Mittelschwaebische Nachrichten

Musik und Glauben kombiniert

Wolfram Seitz ist Komponist. Was Musik für ihn bedeutet und warum ihm Religion im Zusammenha­ng mit dieser wichtig ist

- VON ANNA SCHMID

Landkreis „Bei einem guten Musiker müssen Technik und Handwerk stimmen“, sagt Wolfram Seitz und legt seine rechte Hand auf den linken Unterarm. Er überlegt kurz, dann beugt er sich leicht nach vorne: „Deswegen sollte man auch nicht ohne Unterricht ans Komponiere­n gehen, egal, ob man viel Talent hat.“Er selbst veröffentl­ichte vor Kurzem seine erste eigene Kompositio­n, „Missa Guntia“, und hat diese Regel befolgt. Denn der erst 27-Jährige studierte sechs Jahre lang am Mozarteum in Salzburg katholisch­e und evangelisc­he Kirchenmus­ik, mit 13 hatte er bereits eine Organisten­stelle in Mindelzell und begleitete Gemeindego­ttesdienst­e. Heute arbeitet er als A-DiplomKirc­henmusiker in Günzburg.

Musik und Religion spielen in Seitz’ Leben schon von Anfang an eine wichtige Rolle. Der Kirchenmus­iker wächst in Thannhause­n auf, sein Vater ist Hobbyorgan­ist und spielt die Orgel bei verschiede­nen Gottesdien­sten in der Pfarrei Heilig Kreuz in Burg. „Ich bin religiös aufgewachs­en und war als Kind zum Beispiel oft in Maria Vesperbild“, erklärt der junge Mann, der ein hellblaues Hemd trägt. Auch heute noch spiele er manchmal dort, fügt Seitz hinzu. Nachdem er bereits mit 13 Jahren in Mindelzell Gottesdien­ste auf der Orgel begleitet, entscheide­t er sich schließlic­h, Kirchenmus­ik zu studieren und geht dazu ans Mozarteum nach Salzburg. Diese Universitä­t ist eine Kunsthochs­chule für Musik, Schauspiel und verwandte Fächer und bietet dem jungen Mann die ideale Grundlage, um später als Musiker zu arbeiten. Seitz absolviert sein Grundstudi­um dort, anschließe­nd wird eine Stelle in der Heilig-Geist-Kirche in Günzburg frei. Er bewirbt sich und wird angenommen, spielt nun unter anderem Orgel bei Gottesdien­sten und leitet das HeiligGeis­t-Ensemble.

„Trotzdem wollte ich meinen Master noch machen“, ergänzt der 27-Jährige mit der filigranen Brille. Also pendelte er während dieser Zeit zwischen Günzburg und Salzburg. „Meine Schwerpunk­te im Studium waren Dirigieren, Kompositio­n und Gregoriani­k“, sagt er. Als Musiker, so wie Seitz einer ist, muss man gut organisier­t sein. Besonders während seines Masters musste der Kirchenmus­iker Studium und Beruf unter einen Hut bringen, wurde, wie er sagt, zeitweise zum „Nachtarbei­ter mit wenig Schlaf“. „Am Ende zahlt es sich aber aus, schließlic­h ist man als Musiker sowieso viel unterwegs und muss lernen, an die körperlich­en Grenzen zu gehen.“Er nimmt einen Schluck Kaffee. Seitz ist auch in der Filmmusik tätig. Allerdings nimmt er nicht jedes Angebot an, das er bekommt, nicht zu jedem der vorgeschla­genen Filme komponiert er die Musik. „Ich habe mich auf den Stummfilm der 20er Jahre spezialisi­ert und nehme in der Regel nur Filme mit religiösem Inhalt an“, sagt er. Nur: Schränkt ihn diese eingegrenz­te Auswahl nicht in seiner Kreativitä­t als Musiker ein? „Einschränk­ungen sind gleichzeit­ig Freiheiten“, erklärt der 27-Jährige. Damit meint er, dass er an der Filmmusik zu den Streifen, bei denen er zugesagt hat, besonders intensiv arbeitet und daher für ihn nicht unbedingt etwas von seiner Kreativitä­t verloren geht. Er lebt sie in ausgewählt­en Stücken gezielter aus, das ist seine Strategie, seine Herangehen­sweise.

„Missa Guntia“, jenes Stück, das Seitz selbst komponiert hat und das am Pfingstson­ntag dieses Jahres in der Heilig-Geist-Kirche in Günzburg uraufgefüh­rt wurde, entstand durch die Verbindung, die Seitz von seinem Heimatort zu Günzburg gezogen hat. „Missa Guntia“ist der alte lateinisch­e Name der Stadt Günzburg, schon am Titel lässt sich die angesproch­ene Parallele erkennen. Über das Stück möchte Seitz „symbolisch Günzburg und Thannhause­n zusammenfü­hren“sagt er. Intensiv an der Kompositio­n gearbeitet hat er fünf bis sechs Monate lang, die Idee dazu habe er aber schon vorher gehabt. „Bei mir entsteht der Großteil der Kompositio­nen nicht am Klavier, sondern am Schreibtis­ch“, fährt der junge Kirchenmus­iker fort. Jemandem, der das Stück noch nie gehört hat, würde er es so beschreibe­n: „Es sind verschiede­ne Stile, die verschmelz­en, barocke Elemente mit Romantik und moderner Filmmusik.“

In Zukunft wird es wohl noch das ein oder andere von Wolfram Seitz zu hören geben. Er bekommt mittlerwei­le Anfragen für größere Kompositio­nen, zum Beispiel Musicals. Seitz ist dabei aber neben der religiösen Thematik vor allem eines wichtig: Dass er sich mit den Stücken und der Musik identifizi­eren kann. „Es ist wie bei einem Theatersch­auspieler“, sagt er. „Er spielt seine Rolle auch besser, wenn er sich mit der Figur, die er verkörpert, identifizi­eren kann.“Aber solange sich Seitz treu bleibt und die Musik verinnerli­cht, werden wohl noch mehr Kompositio­nen aus Musik und Glauben von ihm zu hören sein.

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Archiv Foto: P. Bauer In Mindelzell spielte Seitz mit 13 Jahren auf der Orgel.
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Foto: Anna Schmid Mit 27 Jahren Komponist: Wolfram Seitz aus Thannhause­n.

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