Mittelschwaebische Nachrichten

Welches Lastenfahr­rad passt zu mir?

Die neue Lust an der alltäglich­en Last – im Großstadtd­schungel ist das Fahrrad oft die einzige Möglichkei­t, einigermaß­en flott herumzukom­men. Doch so ein Rad kann mehr, als einen Menschen von A nach B zu befördern.

- Lea Thies

Zugegeben, es fühlt sich am Anfang schon etwas ungewohnt an, etwa so, wie wenn man zum ersten Mal einen Lieferwage­n steuert und „nur“das Steuern von Pkws gewöhnt ist. Lastenräde­r sind die Transporte­r unter den Drahteseln und entweder länger oder breiter als alles, was einem bisher unter den Sattel kam. Ein ganz neues Fahrgefühl. Da sage doch noch einer, das Rad kann man nicht neu erfinden. Doch: Man kann! Zum Transporti­eren. Das haben einige Mitmensche­n schon erkannt.

Lastenräde­r sind ein Trend in Deutschlan­d. Konkrete Zahlen dafür gibt es nicht, aber bei manchen Trends muss man eben einfach nur die Augen aufmachen, um zu erkennen: da geht gerade mehr. Sogar im hügeligen Augsburg fahren seit einiger Zeit mehr Lastenräde­r mit Kindern und/oder Einkäufen an Bord umher. Bei weitem noch nicht so viele wie in Amsterdam, Kopenhagen oder sogar in norddeutsc­hen Großstädte­n, aber man sieht einige. Es gibt inzwischen sogar Lastenradp­icknicks in Augsburg.

Auch der Zweirad-IndustrieV­erband (ZIV) hat diesen Trend ausgemacht und schätzt, dass pro Jahr bis zu 35000 neue Lastenräde­r verkauft werden. Insgesamt werden nach Schätzunge­n des Deutschen Luft- und Raumfahrtz­entrums schon 52000 Lastenräde­r gewerblich genutzt. „Das Fahrrad eignet sich hervorrage­nd zum Transport für die letzte Meile“, sagt ZIV-Sprecher David Eisenberge­r. Manche Städte wie München und Hamburg bieten sogar Lastenrad-Kaufprämie­n an, weil sie sich dadurch eine Entlastung des verstopfte­n Straßenver­kehrs verspreche­n. Weil es immer mehr Lastenräde­r geben wird, setzt sich der ZIV auch dafür ein, dass Fahrradweg­e künftig breiter gebaut werden, sodass auch die etwas breiteren Cargo-Bikes mehr Platz haben. Denn mit manchen Modellen bekommt man auf herkömmlic­hen Radwegen bei Gegenverke­hr schier Platzangst.

Großstadtf­amilien benutzen Transportr­äder auch als Familienku­tsche und verzichten auf ein Auto. Damit sparen sie Geld und tun etwas für die Umwelt. Wer täglich 20 Kilometer mit dem Lastenrad im Stadtverke­hr fährt, produziert laut Verkehrscl­ub Deutschlan­d 800 Kilogramm CO2 pro Jahr weniger als mit einem Kleinwagen.

Die Hersteller haben sich inzwischen auch den Bedürfniss­en der Familien angepasst. Mussten anfangs noch Konstrukti­onen Marke Eigenbau für Babyschale­n herhalten, haben einige Modelle inzwischen sogar Isofix-Halterunge­n. Lastenräde­r können individuel­l zusammenge­stellt werden. Je nach Ausstattun­g und Marke kann man da schon mal ein kleines Vermögen investiere­n, für das man auch einen Gebrauchtw­agen bekommen würde. Fast alle Lastenräde­r gibt es auch mit Elektromot­or, der dann knapp 2000 Euro Aufpreis kostet – eine Investitio­n, die sich lohnt, vor allem, wenn das Transportg­ut mal etwas schwerer wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany