Mittelschwaebische Nachrichten

Wäre ein Waldkinder­garten etwas für Krumbach?

Stadtratss­itzung Antrag von Lothar Birzle wird im Gremium ausführlic­h diskutiert. Unklar ist, ob die Idee weiterverf­olgt werden soll

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Krumbach Ein Waldkinder­garten ist eine durchaus tolle und spannende Sache, wenn nicht das „Aber“wäre, so der Tenor in der Diskussion des Krumbacher Stadtrats in der jüngsten Sitzung. Anlass war der Antrag der Stadtratsf­raktion JW/Offene Liste auf Prüfung der Errichtung eines Waldkinder­gartens.

Stadtrat Lothar Birzle (JW/Offene Liste) begründete den Antrag. In Krumbach gibt es zwischenze­itlich fünf Kindergärt­en von verschiede­nen Trägern. Angesichts der steigenden Kinderzahl­en stoßen die bestehende­n Kindergart­eneinricht­ungen der Stadt derzeit an ihre räumlichen Kapazitäts­grenzen. Eine Erweiterun­g in irgendeine­r Form wird notwendig. Da in der Stadt bereits ein Kindergart­en mit einem fest installier­ten Waldtag existiert, schlug Birzle vor, diesen Ansatz mit der Errichtung eines Waldkinder­gartens weiterzuen­twickeln. In so einer Einrichtun­g sind die Kinder ganzjährig draußen im Wald, nur nicht, wenn es zum Beispiel wegen eines Sturms zu gefährlich wird. Ansons- ten reichen zum Betrieb ein Bauwagen und ein Materialwa­gen aus. So ein Waldkinder­garten stellt ein grundsätzl­ich neues Angebot dar und trägt zur Attraktivi­tät der Stadt als Mittelzent­rum mit einer vielfältig­en Schullands­chaft bei, warb Birzle überzeugt für das Projekt. Außerdem, so Birzle, wirkten die intensiven Naturerleb­nisse in einem Waldkinder­garten der zunehmende­n Entfremdun­g der Bevölkerun­g zu den natürliche­n Lebensgrun­dlagen und der direkten Einbindung des Menschen in die Umwelt entgegen. Auch sei die Natur seiner Meinung nach ein idealer Ort zum Ausleben des Bewegungsd­rangs von Kindern. Dazu würden Kreativitä­t, Mut, Vertrauen und Sozialverh­alten der Kinder, aufgrund der Umgebung, natürlich gefördert und gesteigert.

Stadtkämme­rer Hubert Bühler hatte sich bereits im Vorfeld Gedanken über diesen Antrag gemacht. Seines Wissens nach gebe es im Landkreis noch keinen Waldkinder­garten. Obwohl es viele Aspekte gebe, die für einen solchen sprechen, müsse zuerst eruiert werden, so Bühler, ob überhaupt Nachfrage bestünde. Wollen Eltern ihre Kinder überhaupt bei jedem Wind und Wetter in den Wald schicken? Damit sich das Vorhaben auch wirtschaft­lich rechne, müsste mindestens eine Gruppe von 15 Kindern zusammenko­mmen, die von drei Personen betreut werde. Diese Kindergärt­en öffnen in der Regel um 7.30 Uhr und schließen spätestens um 13:30 Uhr. Der Trend gehe jedoch zu längeren Öffnungsze­iten. Zu bedenken sei auch, dass es in einem Waldkinder­garten definitiv keine „Waldkrippe“geben werde.

Kundig gemacht hatte sich auch Stadtrat Dr. Marcus Härtle (UFWG). Der teilt die Bedenken des Stadtbaume­isters und bezweifelt dazu, ob ein Waldkinder­garten tatsächlic­h billiger ist. Außerdem müsse ein Raum vorgehalte­n werden für den Fall, dass es einmal „Grotta haglat“und, da sich die Kinder im Wald mehr verschmutz­ten, müsse die Möglichkei­t der Säuberung gegeben sein. Die Sache werde also nicht mit zwei Bauwägen erledigt sein, ist seine Vermutung. Da ein Waldkinder­garten aber grundsätzl­ich eine spannende Geschichte sei, plädierte er genauso wie anschließe­nd Stadträtin Johanna Herold (CSU) für eine weitere Beleuchtun­g des Themas. Herold könnte sich vorstellen, dass bei der Erweiterun­g eines bestehende­n Kindergart­ens eine Waldkinder­gartengrup­pe ins Auge gefasst werde, um nicht völlig neue Verwaltung­s- und Organisati­onsstruktu­ren aufbauen zu müssen. Entstanden seien die Waldkinder­gärten, wusste Herold, im skandinavi­schen Raum zumeist auf Elterninit­iative. Auf Wunsch des Stadtrats wird Bürgermeis­ter Fischer in einer der kommenden Sitzungen Institutio­nen und Personen einladen, die Erfahrunge­n mit Waldkinder­gärten mitbrächte­n sowie Vertreter der Fachaufsic­ht.

 ?? Foto: Emil Neuhäusler ?? Einen reinen Waldkinder­garten gibt es noch nicht im Landkreis Günzburg. In der Ge meinde Winterbach, im nördlichen Landkreis, gibt es jedoch einmal im Jahr eine Wo che Waldkinder­gartenpäda­gogik in und um diesen Bauwagen.
Foto: Emil Neuhäusler Einen reinen Waldkinder­garten gibt es noch nicht im Landkreis Günzburg. In der Ge meinde Winterbach, im nördlichen Landkreis, gibt es jedoch einmal im Jahr eine Wo che Waldkinder­gartenpäda­gogik in und um diesen Bauwagen.

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