuose Stefan Barcsay den Besuchern eine kontemplat­ive Stunde, die unter dem Leitgedank­en „Nacht und Träume“in ungeahnte Klangwelte­n entführte.

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