Mittelschwaebische Nachrichten
Gesucht: elektrische Alternativen für 85 000 Autos im Landkreis
Der Kreisausschuss spricht über mögliche Lösungen. Ganz einfach ist das aber nicht
Landkreis Elektroautos sind noch immer kein Verkaufsschlager, trotz staatlicher Förderung. Immerhin geht der Landkreis mit gutem Beispiel voran. Abgesehen von wenigen Ausnahmen verfügt er nur noch über Elektro- beziehungsweise Erdgas-Hybrid-Autos. Im Kreisausschuss wurde darüber debattiert, ob Kreis und Kommunen noch mehr tun können, um die Elektro-Mobilität zu fördern.
Vor einigen Jahren hatte sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 rund eine Million E-Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Von dieser Vorgabe sind Politik und Autoindustrie meilenweit entfernt. Die Fahrzeuge sind nach wie vor teuer, ihre Reichweiten sind relativ kurz und das Netz der Ladestationen ist dünn.
Um welche Dimensionen es allein im Landkreis Günzburg geht, machte Kreisrat Josef Brandner (Freie Wähler) in seiner Eigenschaft als Busunternehmer deutlich. Rund 85 000 Fahrzeuge sind im Landkreis zugelassen, ihr Energieverbrauch entspräche dem „einer mittleren Kleinstadt“, sagte Brandner. Nicht weniger als „150 Millionen Wege“legen die Landkreisbürger nach seinen Angaben jährlich mit ihren Fahrzeugen zurück.
Also abwarten und sehen, was die Zukunft bringt? Sprecher aller Fraktionen waren sich einig, dass das keine Lösung wäre. Vielmehr sei es nötig, dass der Landkreis ein Konzept entwickelt, das neben dem Kreis möglichst auch Städte und Gemeinden sowie Partner etwa aus der Stromwirtschaft einbindet.
Die Stadt Günzburg, so Oberbürgermeister und SPD-Kreisrat Gerhard Jauernig, sei dabei, ein solches Zukunftskonzept voranzubringen. „Wir geben einen großen Betrag zur Förderung der E-Mobilität aus“. Insgesamt sei aber eine wesentlich höhere Förderung durch Bund und Land nötig. „Warme Worte“, so Jauernig, „reichen nicht aus“. Dem schloss sich CSU-Rat Georg Schwarz grundsätzlich an. Doch es könne nicht sein, dass die Kommunen etwa den Ausbau von Ladestationen bezahlen, derweil andere – vor allem die Stromwirtschaft – das Geschäft machen. Schwarz: „Wir betreiben ja auch keine kommunalen Tankstellen“.
Alois Sporer vom Klimaschutzbüro des Landkreises hatte vorab erläutert, dass es zum Schutz der Umwelt nicht nur um E-Fahrzeuge geht. Die seien in großen Stückzahlen ohnehin nur sinnvoll, „wenn auch die erneuerbaren Energien deutlich wachsen“. Denkbar wären nach Angaben Sporers im Landkreis unter anderem die Ausstattung der Flexibusse mit Elektromotoren, die Förderung von E-Rollern oder das Carsharing.
Grünen-Kreisrat Harald Lenz hatte Sporer über eine Genossenschaft im Landkreis Regensburg informiert, die dort das Carsharing vorantreibt. Sporer hatte sich schlau gemacht: „Offenbar rechnet es sich“. CSU-Rat Hans Reichhart warnte indes davor, beim Carsharing etwas übers Knie zu brechen: „Der Raum Regensburg ist sehr viel städtischer“.
Die Debatte im Kreisausschuss diente ohnehin nur einer ersten Sondierung, betonte Landrat Hubert Hafner. Was konkret in Kreis und Kommunen getan werden könnte, müsse erst noch erarbeitet und entschieden werden.
Maßnahmen vor Ort seien fraglos sinnvoll, erklärte FDP-Rat Herbert Blaschke. Doch der Staat und mit ihr vor allem die Bahn, hätten längst in großem Stil konkret werden können. Noch immer seien zahllose Diesel-Lokomotiven unterwegs, etwa die Bahnlinie München-Lindau sei nach wie vor nicht elektrifiziert. Blaschke: „Ein Armutszeugnis“.
Was können die Kommunen leisten?