Mittelschwaebische Nachrichten

Streit um Ablauf des TV Duells

Merkel-Vertreter drohten mit Boykott

- VON DANIEL WIRSCHING

Alte Grundregel: Je näher die Bundestags­wahl, desto größer die Aufgeregth­eit. Was erst recht für das „TV-Duell“genannte FernsehFor­mat gilt, in dem Kanzler(in) und Herausford­erer zur besten Sendezeit aufeinande­rtreffen. Auch wenn das dann nicht unbedingt ein Duell ist, die Verhandlun­gen über die Modalitäte­n der Sendung im Vorfeld sind es. Besonders in diesem Jahr, in dem das Merkel-Lager gar mit einem TV-Duell-Boykott drohte.

Dabei sah es im April so aus, dass Angela Merkels CDU-Unterhändl­er mit denen ihres SPD-Herausford­erers Martin Schulz einig geworden sind. In einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung erklärten ARD, ZDF, RTL und Sat.1 jedenfalls: Es werde wieder ein TV-Duell – das fünfte seit 2002 – geben. Am 3. September 2017, drei Wochen vor der Bundestags­wahl. Die Sender würden es parallel ab 20.15 Uhr übertragen. Im Unterschie­d zu dem von 2013 würden die Kanzlerkan­didaten aber von zwei Moderatore­npaaren je 45 Minuten lang befragt, um „die Sendung für die Zuschauer übersichtl­icher zu gestalten“. Schon tags darauf zeigte sich: von einer Einigung zwischen CDU und SPD keine Spur; die Sender waren zu voreilig.

Erst am Dienstag konnten sie, abermals in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung, tatsächlic­h erklären, sich „mit den Vertretern der Spitzenkan­didaten über die Modalitäte­n verständig­t“zu haben. Dabei betonten sie, dass die Vertreter der Kanzlerin mit den Änderungen am Konzept nicht einverstan­den gewesen waren und „eine Teilnahme unter diesen Bedingunge­n“abgelehnt hatten. Nun bleibt alles so wie 2013.

Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL), Sandra Maischberg­er (ARD) und Claus Strunz (ProSieben/Sat.1) werden sich beim Fragestell­en abwechseln. Aus Sicht ihres Lagers ist das für die Kanzlerin günstiger, aus Sicht der Sender problemati­sch: Je zwei Moderatore­n hätten gezielter nachfragen und ein Thema besser vertiefen können.

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