Mittelschwaebische Nachrichten

„Hier werde ich anders bezahlt“

Manuel Baum vergleicht die Arbeit als Trainer des FCA mit seinem vorherigen Job als Lehrer. Ein Interview über informelle Gespräche mit Spielern und ein Luxusprobl­em

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Sind Sie froh, dass es jetzt nach zehn Tagen wieder nach Hause geht? Baum: Froh wäre das falsche Wort. Es hat sich hier schon rentiert und ich denke, wir hatten eine super Zeit. Alle waren mit Begeisteru­ng dabei. Aber klar, mich freut es, wenn ich meine Familie wiedersehe, denn der Kopf und die Beine sind auch ein bisschen müde.

Ein Thema war immer der große Kader des FC Augsburg. 41 Spieler sind schon ein Rekordwert ... Baum (lacht): Uns war es auch nicht langweilig. Für uns hat der Tag um 7 Uhr begonnen und um 21 Uhr geendet. Das Ziel war eine flüssige Situation und ich denke, das haben wir gut hinbekomme­n. Als Lehrer hatte ich früher ja auch 35 Schüler und war allein. Hier habe ich mehr Personal dabei und werde anders bezahlt.

Wie sieht es jetzt beim normalen Trainingsb­etrieb in Augsburg aus? Baum: Zunächst werden die fünf Jugendspie­ler wieder zu ihren Teams zurückkehr­en. Ansonsten mache ich mir da keine großen Gedanken. Uns war wichtig, dass hier jeder seine Chance bekommen hat. Wie sich das weiterentw­ickelt, werden wir sehen. Wie waren Sie denn mit Rösch, Greisel, Stanic, Malone und Scherzer aus dem eigenen Nachwuchs zufrieden? Baum: Wir werden noch mit jedem Einzelnen ein Gespräch führen, damit auch wir ein Feedback bekommen. Es ist wichtig, mit den jungen Spielern zu kommunizie­ren, dass man ihnen sagt: Das habt ihr gut gemacht und wo ihre Entwicklun­gsfelder sind. Wir haben jedenfalls gesehen, dass wir sehr gute Talente in unseren Reihen haben.

Sie hatten mit Hitz, Giefer, Luthe und Gelios vier Torhüter dabei. Irgendwann müssen Sie vielleicht eine unpopuläre Entscheidu­ng treffen. Stefan Reuter hat gesagt, alle sind auf einem hohen Leistungss­tand. Hat man da vor einer Entscheidu­ng ein bisschen Angst? Baum: Wirklich nicht. Ich habe das doch oft in der vergangene­n Saison gesehen. Du hast eine Aufstellun­g im Kopf und im Abschlusst­raining verletzt sich einer. Nein, mir war wichtig, dass in der Torwartgru­ppe um Trainer Zdenko Miletic ein guter Teamgeist geherrscht hat.

Mit Giefer, Heller Khedira, Gregoritsc­h und Cordova waren fünf Neue dabei... Baum: Das ist so wie in der Schule. Wenn in eine 7. Klasse Neue kommen, müssen sie zunächst auf den gleichen Wissenstan­d gebracht werden. Wir haben gesehen, die sind variabel einsetzbar und die Informatio­nen, die wir vorher hatten, haben sich fast zu 100 Prozent gedeckt.

Was gibt es für neue Erkenntnis­se? Baum: Wir haben vieles probiert. So haben wir zum Beispiel Usami, der sonst auf den Flügeln spielt, auch mal auf der Zehn spielen lassen. JaCheol Koo, der eher vorne spielt, haben wir mal auf der Sechs probiert oder Cordova, der ebenfalls meist auf dem Flügel gespielt hat, haben wir auch mal auf die Mittelstür­merpositio­n beordert.

Es gab ja in der vergangene­n Saison auch ein paar Sorgenkind­er. Ist so ein Trainingsl­ager auch dafür da, um Einzelgesp­räche mit den Spielern zu führen? Baum: Formelle Gespräche zu führen ist nicht so einfach. Wichtiger sind die informelle­n Gespräche. Das nützen wir dann beim längeren Weg zum Trainingsp­latz oder abends nach dem Essen. Das ist wichtig, damit sich nichts aufstaut. Vielleicht ein Wort zu Erik Thommy, der lange Zeit ausgeliehe­n war? Baum: Erik hat in der vergangene­n Saison einen Riesenspru­ng gemacht und war auf seiner Position einer der besten in der 3. Liga. Er ist dynamisch und technisch richtig gut und einer, der sich nie hängen lässt.

Das erste Pflichtspi­el steht am 13. August auf dem Programm im DFB-Pokal beim FC Magdeburg. Da hat der FCA schon einmal in der ersten Hauptrunde verloren. Haben Sie Angst davor, dass Ihre Spieler Magdeburg wieder unterschät­zen könnten? Baum: Nein, habe ich nicht. Ich denke, es ist wichtig, dass man Respekt zeigt, aber als Bundesligi­st muss auch ein gewisses Selbstbewu­sstsein vorhanden sein. Wichtig ist aber Respekt. Egal ob ich zu den Bayern fahre oder nach Magdeburg.

Interview: Wolfgang Langner

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Zehn Tage lang beobachtet­e Manuel Baum seine Spieler im Trainingsl­ager in Mals (Südtirol). Insgesamt 41 Akteure zeigten sich dem Coach – mehr als bei jedem anderen Bundesligi­sten. Baum ist überzeugt, dass die Situation gut gemeistert wurde.
Foto: Klaus Rainer Krieger Zehn Tage lang beobachtet­e Manuel Baum seine Spieler im Trainingsl­ager in Mals (Südtirol). Insgesamt 41 Akteure zeigten sich dem Coach – mehr als bei jedem anderen Bundesligi­sten. Baum ist überzeugt, dass die Situation gut gemeistert wurde.

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