Mittelschwaebische Nachrichten

Hat das Haus für Kinder eine Sonderstel­lung?

Die Montessori-Einrichtun­g in Dinkelsche­rben fordert Zuschüsse von der Gemeinde. Die will dann aber mitreden

- VON MANUELA RAUCH

Dinkelsche­rben Es ist ein bisschen wie der Äpfel-und-Birnen-Vergleich: Fünf Kindergärt­en hat die Marktgemei­nde Dinkelsche­rben, zwei davon haben einen katholisch­en Träger, die anderen sind frei und entscheide­n selber über Konzept, Gebühren und Schließtag­e. Jetzt musste die Gemeinde sich an der Quadratur des Kreises versuchen, denn das Montessori-Haus für Kinder beantragte eine Finanzspri­tze für den sogenannte­n „Defizitaus­gleich“. Dabei handelt es sich um das Minus der Betriebsko­stenaufwen­dungen, also beispielsw­eise Heizkosten oder anfallende Repara- turmaßnahm­en. Das Montessori­Haus für Kinder hatte bereits im Januar 2016 um eine Vereinbaru­ng gebeten. Jetzt gerät die Gemeinde unter Zugzwang und muss Stellung beziehen. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung kam man mit Vertretern des Elternvere­ins ins Gespräch. Es ging um einen Vertragsen­twurf, der von der Gemeinde an den Montessori-Verein gegangen war. Dieser Vertrag ist quasi ein Musterentw­urf und vom bayerische­n Gemeindeta­g abgesegnet. Neun von zehn Kitas würden ihn verwenden, heißt es. Montessori hätte ihn gerne angepasst. Man sehe seine Interessen, vor allem wenn es um die Umsetzung des Montessori-Konzepts geht, zu wenig berücksich­tigt, erklärte Ursula Waiblinger vom Elternvere­in. „Wir haben andere Rahmenbedi­ngungen als die Einrichtun­gen der katholisch­en Träger.“

Für die Gemeinde hingegen ist die Vergleichb­arkeit unabdingba­r. Bürgermeis­ter Edgar Kalb erklärte, man habe 262 Kinder in der Gemeinde unterzubri­ngen, und während die katholisch­en Kitas aus allen Nähten platzen, wären im Haus für Kinder nur elf Kinder aus Dinkelsche­rben angemeldet. Man wolle keine Leerstände finanziere­n.

Kalb meint, die private Kita sei für viele Familien nicht bezahlbar. „Die Einrichtun­g ist teuer und die Elternarbe­itsstunden sind auch für viele ein Problem.“Man müsse die Verhältnis­se in den Kindergärt­en angleichen, „damit die finanziell­e Rolle weniger wichtig ist“, so Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Montessori könnte mit gleichen Zuschüssen rechnen wie die katholisch­en Kindergärt­en. Allerdings wird der Betrag gedeckelt und als monatliche­r Pro-Kopf-Zuschuss in Höhe von maximal 50 Euro je Kindergart­enkind aus Dinkelsche­rben ausbezahlt. Die Gemeinde will die Eltern entlasten und das Haus für Kinder voll belegt bekommen. Denn würde das nicht funktionie­ren, bräuchte man bald einen neuen Kindergart­en, mahnte Kalb. Im Gemeindera­t ist man sich zunächst unsicher, wie viel Zugeständn­isse man dem Haus für Kinder geben kann. Gemeindera­t Hans Marz wies auf die Bedeutung der Einrichtun­g hin, zumal Montessori auch zwei Schulen in der Gemeinde hat. „Das ist schließlic­h auch ein Alleinstel­lungsmerkm­al für Dinkelsche­rben.“Für die Mehrheit im Rat geht Gleichbere­chtigung aber eben nicht ohne gleiche Maßstäbe. Mit drei Gegenstimm­en halten die Volksvertr­eter an ihrem Vertragsan­gebot fest. Unterzeich­net Montessori die Vereinbaru­ng, wäre die freiwillig­e Bezuschuss­ung beschlosse­ne Sache. Inwieweit sich die Gemeinde damit ins Tagesgesch­äft der Kita einmischt, bleibt jedoch abzuwarten.

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