Mittelschwaebische Nachrichten
„Wo Schwalben nisten, ist das Glück zu Hause“
Warum es immer weniger Nistplätze für Schwalben gibt und was der Landkreis dagegen tun möchte
Landkreis/Edelstetten Eine junge Schwalbe ist im Stall der Familie Jekle in Edelstetten scheinbar etwas zu früh ausgeflogen. Etwas verunsichert ließ sie sich bei ihrem ersten Ausflug auf der Schulter von Sohn Christoph nieder. Nach einem kurzen „Fotoshooting“setzte Vater Klaus Jekle den kleinen Vogel wieder zurück ins Nest. „Damit ihn die Katzen nicht erwischen“, sagt er. Die Altvögel haben ihr Junges wei- ter gefüttert. Und nach zwei Tagen wagte die kleine Schwalbe erneut einen Start. Diesmal mit mehr Erfolg. Schwalben gelten als Glücksbringer. Seit jeher sind sie vor allem in der Landwirtschaft gern gesehene Gäste. Aber Fakt ist auch, dass es zunehmend weniger Nistmöglichkeiten für Schwalben gibt. Darauf möchte die Untere Naturschutzbehörde mit einer Aktion aufmerksam machen.
Schwalben vertilgen Fliegen und Mücken im Stall. Auch als Wetter- sind sie geschätzt. Fliegen die Schwalben hoch, kommt schönes Wetter, wenn sie tief fliegen, ist mit schlechtem Wetter zu rechnen. Ob die Schwalben hoch oder tief fliegen, hängt wiederum von ihren Beutetieren, den Insekten ab, die je nach Luftdruck hoch oder tief fliegen. Das weiß auch schon der kleine Christoph. „Wo Schwalben nisten, ist das Glück zu Hause“, zitiert Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschützbehörde im Landkreis Günzburg einen bekannten Spruch. „Aber es werden leider immer weniger Schwalben“, bedauert Frimmel.
Im Rahmen der Aktion „Hilfe für Gebäudebrüter“, das der Landkreis Günzburg zu seinem Jahresthema gewählt hat, überbrachte Frimmel der Familie Jekle vorgefertigte Nisthilfen für die Schwalben. Rund 20 Schwalbenpaare können nun im Stall und an der Außenwand in neue Behausungen einziehen.
Schwalben sind Gebäudebrüter. Sie sind auf den Menschen angewiesen. Sowohl die Mehlschwalbe, die außen an den Gebäuden ihr Nest baut, als auch die Rauchschwalbe, die sich bevorzugt in Ställen niederlässt. Doch die Zahl der Landwirte nimmt ab. Und leider würden manche Menschen Schwalbennester an ihren Häusern entfernen. Bevor sie diesen Schritt gehen, sollten sie sich mit der Unteren Naturschutzbehörde in Verbindung setzen, sagt Frimmel. Vielleicht ist eine Umsiedelung der Vögel möglich. Frimmel weist darauf hin, dass mit bis zu 50000 Euro bestraft werden kann, wer mutwillig Nester zerstört.
„Nicht nur die Landwirte, jeder Hausbesitzer kann etwas für die Schwalben tun“, betont Frimmel. Es gibt vorgefertigte Nester, die am Haus angebracht werden. Mit einem Brettchen kann der Vogelkot aufgepropheten fangen werden. „Eine Schale mit Wasser und etwas Erde kann beispielsweise auf einem Garagendach aufgestellt werden, wo man es kaum sieht“, meint Frimmel. Bei der Rauchschwalbe, die im Gebäude nistet, ist darauf zu achten, dass der Vogel ständig ein- und ausfliegen kann. „Das kann ein offenes oder schräg stehendes Fenster sein.“
Schwalben ernähren sich von Insekten wie Fliegen, Läuse, Mücken und teils auch von Schmetterlingen oder Libellen. Den Nahrungsraum scheinen sich die Vögel aufgeteilt zu haben. „Die Mehlschwalbe fliegt bei der Jagd nach Insekten oben und die Rauchschwalbe unten“, erklärt Frimmel. Zwei- bis dreimal brüten die Schwalben im Jahr. Wobei laut Frimmel die Jungvögel der ersten Brut bei der Familie bleiben und sogar bei der Fütterung der nächsten Brut mithelfen. In einem Radius von zwei bis zweieinhalb Kilometer um ihr Nest sind die Schwalben auf der Jagd nach Insekten. Beide Schwalbenarten sind Zugvögel.
Wer die Schwalben unterstützen will, kann sich bei der Unteren Naturschutzbehörde beraten lassen. Beratung zum Thema Gebäudebrüter gibt es auch am Sonntag, 16. Juli, von 10 bis 17 Uhr, beim Tag der offenen Tür im Krumbacher Kreislehrgarten.