Mittelschwaebische Nachrichten
Hat das Haus für Kinder eine Sonderstellung?
Die Montessori-Einrichtung in Dinkelscherben fordert Zuschüsse von der Gemeinde. Die will dann aber mitreden
Dinkelscherben Es ist ein bisschen wie der Äpfel-und-Birnen-Vergleich: Fünf Kindergärten hat die Marktgemeinde Dinkelscherben, zwei davon haben einen katholischen Träger, die anderen sind frei und entscheiden selber über Konzept, Gebühren und Schließtage. Jetzt musste die Gemeinde sich an der Quadratur des Kreises versuchen, denn das Montessori-Haus für Kinder beantragte eine Finanzspritze für den sogenannten „Defizitausgleich“. Dabei handelt es sich um das Minus der Betriebskostenaufwendungen, also beispielsweise Heizkosten oder anfallende Repara- turmaßnahmen. Das MontessoriHaus für Kinder hatte bereits im Januar 2016 um eine Vereinbarung gebeten. Jetzt gerät die Gemeinde unter Zugzwang und muss Stellung beziehen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung kam man mit Vertretern des Elternvereins ins Gespräch. Es ging um einen Vertragsentwurf, der von der Gemeinde an den Montessori-Verein gegangen war. Dieser Vertrag ist quasi ein Musterentwurf und vom bayerischen Gemeindetag abgesegnet. Neun von zehn Kitas würden ihn verwenden, heißt es. Montessori hätte ihn gerne angepasst. Man sehe seine Interessen, vor allem wenn es um die Umsetzung des Montessori-Konzepts geht, zu wenig berücksichtigt, erklärte Ursula Waiblinger vom Elternverein. „Wir haben andere Rahmenbedingungen als die Einrichtungen der katholischen Träger.“
Für die Gemeinde hingegen ist die Vergleichbarkeit unabdingbar. Bürgermeister Edgar Kalb erklärte, man habe 262 Kinder in der Gemeinde unterzubringen, und während die katholischen Kitas aus allen Nähten platzen, wären im Haus für Kinder nur elf Kinder aus Dinkelscherben angemeldet. Man wolle keine Leerstände finanzieren.
Kalb meint, die private Kita sei für viele Familien nicht bezahlbar. „Die Einrichtung ist teuer und die Elternarbeitsstunden sind auch für viele ein Problem.“Man müsse die Verhältnisse in den Kindergärten angleichen, „damit die finanzielle Rolle weniger wichtig ist“, so Bürgermeister Edgar Kalb. Montessori könnte mit gleichen Zuschüssen rechnen wie die katholischen Kindergärten. Allerdings wird der Betrag gedeckelt und als monatlicher Pro-Kopf-Zuschuss in Höhe von maximal 50 Euro je Kindergartenkind aus Dinkelscherben ausbezahlt. Die Gemeinde will die Eltern entlasten und das Haus für Kinder voll belegt bekommen. Denn würde das nicht funktionieren, bräuchte man bald einen neuen Kindergarten, mahnte Kalb. Im Gemeinderat ist man sich zunächst unsicher, wie viel Zugeständnisse man dem Haus für Kinder geben kann. Gemeinderat Hans Marz wies auf die Bedeutung der Einrichtung hin, zumal Montessori auch zwei Schulen in der Gemeinde hat. „Das ist schließlich auch ein Alleinstellungsmerkmal für Dinkelscherben.“Für die Mehrheit im Rat geht Gleichberechtigung aber eben nicht ohne gleiche Maßstäbe. Mit drei Gegenstimmen halten die Volksvertreter an ihrem Vertragsangebot fest. Unterzeichnet Montessori die Vereinbarung, wäre die freiwillige Bezuschussung beschlossene Sache. Inwieweit sich die Gemeinde damit ins Tagesgeschäft der Kita einmischt, bleibt jedoch abzuwarten.