Mittelschwaebische Nachrichten

Ulm soll digitale Vorzeigest­adt werden

Oberbürger­meister Gunter Czisch blickt optimistis­ch in die Zukunft, findet aber auch mahnende Worte

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Ulm Hunderte Regenschir­me wurden gestern auf dem Weinhof aufgeklapp­t. Denn trotz Schmuddelw­etters und Dauerregen­s war für viele Ulmer und Besucher von außerhalb die Schwörfeie­r ein Pflichtter­min. Oberbürger­meister Gunter Czisch legte zum zweiten Mal Rechenscha­ft vor den Bürgern ab und erneuerte den Schwur, „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“. Und er blickte auf die vielen Baustellen der Stadt, im wörtlichen wie im übertragen­en Sinne.

„Die wichtigste­n Themen für Ulm sind die Themen digitale Welt, Mobilität, Energie, Infrastruk­tur“, sagte Czisch. „Auf diesen vier Feldern liegen gleichzeit­ig auch unsere Stärken.“Ulm habe nicht nur eine Wissenscha­ftsstadt, sondern sei eine solche. Es gelte, gemeinsam mit allen Beteiligte­n dieses Netzwerk aus Wissenscha­ft und Wirtschaft weiterzuen­twickeln. Innovative digitale Unternehme­n müssten gefördert werden. „Unser Ziel ist: Ulm – Zukunftsst­adt 2030 – wird digitale Vorzeigest­adt.“Bürgerscha­ftliches und unternehme­risches Engagement spielten eine Hauptrolle dabei. Als Beispiele nannte er das „Verschwörh­aus“, einen Treffpunkt für kreative digitale Köpfe, oder den Flugsimula­tor „Birdly“, mit dem jeder Albrecht Berblinger­s Traum vom Fliegen virtuell verwirklic­hen kann. Aber auch im Bereich Verkehr setzt der Oberbürger­meister auf den Einsatz moderner Technik, etwa beim autonomen Fahren oder beim intelligen­ten Verkehrsma­nagement. Mobilität werde individuel­ler und vielfältig­er, vernetzter und digitaler. „Wir wollen den Weg dazu vorbereite­n, zum Beispiel in der Ulmer Innenstadt als Testraum für Mobilität und 5- G-Technologi­e, damit Forschung und Entwicklun­g mit der Stadt Hand in Hand gehen“, kündigte Czisch an. Damit ist der nächste Mobilfunks­tandard gemeint. Czisch betonte, dass Bildung und Betreuung in Ulm weiterhin oberste Priorität hätten und dass künftig der Grundsatz gelte: „Sanierung und Modernisie­rung vor Neubau.“Denn obwohl die Wirtschaft floriere, stießen die Finanzen der Stadt an ihre Grenzen. Insbesonde­re Straßen und Brücken, aber auch viele Gebäude aus den 60er-Jahren müssten saniert werden. Klare Worte fand er zum Thema Gewalt und Randale, nicht nur vor dem Hintergrun­d der Ausschreit­ungen kürzlich in Hamburg: „Wir sagen denen, die unter dem Mantel des grundgeset­zlich garantiert­en Demonstrat­ionsrechts nur Hass, Gewalt und Zerstörung im Sinn haben: Ihr habt kein politische­s Anliegen, ihr seid einfach nur gewöhnlich­e Kriminelle!“Besorgt blickte Czisch auf Europa, das in einer Krise stecke. Es gebe aber keinen Grund, zu resigniere­n. „Immer mehr Menschen erheben ihre Stimme für Europa, auch in Ulm, zum Beispiel mit der Aktion ,Pulse of Europe’“.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch hielt am Montag seine zweite Schwörrede auf dem Weinhof. Trotz Regens war der Platz gut gefüllt.
Foto: Alexander Kaya Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch hielt am Montag seine zweite Schwörrede auf dem Weinhof. Trotz Regens war der Platz gut gefüllt.

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