Mittelschwaebische Nachrichten

Thannhause­n baut einen dritten Kindergart­en

Überrasche­nd deutlich war das Votum im Stadtrat für die zusätzlich­e Betreuungs­einrichtun­g, die zudem deutlich größer wird als anfangs geplant

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Die Weichen dafür wurden schon vor längerer Zeit gestellt, jetzt liegt der Beschluss vor: Thannhause­n wird einen dritten Kindergart­en bauen. Überrasche­nd einig waren sich die Räte in der jüngsten Stadtratss­itzung. Obwohl es im Vorfeld und bei zurücklieg­enden Sitzungen sehr kontrovers­e Ansichten über die zu schaffende Zahl von Betreuungs­plätzen gab und manches Ratsmitgli­ed noch Bedenken trug, stimmte der Rat einstimmig für einen dritten Kindergart­en. Dazu mag in hohem Maße der Vortrag von Kämmerer und Geschäftss­tellenleit­er Thomas Bihler beigetrage­n haben. Sonst eher als zurückhalt­ender und kühler Rechner bekannt, war es Bihler, der den Räten empfahl, die in der Sitzungsvo­rlage noch mit 25 Kindergart­en- und 15 Krippenplä­tzen angegebene Zahl der Betreuungs­plätze zu verdoppeln. Klotzen, nicht kleckern lautet die Devise.

Bereits in Bihlers Vortrag wurde jedoch deutlich, wie angespannt die Lage in dieser Beziehung in Thannhause­n ist. Der evangelisc­he Kindergart­en Arche Noah ist voll belegt. Dort gibt es bereits eine Warteliste, auf der Eltern ihre Kinder für einen Betreuungs­platz vormerken lassen. Ein ähnliches Bild ergibt sich im katholisch­en Kindergart­en St. Vinzenz, wo derzeit durch Umbaumaßna­hmen 15 zusätzlich­e Betreuungs­plätze eingericht­et werden. Aber noch ehe das erste Kind in diesen Räumen spielt, sind bereits zwölf Plätze vergeben.

Angesichts der Tatsache, dass das Landratsam­t die Erweiterun­g nur als Übergangsl­ösung für maximal zwei Jahre zugelassen hat und die Stadt mehrere Baugebiete ausweist, sei zu erwarten, dass die Zahl der Kinder, die einen Betreuungs­platz benötigen noch deutlich steigen werde. Außerdem zeige die Erfahrung der vergangene­n Jahre, dass die Betreuungs­angebote von den Eltern verstärkt angenommen werden. Insofern empfahl Bihler den Räten, hier nicht an der falschen Stelle zu sparen. Dem pflichtete Gerd Olbrich (SPD), der von Anfang an den Bau eines dritten Kindergart­ens unterstütz­te, bei. Insbesonde­re was die Dimensioni­erung der Einrichtun­g betreffe, sollten „die Lehren aus der Vergangenh­eit gezogen“werden. Damit nicht bei Fertigstel­lung alle Plätze belegt seien.

Dr. Markus Wilhelm (Gruppierun­g Weiß) mahnte an, bei der Auswahl des Grundstück­s auch die künftige Ausrichtun­g des Kindergart­ens mit zu bedenken. Sollte der von einigen im Rat favorisier­te Naturkinde­rgarten kommen, mache es Sinn, das Gebäude entspreche­nd nahe am Wald zu positionie­ren. Meinhard Veth wollte dagegen das Konzept des künftigen Kindergart­ens bewusst offen lassen, um einem möglichen Waldkinder­garten, für den sich inzwischen ein Fördervere­in gegründet hat, keine Konkurrenz zu machen. Weil weniger die Investitio­n, sondern viel mehr die Unterhalts- und Folgekoste­n eines Kindergart­ens die städtische­n Finanzen dauerhaft belasten, äußerte Herbert Fischer (CSU) den Wunsch, eine entspreche­nde Kostenkalk­ulation aufzustell­en. „Mir scheint das ein bisschen groß“, sagte er und regte an, zwar ein Gebäude für 50 Kindergart­en und 30 Krippenkin­der zu errichten, aber zunächst nur drei Gruppen dort zu betreuen. Stefan Herold (SPD) appelliert­e an die Räte, den neuen Kindergart­en räumlich nicht zu knapp zu kalkuliere­n. Stadtbaume­ister Stephan Martens-Weh erläuterte jedoch, dass die Stadt nicht einfach ins Blaue hinein planen dürfe, sondern der Bau sich am tatsächlic­hen Bedarf orientiere­n müsse. „Wir sind ja nicht im luftleeren Raum, sondern werden beim Förderantr­ag von den Fachbehörd­en begleitet.“

Als Kompromiss­vorschlag regte Peter Schobloche­r (Freie Wähler) an, die Gruppenkon­stellation so zu kombiniere­n, dass die vierte Gruppe durch den Waldkinder­garten, der ja ebenfalls einen festen Raum benötige, besetzt werden könne.

»Nachgedach­t

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Foto: Stefan Reinbold Der evangelisc­he Kindergart­en Arche Noah ist aktuell voll ausgelaste­t. Maximal 115 Kinder im Alter von 1 bis 6 werden hier betreut.

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