Mittelschwaebische Nachrichten
Eine bewegende Reise ins „Land des Lichts“
Ein Denzinger stellt seinen Film über Flüchtlingskinder vor
Günzburg Es war sicherlich keine leichte Kost, welche die Zuschauer am Mittwochabend im BiiGZ in Günzburg erwartete. Der in Denzingen aufgewachsene Regisseur David Ruf präsentierte sein bewegendes Flüchtlingsdrama „Kinder des Lichts“.
Der mehrmals preisgekrönte Film handelt von fünf syrischen Jungen und Mädchen und ihrer Suche nach dem „Land des Lichts“, einer fingierten Utopie ohne Leid und Gewalt. Jedes der Kinder ist auf seine Weise vom Bürgerkrieg traumatisiert und sucht seinen eigenen Weg mit den Gewalterfahrungen umzugehen – sei es durch die Flucht in eine kindliche Traumwelt oder durch völliges Schweigen.
Das Team um David Ruf bettete den Spielfilm in einen dokumentarischen Rahmen ein. Zu Beginn und am Ende der Handlung schlüpfen die jungen Schauspieler aus ihren Rollen. Der Zuschauer erhält dadurch intime Einblicke in ihr reales Leben. Die Tatsache, dass es sich bei ihnen auch um Flüchtlingskinder handelt, macht „Kinder des Lichts“außergewöhnlich. Dennoch erzählen die Schauspieler nicht ihre eigene Lebensgeschichten nach.
Dem Dokumentarfilmer Ruf war es wichtig, ein Projekt mit jenen Menschen zu gestalten, die in den Nachrichtensendungen vor der Kamera zu sehen sind. „So kann man mit ihnen identifizieren“, erklärt der frischgebackene Vater. „Eine Reportage engt dabei zu sehr ein.“
In den Jahren 2013 und 2014 verbrachte Ruf deshalb mehrere Wochen an der syrisch-türkischen Grenze. Dort gewann er das Vertrauen der Flüchtlingskinder durch Theaterworkshops. Ihre Schicksale lieferten den Stoff für das Drehbuch. Außerdem kristallisierte sich bereits zu dieser Zeit die spätere Besetzung des Films heraus, so Schauspielcoach David Steffen. Obwohl es nicht einfach war, eine Erlaubnis zu erhalten, begannen 2014 in jener sy- risch-türkischen Grenzregion die Dreharbeiten für den Film. „Dies war nur durch eine CrowdfundingAktion möglich, die mit anderen Spenden circa 20 000 Euro einbrachte“, fügt Jürgen Morasch hinzu, der sich um Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit des Projekts kümmerte.
Dass das „Land des Lichts“den Zuschauer durchaus zum Nachdenken anregt, wurde bei der anschließenden Diskussionsrunde deutlich, die Till Hofmann, Redaktionsleiter der Günzburger Zeitung moderierte. Die Fragen drehten sich sowohl um den Film als auch zur Lage in Sysich rien. Währenddessen wurde im gut gefüllten Kinosaal die Möglichkeit genutzt, für die Schauspieler zu spenden. Die fünf Hauptdarsteller des Films befinden sich nämlich immer noch größtenteils in Flüchtlingscamps.
„Sehr traurig“war der Film für Mahmoud. Er flüchtete ebenfalls aus seiner Heimat Syrien, lebt seit ungefähr einem Jahr in Günzburg und hat hier ein neues Zuhause gefunden. Im Oktober beginnt der 22-Jährige ein Studium, außerdem engagiert er sich für den VfL Günzburg. Während des Films wurden bei ihm allerdings Erinnerungen an seine Flucht wach: „Ich habe viele Tage nichts gegessen.“Seine Mutter und sein Vater leben immer noch in Syrien.
Am Donnerstag besuchten David Ruf und David Steffen außerdem verschiedene Günzburger Klassen, um Fragen zum Film zu beantworten. Zwischen zwei Stationen an der Maria-Ward-Realschule nahmen sie sich auch für die Europaklasse der Montessori-Schule Zeit. Dort eröffneten sie die Doppelstunde mit zwei Spielen, die sie auch des Öfteren mit syrischen Flüchtlingskindern gespielt hatten. Eine Schülerin fragte, ob man den traumatisierten Schauspielern beim Drehen in den Trümmerlandschaften nicht zuviel zugemutet habe. Der Regisseur konnte beruhigen: Alle kriegerischen Szenen seien nachträglich per Effekt in den Film eingefügt worden.