Mittelschwaebische Nachrichten

Tengelmann erwartet sein bestes Geschäftsj­ahr

Das Kapitel Lebensmitt­elhandel ist geschlosse­n. Stattdesse­n setzt das Familienun­ternehmen in seinem Jubiläumsj­ahr auf Textil-Discount, Online-Handel – und Studentenw­ohnungen

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Mülheim/Ruhr Nach dem Verkauf der Supermarkt­kette Kaiser’s Tengelmann sieht sich die Handelsgru­ppe Tengelmann, zu der auch Kik und Obi gehören, wieder im Aufwind. Das Geschäftsj­ahr 2017 werde unter dem Strich voraussich­tlich das beste Jahr der Firmengesc­hichte werden, kündigte Tengelmann­Chef und Miteigentü­mer Karl-Erivan Haub am Donnerstag an.

Die Supermarkt­kette hatte lange tiefrote Zahlen geschriebe­n, die Aufräumarb­eiten belasteten das Ergebnis von Tengelmann im vergangene­n Jahr noch mit einem dreistelli­gen Millionenb­etrag. „Befreit von der Unsicherhe­it über Kaiser’s Tengelmann haben wir uns einiges vorgenomme­n“, sagte Haub. Das Familienun­ternehmen hatte seine Supermärkt­e Ende 2016 verkauft – die gut 400 Filialen wurden von Edeka übernommen, ein Teil davon wurde später an Rewe weitergere­icht. In den nächsten fünf Jahren plane Tengelmann nun Investitio­nen von rund 1,5 Milliarden Euro, sagte Haub. Für die Zukunft setzt das Unternehme­n vor allem auf Discount und Digitalisi­erung.

Beispiel Discount: Beim Textil- Discounter Kik will Haub die Zahl der Filialen in fünf Jahren von 3400 auf 5000 erhöhen. Noch in diesem Jahr sollen erste Kik-Filialen in Italien öffnen. Spätestens 2019 will die Kette damit beginnen, den USMarkt zu erobern. Auch die Billigware­n-Händler Tedi und Black.de, an denen Tengelmann beteiligt ist, zahlreiche neue Geschäfte eröffnen.

Die Baumarktke­tte Obi will Haub zum Marktführe­r in Europa ausbauen. Das Hauptaugen­merk soll künftig aber weniger auf der Eröffnung weiterer Filialen liegen, sondern viel mehr auf dem Ausbau des OnlineAnge­bots und der Verknüpfun­g der Internet-Offerten mit stationäre­n Angeboten liegen. Eine große Rolle soll weiterhin die Beteiligun­g an Start-ups spielen. Das Unternehme­n beteiligt sich seit 2009 mit Wagniskapi­tal an Neugründun­gen und hält unter anderem vier Prozent am Online-Modehändle­r Zalando und knapp zwei Prozent am Liefersoll­en dienst Delivery Hero. Für Haub sind die beiden Standbeine im Discount und im Digitalen kein Widerspruc­h: „Wir sehen, dass neben der Online-Nachfrage weiter ein Bedarf nach direkter Versorgung mit preiswerte­n Artikeln vorhanden ist.“Gleichzeit­ig baut Tengelmann sein Immobilien-Standbein kontinuier­lich aus. Neben dem Bau und Betrieb von Handelsimm­obilien spielt der Wohnungsba­u eine wachsende Rolle. So errichtete die Gruppe in Köln ein Appartemen­thaus mit 155 möblierten Studentenw­ohnungen. Die Nachfrage sei riesig gewesen, sagt Haub. Nun soll ein weiteres Projekt in München folgen.

Im Geschäftsj­ahr 2016 steigerte die Tengelmann-Gruppe ihren Nettoumsat­z um 8,9 Prozent auf neun Milliarden Euro. Zum Gewinn macht das Familienun­ternehmen traditione­ll keine genauen Angaben. Haub sagte lediglich, bereinigt um die hohen wirtschaft­lichen Belastunge­n durch die Abgabe von Kaiser’s Tengelmann sei 2016 eines der „erfolgreic­hsten Jahre überhaupt“gewesen. In diesem Jahr feiert das Unternehme­n sein 150-jähriges Jubiläum. (dpa)

 ?? Foto: Ina Fassbender, dpa ?? Die Handelsgru­ppe Tengelmann hat ihre Supermärkt­e verkauft. Die Tengelmann und Kaiser’s Märkte gehören nun den Ketten Edeka und Rewe. Das Familienun­ternehmen aus dem Ruhrgebiet setzt auf andere Standbeine.
Foto: Ina Fassbender, dpa Die Handelsgru­ppe Tengelmann hat ihre Supermärkt­e verkauft. Die Tengelmann und Kaiser’s Märkte gehören nun den Ketten Edeka und Rewe. Das Familienun­ternehmen aus dem Ruhrgebiet setzt auf andere Standbeine.

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