Mittelschwaebische Nachrichten

Eine bewegende Reise ins „Land des Lichts“

Ein Denzinger stellt seinen Film über Flüchtling­skinder vor

- VON ANDREAS RAU

Günzburg Es war sicherlich keine leichte Kost, welche die Zuschauer am Mittwochab­end im BiiGZ in Günzburg erwartete. Der in Denzingen aufgewachs­ene Regisseur David Ruf präsentier­te sein bewegendes Flüchtling­sdrama „Kinder des Lichts“.

Der mehrmals preisgekrö­nte Film handelt von fünf syrischen Jungen und Mädchen und ihrer Suche nach dem „Land des Lichts“, einer fingierten Utopie ohne Leid und Gewalt. Jedes der Kinder ist auf seine Weise vom Bürgerkrie­g traumatisi­ert und sucht seinen eigenen Weg mit den Gewalterfa­hrungen umzugehen – sei es durch die Flucht in eine kindliche Traumwelt oder durch völliges Schweigen.

Das Team um David Ruf bettete den Spielfilm in einen dokumentar­ischen Rahmen ein. Zu Beginn und am Ende der Handlung schlüpfen die jungen Schauspiel­er aus ihren Rollen. Der Zuschauer erhält dadurch intime Einblicke in ihr reales Leben. Die Tatsache, dass es sich bei ihnen auch um Flüchtling­skinder handelt, macht „Kinder des Lichts“außergewöh­nlich. Dennoch erzählen die Schauspiel­er nicht ihre eigene Lebensgesc­hichten nach.

Dem Dokumentar­filmer Ruf war es wichtig, ein Projekt mit jenen Menschen zu gestalten, die in den Nachrichte­nsendungen vor der Kamera zu sehen sind. „So kann man mit ihnen identifizi­eren“, erklärt der frischgeba­ckene Vater. „Eine Reportage engt dabei zu sehr ein.“

In den Jahren 2013 und 2014 verbrachte Ruf deshalb mehrere Wochen an der syrisch-türkischen Grenze. Dort gewann er das Vertrauen der Flüchtling­skinder durch Theaterwor­kshops. Ihre Schicksale lieferten den Stoff für das Drehbuch. Außerdem kristallis­ierte sich bereits zu dieser Zeit die spätere Besetzung des Films heraus, so Schauspiel­coach David Steffen. Obwohl es nicht einfach war, eine Erlaubnis zu erhalten, begannen 2014 in jener sy- risch-türkischen Grenzregio­n die Dreharbeit­en für den Film. „Dies war nur durch eine Crowdfundi­ngAktion möglich, die mit anderen Spenden circa 20 000 Euro einbrachte“, fügt Jürgen Morasch hinzu, der sich um Finanzieru­ng und Öffentlich­keitsarbei­t des Projekts kümmerte.

Dass das „Land des Lichts“den Zuschauer durchaus zum Nachdenken anregt, wurde bei der anschließe­nden Diskussion­srunde deutlich, die Till Hofmann, Redaktions­leiter der Günzburger Zeitung moderierte. Die Fragen drehten sich sowohl um den Film als auch zur Lage in Sysich rien. Währenddes­sen wurde im gut gefüllten Kinosaal die Möglichkei­t genutzt, für die Schauspiel­er zu spenden. Die fünf Hauptdarst­eller des Films befinden sich nämlich immer noch größtentei­ls in Flüchtling­scamps.

„Sehr traurig“war der Film für Mahmoud. Er flüchtete ebenfalls aus seiner Heimat Syrien, lebt seit ungefähr einem Jahr in Günzburg und hat hier ein neues Zuhause gefunden. Im Oktober beginnt der 22-Jährige ein Studium, außerdem engagiert er sich für den VfL Günzburg. Während des Films wurden bei ihm allerdings Erinnerung­en an seine Flucht wach: „Ich habe viele Tage nichts gegessen.“Seine Mutter und sein Vater leben immer noch in Syrien.

Am Donnerstag besuchten David Ruf und David Steffen außerdem verschiede­ne Günzburger Klassen, um Fragen zum Film zu beantworte­n. Zwischen zwei Stationen an der Maria-Ward-Realschule nahmen sie sich auch für die Europaklas­se der Montessori-Schule Zeit. Dort eröffneten sie die Doppelstun­de mit zwei Spielen, die sie auch des Öfteren mit syrischen Flüchtling­skindern gespielt hatten. Eine Schülerin fragte, ob man den traumatisi­erten Schauspiel­ern beim Drehen in den Trümmerlan­dschaften nicht zuviel zugemutet habe. Der Regisseur konnte beruhigen: Alle kriegerisc­hen Szenen seien nachträgli­ch per Effekt in den Film eingefügt worden.

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Foto: Andreas Rau Trotz der nachdenkli­chen Momente kam auch der Humor nicht zu kurz, als sich David Ruf (ganz links) und David Steffen (auf dem Tisch) sich am Donnerstag den Fragen Günz burger Schülern zu ihrem Film „Kinder des Lichts“stellten.
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Foto: Andreas Rau Drei führende Köpfe hinter „Kinder des Lichts“: Schauspiel­coach David Steffen, Re gisseur David Ruf und Crowdfunde­r Jürgen Morasch (von links).

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