Mittelschwaebische Nachrichten
Welches Lastenfahrrad passt zu mir?
Die neue Lust an der alltäglichen Last – im Großstadtdschungel ist das Fahrrad oft die einzige Möglichkeit, einigermaßen flott herumzukommen. Doch so ein Rad kann mehr, als einen Menschen von A nach B zu befördern.
Zugegeben, es fühlt sich am Anfang schon etwas ungewohnt an, etwa so, wie wenn man zum ersten Mal einen Lieferwagen steuert und „nur“das Steuern von Pkws gewöhnt ist. Lastenräder sind die Transporter unter den Drahteseln und entweder länger oder breiter als alles, was einem bisher unter den Sattel kam. Ein ganz neues Fahrgefühl. Da sage doch noch einer, das Rad kann man nicht neu erfinden. Doch: Man kann! Zum Transportieren. Das haben einige Mitmenschen schon erkannt.
Lastenräder sind ein Trend in Deutschland. Konkrete Zahlen dafür gibt es nicht, aber bei manchen Trends muss man eben einfach nur die Augen aufmachen, um zu erkennen: da geht gerade mehr. Sogar im hügeligen Augsburg fahren seit einiger Zeit mehr Lastenräder mit Kindern und/oder Einkäufen an Bord umher. Bei weitem noch nicht so viele wie in Amsterdam, Kopenhagen oder sogar in norddeutschen Großstädten, aber man sieht einige. Es gibt inzwischen sogar Lastenradpicknicks in Augsburg.
Auch der Zweirad-IndustrieVerband (ZIV) hat diesen Trend ausgemacht und schätzt, dass pro Jahr bis zu 35000 neue Lastenräder verkauft werden. Insgesamt werden nach Schätzungen des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums schon 52000 Lastenräder gewerblich genutzt. „Das Fahrrad eignet sich hervorragend zum Transport für die letzte Meile“, sagt ZIV-Sprecher David Eisenberger. Manche Städte wie München und Hamburg bieten sogar Lastenrad-Kaufprämien an, weil sie sich dadurch eine Entlastung des verstopften Straßenverkehrs versprechen. Weil es immer mehr Lastenräder geben wird, setzt sich der ZIV auch dafür ein, dass Fahrradwege künftig breiter gebaut werden, sodass auch die etwas breiteren Cargo-Bikes mehr Platz haben. Denn mit manchen Modellen bekommt man auf herkömmlichen Radwegen bei Gegenverkehr schier Platzangst.
Großstadtfamilien benutzen Transporträder auch als Familienkutsche und verzichten auf ein Auto. Damit sparen sie Geld und tun etwas für die Umwelt. Wer täglich 20 Kilometer mit dem Lastenrad im Stadtverkehr fährt, produziert laut Verkehrsclub Deutschland 800 Kilogramm CO2 pro Jahr weniger als mit einem Kleinwagen.
Die Hersteller haben sich inzwischen auch den Bedürfnissen der Familien angepasst. Mussten anfangs noch Konstruktionen Marke Eigenbau für Babyschalen herhalten, haben einige Modelle inzwischen sogar Isofix-Halterungen. Lastenräder können individuell zusammengestellt werden. Je nach Ausstattung und Marke kann man da schon mal ein kleines Vermögen investieren, für das man auch einen Gebrauchtwagen bekommen würde. Fast alle Lastenräder gibt es auch mit Elektromotor, der dann knapp 2000 Euro Aufpreis kostet – eine Investition, die sich lohnt, vor allem, wenn das Transportgut mal etwas schwerer wird.