Mittelschwaebische Nachrichten

Herbert Auer übergibt sein Lebenswerk

Forschungs­unterlagen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hürben gehen an den Heimatvere­in

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Krumbach Seit 1984, seit mehr als 30 Jahren also, erforscht Herbert Auer Krumbacher beziehungs­weise Hürbener Heimatgesc­hichte.

Dabei hat er sein Augenmerk besonders auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde Hürbens gerichtet, die Mitte des 19. Jahrhunder­ts immerhin ca. 48 Prozent der Bevölkerun­g in Hürben ausmachte, die aber seit 1942 zur Gänze aus dem Straßenbil­d Krumbachs verschwund­en ist. Was bei Herbert Auer mit einer ABM-Maßnahme zur Katalogisi­erung der Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof im Osten der Stadt begann, hat sich bis heute zu einer umfangreic­hen Forschungs­arbeit ausgeweite­t, die mehrere Schränke und Vitrinen füllt. Über 80 Ordner und ebenso viele jüdische Ritualgege­nstände, sogenannte Judaica, haben sich in den 33 Jahren intensiver Recherche angesammel­t. Dabei hat Herbert Auer, zusammen mit seiner 1984 verstorben­en Ehefrau Heidi erstaunlic­hes zutage gefördert und Licht in so manches dunkle Kapitel jüdischer Heimatgesc­hichte gebracht. Erfreulich­erweise greift Bernd Auer seinem Vater bereits seit einigen Jahren helfend unter die Arme. Kaum ein Flohmarkt in und um Krumbach, wo man die beiden nicht nach jüdischen Artefakten suchend antreffen kann, auch heute noch. Mit seinem umfangreic­hen Schriftver­kehr mit der ganzen Welt, und besonders mit Israel, ist Herbert Auer zur „Institutio­n für jüdische Heimatgesc­hichte in Krumbach“geworden. Kaum eine jüdische Familie, zumal aus Hürben, zu der Herbert Auer keinen Kontakt hätte. Gleiches gilt für sämtliche jüdischen Archive und Institute welt- weit, ob in Haifa, London, New York oder Tsingtau (China). So füllt auch der Schriftver­kehr zahlreiche Ordner oder stapelt sich auf seinem Schreibtis­ch. Etwa 80 Bücher und Nachschlag­ewerke zum Thema ergänzen sein Forschungs­ergebnis. 2001 erhält Herbert Auer für seine Aussöhnung­sbemühunge­n zwischen Juden und Deutschlan­d vom Bun- despräside­nten die Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Angesichts seines vorgerückt­en Alters und seines zeitweise instabilen Gesundheit­szustandes hat Herbert Auer sich nun entschloss­en, seine gesamten Forschungs­unterlagen samt selbst verfasster Findbücher, Literatur, Judaica und Korrespond­enz im Rahmen einer Schenkung dem Heimatvere­in Krumbach zu übergeben, was zwischenze­itlich erfolgt ist. Über das entgegenge­brachte Vertrauen freut sich natürlich der Heimatvere­in, auch wenn er damit Verantwort­ung und auch Kosten übernimmt. Ganz besonders aber freut sich der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins Willi Fischer, dass nunmehr der Fortbestan­d der „Stiftung Auer“an seinem Entstehung­sort Krumbach gesichert ist. Er hofft, dass die Präsentati­on der „Stiftung Auer“für die Öffentlich­keit, in der ehemaligen Mikwe in der Synagogeng­asse in Hürben, in nicht allzu ferner Zeit, doch noch möglich wird und plant diesbezügl­ich neuerliche Initiative­n. (pm)

 ?? Foto: Heimatvere­in ?? Der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins Krumbach Willi Fischer (links) und Herbert Auer bei der Unterzeich­nung des Schenkungs­vertrages. Der Heimatvere­in erhält Auers For schungsunt­erlagen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hürben.
Foto: Heimatvere­in Der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins Krumbach Willi Fischer (links) und Herbert Auer bei der Unterzeich­nung des Schenkungs­vertrages. Der Heimatvere­in erhält Auers For schungsunt­erlagen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hürben.

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