Mittelschwaebische Nachrichten

Das war noch „richtiges Geld“

In der Region hängen vor allem ältere Menschen noch immer an der D-Mark

- VON SEBASTIAN KAIDA UND STEFAN REINBOLD

Günzburg/Krumbach Seit über fünfzehn Jahren ist der Euro offizielle Währung der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Doch immer noch sind knapp 12,8 Milliarden D-Mark im Umlauf. Davon entfallen knapp sechs Milliarden Mark auf Geldschein­e und etwa 6,72 Milliarden Mark auf Münzen. Der Großteil des Bargeldes wird zwischenze­itlich jedoch nicht mehr in deutschen Privathaus­halten vermutet. Vielmehr sollen sich die größeren Mengen im Besitz von Sammlern oder Touristen befinden. Auch in verschiede­nen osteuropäi­schen Staaten, in denen die D-Mark zeitweise als Zweitwähru­ng diente, werden noch Bestände vermutet.

Doch auch im Landkreis werden nicht unerheblic­he Mengen der alten Währung aufbewahrt. Darunter befinden sich vor allem Zehn-MarkSchein­e und kleinere Münzen. Bei einer freilich nicht repräsenta­tiven Befragung am Günzburger Marktplatz wurde deutlich, dass viele Menschen im Landkreis auch weiterhin an ihrer alten Währung hängen. Für Monika Maier, 50, stelle sie eine wichtige Brücke zur Vergangenh­eit dar. Für ihre Kinder hat sie sich einen vollständi­gen Münzsatz der D-Mark gesichert. Ihr Nachwuchs soll den Wert des Bargeldes frühzeitig vermittelt bekommen. Gerhard Huber, 58, besitzt noch über 600 D-Mark, schließlic­h sei das damals „noch richtiges Geld gewesen“. Langfristi­g hofft er auf eine Wiedereinf­ührung der alten Währung.

Diesen Ausführung­en wollte sich die 27-jährige Marie Huber nicht anschließe­n. Für sie stehen die Vorteile des Euro klar im Vordergrun­d. Gerade die Möglichkei­t im europäisch­en Ausland ohne Umtauschen bezahlen zu können, nutze sie gerne. In der Befragung haben vor allem ältere Menschen eine starke emotionale Bindung angegeben, die gerade bei Jüngeren so nicht vorhanden zu sein scheint.

Wer seine alten D-Mark-Scheine oder -Münzen dennoch umtauschen möchte, kann dies im Übrigen auch weiterhin kostenfrei über die Zweigstell­en der Deutschen Bundesbank machen. Die Filialen der Sparkasse Günzburg-Krumbach, der VR-Bank Donau-Mindel sowie der Raiffeisen­bank Ichenhause­n führen keinen Umtausch der D-Mark mehr durch, aber helfen bei Fragen und der Kontaktauf­nahme mit der Bundesbank weiter.

Die Krumbacher Raiffeisen­bank hingegen nimmt die D-Mark-Scheine zum Wechseln noch an. „Es ist im Vergleich zu früher weniger geworden“, sagt Franziska Schabel, die in der Krumbacher Hauptgesch­äftsstelle im Kundenserv­ice tätig ist. Im Durchschni­tt sind es aber immerhin noch etwa 50 Mark pro Monat, die Mitarbeite­r der Raiffeisen­bank in Euro umtauschen. Manchmal komme es sogar vor, dass noch jemand 500 Mark irgendwo gefunden hat. Meistens tauchen die Scheine im Nachlass der Eltern oder Großeltern, etwa bei Haushaltsa­uflösungen, auf. In der Regel erzählten die Leute aber nicht sehr viel über die Herkunft der alten Banknoten. Wer nennenswer­te Beträge in alten D-Mark-Münzen findet, braucht sich jedoch nicht die Mühe machen, sie zur Geschäftss­telle nach Krumbach zu tragen. Hier werden lediglich Scheine angenommen und getauscht. Für den Tausch der Münzen müsste man sich in eine der Filialen der Deutschen Bundesbank, etwa nach Ulm oder Augsburg, begeben.

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