Mittelschwaebische Nachrichten
Thannhausen baut einen dritten Kindergarten
Überraschend deutlich war das Votum im Stadtrat für die zusätzliche Betreuungseinrichtung, die zudem deutlich größer wird als anfangs geplant
Thannhausen Die Weichen dafür wurden schon vor längerer Zeit gestellt, jetzt liegt der Beschluss vor: Thannhausen wird einen dritten Kindergarten bauen. Überraschend einig waren sich die Räte in der jüngsten Stadtratssitzung. Obwohl es im Vorfeld und bei zurückliegenden Sitzungen sehr kontroverse Ansichten über die zu schaffende Zahl von Betreuungsplätzen gab und manches Ratsmitglied noch Bedenken trug, stimmte der Rat einstimmig für einen dritten Kindergarten. Dazu mag in hohem Maße der Vortrag von Kämmerer und Geschäftsstellenleiter Thomas Bihler beigetragen haben. Sonst eher als zurückhaltender und kühler Rechner bekannt, war es Bihler, der den Räten empfahl, die in der Sitzungsvorlage noch mit 25 Kindergarten- und 15 Krippenplätzen angegebene Zahl der Betreuungsplätze zu verdoppeln. Klotzen, nicht kleckern lautet die Devise.
Bereits in Bihlers Vortrag wurde jedoch deutlich, wie angespannt die Lage in dieser Beziehung in Thannhausen ist. Der evangelische Kindergarten Arche Noah ist voll belegt. Dort gibt es bereits eine Warteliste, auf der Eltern ihre Kinder für einen Betreuungsplatz vormerken lassen. Ein ähnliches Bild ergibt sich im katholischen Kindergarten St. Vinzenz, wo derzeit durch Umbaumaßnahmen 15 zusätzliche Betreuungsplätze eingerichtet werden. Aber noch ehe das erste Kind in diesen Räumen spielt, sind bereits zwölf Plätze vergeben.
Angesichts der Tatsache, dass das Landratsamt die Erweiterung nur als Übergangslösung für maximal zwei Jahre zugelassen hat und die Stadt mehrere Baugebiete ausweist, sei zu erwarten, dass die Zahl der Kinder, die einen Betreuungsplatz benötigen noch deutlich steigen werde. Außerdem zeige die Erfahrung der vergangenen Jahre, dass die Betreuungsangebote von den Eltern verstärkt angenommen werden. Insofern empfahl Bihler den Räten, hier nicht an der falschen Stelle zu sparen. Dem pflichtete Gerd Olbrich (SPD), der von Anfang an den Bau eines dritten Kindergartens unterstützte, bei. Insbesondere was die Dimensionierung der Einrichtung betreffe, sollten „die Lehren aus der Vergangenheit gezogen“werden. Damit nicht bei Fertigstellung alle Plätze belegt seien.
Dr. Markus Wilhelm (Gruppierung Weiß) mahnte an, bei der Auswahl des Grundstücks auch die künftige Ausrichtung des Kindergartens mit zu bedenken. Sollte der von einigen im Rat favorisierte Naturkindergarten kommen, mache es Sinn, das Gebäude entsprechend nahe am Wald zu positionieren. Meinhard Veth wollte dagegen das Konzept des künftigen Kindergartens bewusst offen lassen, um einem möglichen Waldkindergarten, für den sich inzwischen ein Förderverein gegründet hat, keine Konkurrenz zu machen. Weil weniger die Investition, sondern viel mehr die Unterhalts- und Folgekosten eines Kindergartens die städtischen Finanzen dauerhaft belasten, äußerte Herbert Fischer (CSU) den Wunsch, eine entsprechende Kostenkalkulation aufzustellen. „Mir scheint das ein bisschen groß“, sagte er und regte an, zwar ein Gebäude für 50 Kindergarten und 30 Krippenkinder zu errichten, aber zunächst nur drei Gruppen dort zu betreuen. Stefan Herold (SPD) appellierte an die Räte, den neuen Kindergarten räumlich nicht zu knapp zu kalkulieren. Stadtbaumeister Stephan Martens-Weh erläuterte jedoch, dass die Stadt nicht einfach ins Blaue hinein planen dürfe, sondern der Bau sich am tatsächlichen Bedarf orientieren müsse. „Wir sind ja nicht im luftleeren Raum, sondern werden beim Förderantrag von den Fachbehörden begleitet.“
Als Kompromissvorschlag regte Peter Schoblocher (Freie Wähler) an, die Gruppenkonstellation so zu kombinieren, dass die vierte Gruppe durch den Waldkindergarten, der ja ebenfalls einen festen Raum benötige, besetzt werden könne.
»Nachgedacht