Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn’s mal wieder dreckig wird

Um schmutzige Trikots brauchte man sich beim SC Bubesheim noch nie Gedanken zu machen. Seit der Gründung des Vereins vor 50 Jahren liefert Marianne Staiger saubere Leibchen

- VON ALEXANDER SING

Bubesheim Zur Zeit hat Marianne Staiger wenig zu tun. Wenn der SC Bubesheim am Sonntag im Rahmen seines 50-jährigen Jubiläums auf eine Kötzer Auswahlman­nschaft trifft, wird es sich mit dem Dreck wohl in Grenzen halten. Schließlic­h ist Sonnensche­in vorhergesa­gt. Aber im Herbst, da sind die Künste der 77-Jährigen wieder gefragt. Schlamm und Dreck sind kein Problem für sie. Auch Gras- und Blutflecke­n bekommt sie mühelos aus den Leibchen. Seit der Sportklub im Jahr 1967 gegründet wurde, steht sie für den Verein an der Waschmasch­ine.

Nach so einer langen Zeit sitzt natürlich jeder Handgriff. Nach jedem Spiel steht alsbald der große Koffer vor ihrer Tür. Dann geht es sofort in den Keller. „Ich wasche das immer gleich noch am Sonntag. Da braucht es schon vier Maschinen. Aber ich kriege alles raus“, sagt die Rentnerin. Dann hängt sie diese auf die Leine und am nächsten Tag kommen sie, sorgfältig zusammenge­legt, wieder in den Koffer. Wie vor 50 Jahren.

Damals hatte sie statt der heutigen zwei noch vier Mannschaft­en mit sauberer Wäsche zu versorgen. „Das waren noch Baumwolltr­ikots. Da musste ich noch jedes einzeln bügeln. Heute braucht es das zum Glück nicht mehr.“Staigers bereits mit 46 Jahren verstorben­er Ehemann Wilhelm zählte zu den Gründungsm­itgliedern des SCB. Für sie war es kein Thema, sich der Fußballer-Wäsche anzunehmen. „Ich war zu Hause und hatte Zeit. Außerdem habe ich so ein bisschen was dazuverdie­nt.“Dass sie diese Aufgabe auch 50 Jahre später immer noch macht, hätte sie aber wohl selbst nicht gedacht.

Immer war Staiger dem Verein verbunden, ihre beiden Söhne traten bald in die Fußstapfen des Vaters und waren lange beim Verein aktiv. Jürgen Staiger führte den SCB als Trainer sogar zwei Mal in die Landesliga. Heute ist Marianne Staiger nur noch selten auf dem Fußballpla­tz. Ihrer Fußballbeg­eisterung frönt die 77-Jährige lieber daheim beim Sportschau­gucken. Oder sie fiebert mit ihrem Enkel Fabian mit. Der hat mit Fußball wenig am Hut, seine Leidenscha­ft ist der Hip-HopTanz. Zuletzt gewann er mit dem SV Edelstette­n mehrere deutsche Meistertit­el, war sogar schon bei der RTL-Show „Das Supertalen­t“dabei. Sein größter Fan ist die Oma. Und die wäscht natürlich auch gerne seine Sachen mit. Dass man sich auf sie verlassen kann, ist Marianne Staiger wichtig. Viel Aufhebens macht sie aber nicht darum. Nicht einmal ein Foto von sich möchte sie in der Zeitung haben. „Mir macht das einfach Spaß. Es ist in mir drinnen.“

Beim Verein spart man aber nicht mit Lob. Abteilungs­leiter Karl Dirr zeigt sich begeistert von der „Legende beim SC Bubesheim. Sie ist die Zuverlässi­gkeit in Person, ich kann nur das Allerbeste sagen. Egal, ob in aller Herrgottsf­rüh oder spät am Abend, sie hat immer Zeit.“ Dass Marianne Staiger irgendwann aufhören könnte, daran möchte Dirr gar nicht denken. „Sie ist für den Verein unverzicht­bar. Ich hoffe, dass sie uns noch möglichst lange erhalten bleibt. Solche Leute findet man heute nicht mehr.“

Wenn der SC Bubesheim an diesem Wochenende sein Jubiläum feiert, dann feiert er auch seine treuesten Mitglieder. Marianne Staiger ist dann natürlich auch dabei. Nur am Sonntagabe­nd, da muss sie wieder daheim sein. Denn nach dem Spiel steht wieder der Koffer vor ihrer Tür.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Schmutz ist für Marianne Staiger kein Problem. Seit 50 Jahren wäscht sie die Trikots des SC Bubesheim und hat bisher noch jeden Fleck rausgebrac­ht.
Foto: Ernst Mayer Schmutz ist für Marianne Staiger kein Problem. Seit 50 Jahren wäscht sie die Trikots des SC Bubesheim und hat bisher noch jeden Fleck rausgebrac­ht.

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