Mittelschwaebische Nachrichten
Am besten schmeckt die eigene Ernte
Albert Sauter wird heute 90 Jahre
Rieden War der Milchwagenfahrer schon da? Den möchte Albert Sauter nicht versäumen, denn dem gibt er zur Zeit gern eine Gurke aus dem Garten mit. Albert Sauter, der heute 90 Jahre alt wird, hegt seinen Gemüsegarten. Gurken, Tomaten, Brokkoli und Kartoffeln baut er an und freut sich dann, wenn er die Ernte auf den Tisch bringen kann. „Kochen, Haushalt und der Garten“, sagt er, „ich habe schon Arbeit.“
Das war in jungen Jahren so, das ist auch jetzt im Alter so. Sauter ist schon lange weitgehend auf sich selber gestellt, seit seine Frau Magdalena 2006 krank wurde und ins Krankenhaus musste. „Und sie ist nicht mehr nach Hause gekommen“, sagt Sauter. Wehmut klingt da durch, wenn er an die zehn Jahre denkt, die sie dann noch im Heim oder im Krankenhaus verbringen musste. Er hat sie regelmäßig besucht und daheim viele ihrer Aufgaben übernommen.
Geboren und aufgewachsen ist Albert Sauter in Bubesheim, hat als junger Bursch in Günzburg eine Schreinerlehre gemacht – und dann musste er in den Krieg. 1944 wurde er einberufen, kam an die Ostfront, geriet in russische Gefangenschaft und kam erst kurz vor Weihnachten 1949 wieder heim ins Elternhaus.
Ein Glück für ihn war die Heirat mit der Riedener Bäuerin Magdalena Frey. „Ich wollte immer Landwirt werden“, sagt Sauter, und miteinander hat das Ehepaar den Hof aufgebaut, der anfangs aus vier Milchkühen, einem Pferd und Ochsen als Arbeitstiere bestand. Bald wurde der Stall umgebaut, 1956 ein Bulldog gekauft. Als der Bauer 1961 bei einem Motorradunfall einen sechsfachen Beinbruch erlitt, halfen Nachbarn und Verwandte, den Hof am Leben zu halten. Es sollten noch mehr Schicksalsschläge in Albert Sauters Leben kommen. 1965 brannte der Hof komplett ab, 1966 dann die Klauenseuche: „Alles Vieh musste weg“, sagt Sauter.
Als schließlich einer der beiden Söhne den Hof übernahm, ging der Vater von 1973 bis 1984 noch zum Arbeiten in die Fabrik. Dann kam die Zeit mit ein wenig Muse. 18 Krippenställe hat der gelernte Schreiner geschaffen, dazu mindestens 20 kleine Feldkreuze.
Viele davon hat er verschenkt, dass eins der Feldkreuze jetzt „in Südafrika drunten“ist, macht ihn schon ein bisschen stolz. Drei der Krippenställe hat Albert Sauter behalten und im Keller gut verwahrt. Es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder eine Krippe in seine Stube holt. Jetzt ist Sommer, und im Garten gibt es viel zu tun. Aber für eine Geburtstagsfeier mit der Familie, Freunden und Nachbarn will sich der fleißige 90-Jährige auf jeden Fall Zeit nehmen. (ilor)