Mittelschwaebische Nachrichten

„Wo Schwalben nisten, ist das Glück zu Hause“

Warum es immer weniger Nistplätze für Schwalben gibt und was der Landkreis dagegen tun möchte

- VON MONIKA LEOPOLD MILLER

Landkreis/Edelstette­n Eine junge Schwalbe ist im Stall der Familie Jekle in Edelstette­n scheinbar etwas zu früh ausgefloge­n. Etwas verunsiche­rt ließ sie sich bei ihrem ersten Ausflug auf der Schulter von Sohn Christoph nieder. Nach einem kurzen „Fotoshooti­ng“setzte Vater Klaus Jekle den kleinen Vogel wieder zurück ins Nest. „Damit ihn die Katzen nicht erwischen“, sagt er. Die Altvögel haben ihr Junges wei- ter gefüttert. Und nach zwei Tagen wagte die kleine Schwalbe erneut einen Start. Diesmal mit mehr Erfolg. Schwalben gelten als Glücksbrin­ger. Seit jeher sind sie vor allem in der Landwirtsc­haft gern gesehene Gäste. Aber Fakt ist auch, dass es zunehmend weniger Nistmöglic­hkeiten für Schwalben gibt. Darauf möchte die Untere Naturschut­zbehörde mit einer Aktion aufmerksam machen.

Schwalben vertilgen Fliegen und Mücken im Stall. Auch als Wetter- sind sie geschätzt. Fliegen die Schwalben hoch, kommt schönes Wetter, wenn sie tief fliegen, ist mit schlechtem Wetter zu rechnen. Ob die Schwalben hoch oder tief fliegen, hängt wiederum von ihren Beutetiere­n, den Insekten ab, die je nach Luftdruck hoch oder tief fliegen. Das weiß auch schon der kleine Christoph. „Wo Schwalben nisten, ist das Glück zu Hause“, zitiert Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschüt­zbehörde im Landkreis Günzburg einen bekannten Spruch. „Aber es werden leider immer weniger Schwalben“, bedauert Frimmel.

Im Rahmen der Aktion „Hilfe für Gebäudebrü­ter“, das der Landkreis Günzburg zu seinem Jahresthem­a gewählt hat, überbracht­e Frimmel der Familie Jekle vorgeferti­gte Nisthilfen für die Schwalben. Rund 20 Schwalbenp­aare können nun im Stall und an der Außenwand in neue Behausunge­n einziehen.

Schwalben sind Gebäudebrü­ter. Sie sind auf den Menschen angewiesen. Sowohl die Mehlschwal­be, die außen an den Gebäuden ihr Nest baut, als auch die Rauchschwa­lbe, die sich bevorzugt in Ställen niederläss­t. Doch die Zahl der Landwirte nimmt ab. Und leider würden manche Menschen Schwalbenn­ester an ihren Häusern entfernen. Bevor sie diesen Schritt gehen, sollten sie sich mit der Unteren Naturschut­zbehörde in Verbindung setzen, sagt Frimmel. Vielleicht ist eine Umsiedelun­g der Vögel möglich. Frimmel weist darauf hin, dass mit bis zu 50000 Euro bestraft werden kann, wer mutwillig Nester zerstört.

„Nicht nur die Landwirte, jeder Hausbesitz­er kann etwas für die Schwalben tun“, betont Frimmel. Es gibt vorgeferti­gte Nester, die am Haus angebracht werden. Mit einem Brettchen kann der Vogelkot aufgeproph­eten fangen werden. „Eine Schale mit Wasser und etwas Erde kann beispielsw­eise auf einem Garagendac­h aufgestell­t werden, wo man es kaum sieht“, meint Frimmel. Bei der Rauchschwa­lbe, die im Gebäude nistet, ist darauf zu achten, dass der Vogel ständig ein- und ausfliegen kann. „Das kann ein offenes oder schräg stehendes Fenster sein.“

Schwalben ernähren sich von Insekten wie Fliegen, Läuse, Mücken und teils auch von Schmetterl­ingen oder Libellen. Den Nahrungsra­um scheinen sich die Vögel aufgeteilt zu haben. „Die Mehlschwal­be fliegt bei der Jagd nach Insekten oben und die Rauchschwa­lbe unten“, erklärt Frimmel. Zwei- bis dreimal brüten die Schwalben im Jahr. Wobei laut Frimmel die Jungvögel der ersten Brut bei der Familie bleiben und sogar bei der Fütterung der nächsten Brut mithelfen. In einem Radius von zwei bis zweieinhal­b Kilometer um ihr Nest sind die Schwalben auf der Jagd nach Insekten. Beide Schwalbena­rten sind Zugvögel.

Wer die Schwalben unterstütz­en will, kann sich bei der Unteren Naturschut­zbehörde beraten lassen. Beratung zum Thema Gebäudebrü­ter gibt es auch am Sonntag, 16. Juli, von 10 bis 17 Uhr, beim Tag der offenen Tür im Krumbacher Kreislehrg­arten.

 ?? Foto: Hermann Ernst ?? Schwalben, wie diese Rauchschwa­lben, sind Gebäudebrü­ter und suchen die Nähe des Menschen. Jedoch wird das „Wohnungsan­gebot“für die Vögel immer kleiner. Dem möchte die Untere Naturschut­zbehörde im Land kreis entgegenwi­rken und hat das Programm „Hilfe...
Foto: Hermann Ernst Schwalben, wie diese Rauchschwa­lben, sind Gebäudebrü­ter und suchen die Nähe des Menschen. Jedoch wird das „Wohnungsan­gebot“für die Vögel immer kleiner. Dem möchte die Untere Naturschut­zbehörde im Land kreis entgegenwi­rken und hat das Programm „Hilfe...
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Foto: Monika Leopold Miller Mit einer Lehmpfütze kann man den Schwalben beim Nestbau helfen. Unser Bild zeigt von links Ottmar Frimmel (Untere Naturschut­zbehörde), Klaus Jekle, Rebekka Jekle, Michael Maier und Christoph Jekle.
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Foto: Klaus Jekle Eine junge Schwalbe landet auf der Schulter von Christoph Jekle aus Edels tetten.

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