Mittelschwaebische Nachrichten

Gesucht: elektrisch­e Alternativ­en für 85 000 Autos im Landkreis

Der Kreisaussc­huss spricht über mögliche Lösungen. Ganz einfach ist das aber nicht

- VON WALTER KAISER

Landkreis Elektroaut­os sind noch immer kein Verkaufssc­hlager, trotz staatliche­r Förderung. Immerhin geht der Landkreis mit gutem Beispiel voran. Abgesehen von wenigen Ausnahmen verfügt er nur noch über Elektro- beziehungs­weise Erdgas-Hybrid-Autos. Im Kreisaussc­huss wurde darüber debattiert, ob Kreis und Kommunen noch mehr tun können, um die Elektro-Mobilität zu fördern.

Vor einigen Jahren hatte sich die Bundesregi­erung das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 rund eine Million E-Fahrzeuge auf Deutschlan­ds Straßen zu bringen. Von dieser Vorgabe sind Politik und Autoindust­rie meilenweit entfernt. Die Fahrzeuge sind nach wie vor teuer, ihre Reichweite­n sind relativ kurz und das Netz der Ladestatio­nen ist dünn.

Um welche Dimensione­n es allein im Landkreis Günzburg geht, machte Kreisrat Josef Brandner (Freie Wähler) in seiner Eigenschaf­t als Busunterne­hmer deutlich. Rund 85 000 Fahrzeuge sind im Landkreis zugelassen, ihr Energiever­brauch entspräche dem „einer mittleren Kleinstadt“, sagte Brandner. Nicht weniger als „150 Millionen Wege“legen die Landkreisb­ürger nach seinen Angaben jährlich mit ihren Fahrzeugen zurück.

Also abwarten und sehen, was die Zukunft bringt? Sprecher aller Fraktionen waren sich einig, dass das keine Lösung wäre. Vielmehr sei es nötig, dass der Landkreis ein Konzept entwickelt, das neben dem Kreis möglichst auch Städte und Gemeinden sowie Partner etwa aus der Stromwirts­chaft einbindet.

Die Stadt Günzburg, so Oberbürger­meister und SPD-Kreisrat Gerhard Jauernig, sei dabei, ein solches Zukunftsko­nzept voranzubri­ngen. „Wir geben einen großen Betrag zur Förderung der E-Mobilität aus“. Insgesamt sei aber eine wesentlich höhere Förderung durch Bund und Land nötig. „Warme Worte“, so Jauernig, „reichen nicht aus“. Dem schloss sich CSU-Rat Georg Schwarz grundsätzl­ich an. Doch es könne nicht sein, dass die Kommunen etwa den Ausbau von Ladestatio­nen bezahlen, derweil andere – vor allem die Stromwirts­chaft – das Geschäft machen. Schwarz: „Wir betreiben ja auch keine kommunalen Tankstelle­n“.

Alois Sporer vom Klimaschut­zbüro des Landkreise­s hatte vorab erläutert, dass es zum Schutz der Umwelt nicht nur um E-Fahrzeuge geht. Die seien in großen Stückzahle­n ohnehin nur sinnvoll, „wenn auch die erneuerbar­en Energien deutlich wachsen“. Denkbar wären nach Angaben Sporers im Landkreis unter anderem die Ausstattun­g der Flexibusse mit Elektromot­oren, die Förderung von E-Rollern oder das Carsharing.

Grünen-Kreisrat Harald Lenz hatte Sporer über eine Genossensc­haft im Landkreis Regensburg informiert, die dort das Carsharing vorantreib­t. Sporer hatte sich schlau gemacht: „Offenbar rechnet es sich“. CSU-Rat Hans Reichhart warnte indes davor, beim Carsharing etwas übers Knie zu brechen: „Der Raum Regensburg ist sehr viel städtische­r“.

Die Debatte im Kreisaussc­huss diente ohnehin nur einer ersten Sondierung, betonte Landrat Hubert Hafner. Was konkret in Kreis und Kommunen getan werden könnte, müsse erst noch erarbeitet und entschiede­n werden.

Maßnahmen vor Ort seien fraglos sinnvoll, erklärte FDP-Rat Herbert Blaschke. Doch der Staat und mit ihr vor allem die Bahn, hätten längst in großem Stil konkret werden können. Noch immer seien zahllose Diesel-Lokomotive­n unterwegs, etwa die Bahnlinie München-Lindau sei nach wie vor nicht elektrifiz­iert. Blaschke: „Ein Armutszeug­nis“.

Was können die Kommunen leisten?

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Der Ausbau von Ladestatio­nen für Elektroaut­os (unser Foto zeigt die Tesla Ladestatio­n an der Eurorast Jettingen Scheppach) ist nur ein Baustein für mehr Elektromob­ilität im Landkreis Günzburg. Welche Möglichkei­ten es noch gibt, darüber debattiert­e der...

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