Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Amerikaner in Paris

Donald Trump weilt gerade an der Seine und bekommt kritische Fragen gestellt

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Der Handschlag war erneut zäh und lange, sah aber nicht mehr nach einem virilen Ringen aus wie bei ihrer ersten Zusammenku­nft beim Nato-Gipfel Ende Mai. Herzlich und jovial gaben sich der französisc­he Präsident Emmanuel Macron und sein US-Kollege Donald Trump gestern bei dessen Ankunft in Paris. Am heutigen französisc­hen Nationalfe­iertag wird Trump als Ehrengast auf der Tribüne die Militärpar­ade auf den Champs-Élysées verfolgen, an der sich auch amerikanis­che Soldaten beteiligen.

Offizielle­r Anlass für seinen Besuch ist das Gedenken an den Kampfeintr­itt der Vereinigte­n Staaten in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Ihre beiden Länder seien einander für immer in Freundscha­ft verbunden, las Trump bei der Pressekonf­erenz am Abend von seinem Redeskript ab. Zuvor besuchten die Ehepaare Trump und Macron gemeinsam den Invalidend­om. Während sich die Präsidente­n im Anschluss zu Gesprächen zurückzoge­n, besichtigt­en ihre Frauen die Kathedrale Notre-Dame und unternahme­n eine Fahrt über die Seine.

Bei ihrem Auftritt vor der Presse betonten Macron und Trump vor allem ihre Gemeinsamk­eiten: Man habe über freien und fairen Handel gesprochen, so Macron, den Kampf gegen den Terrorismu­s und die dschihadis­tische Propaganda sowie die Lage in mehreren Krisengebi­eten, vor allem in Libyen und Syrien: Um dort dauerhafte politische Stabilität zu erreichen, setze man auf diplomatis­che Initiative­n und die Bildung einer Kontaktgru­ppe.

Doch auch Trumps Entscheidu­ng, vom Weltklimaa­bkommen abzugehen, sprach der französisc­he Staatschef an: „Ich respektier­e die Entscheidu­ng des amerikanis­chen Präsidente­n, der sich an seine gegebenen Wahlkampfv­ersprechen hält.“Das hindere sie nicht daran, nach der bestmöglic­hen Lösung zu suchen. „Wir werden sehen, was passiert“, ergänzte Trump lapidar. „Wenn es eine Änderung gibt, ist es gut. Wenn es keine Änderung gibt, ist es auch akzeptabel.“

Empfindlic­h war es in Frankreich aufgenomme­n worden, dass Trump vor ein paar Monaten verkündet hatte: „Paris ist nicht mehr Paris.“Ein Freund habe ihm das gesagt, der aufgrund der Terrorbedr­ohung nicht mehr an die Seine fahre. Mit dieser Aussage konfrontie­rt, erklärte Trump gestern, die Franzosen hätten mit Macron einen super Präsidente­n, der das Land gut regiert, sich nichts gefallen lässt. Er freue sich sehr, in diesem schönen, friedliche­n Paris zu sein.

Vielleicht lag das auch daran, dass er sich dadurch in einem Sicherheit­sabstand zum Skandal um die Verbindung­en zu Russland, das Treffen seines Sohnes mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfe­s und den Antrag eines Amtsentheb­ungsverfah­rens befand. Eine kritische Frage hierzu ließ Trump allerdings nicht unbeantwor­tet: Sein Sohn sei ein bewunderns­werter junger Mann und Untersuchu­ngen über die Opposition im Wahlkampf seien nichts Ungewöhnli­ches, die Presse blase alles zum Skandal auf. Trump junior, so wurde gestern bekannt, soll nun vor dem Justizauss­chuss aussagen.

Trump senior konzentrie­rte sich gut gelaunt auf den letzten Programmpu­nkt gestern: ein Essen der Präsidente­npaare im Nobel-Restaurant auf dem Eiffelturm – unter Freunden, wie beide versichert­en.

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Foto: Peter Dejong, dpa Können sie miteinande­r? US Präsident Donald Trump mit dem französisc­hen Präsi denten Emmanuel Macron in Paris.

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