Mittelschwaebische Nachrichten
Benediktiner Bruder aus Indien Gast in Neuburg
Neue Visionen für das Christentum aufgezeigt
Neuburg/Kammel Wenn zwei unterschiedliche Religionen aufeinandertreffen, wollen meistens beide Recht haben und der leidenschaftliche Diskurs endet oft in Auseinandersetzung und Streit, oder gar Gewalt.
Dass dies auch ganz anders gehen kann, erlebten die etwa 30 Teilnehmer beim Tagesseminar „Neue Visionen für das Christentum“in Neuburg/Kammel, zu dem Bernhard Weindl und Richard Snehotta ins Pfarrheim eingeladen hatten.
Fritz Kortler, erfahrener Weltund Forschungsreisender eröffnete den Tag mit einem bilderreichen Einblick in indische Lebensweisen und spirituelle Tiefen.
Bruder Martin Sahajananda vom benediktinischen Ashram Shantivanam in Indien bot anschließend mit Vorträgen und Meditationen erfrischend neue Interpretationen der christlichen Botschaft vom Reich Gottes.
Übersetzt wurden seine englischsprachigen Ausführungen durch Dr. evang. theol. Christian HackbarthJohnson, einem ausgewiesenen Kenner christlich–hinduistischer Begegnungen.
Für die spirituelle Suche vieler Christen biete der interreligiöse Dialog, wie er im indischen Benediktiner-Ashram gelebt und gelehrt wird, eine notwendige Perspektive:
„Gott ist überall – das können wir von den östlichen Weisheitsreligionen lernen. In Gott leben und bewegen wir uns, wie die Fische im Meer leben und sich bewegen“, so Bruder Martin. Dies sei auch der Kern der Botschaft Jesu, in dessen Mittelpunkt die göttliche Würde des Menschen stehe. Die Aussage Jesu, „ich und der Vater sind eins“gelte für alle Menschen und biete damit die entscheidende Grundlage für den Frieden zwischen den Religionen und den Christen selbst.
„Menschen sollten nicht Religionen dienen“, so Bruder Martin, sondern vielmehr selbstbewusst und entschieden ihre Berufung des „In Gott seins“leben.
Auf die Frage einer Teilnehmerin, wie der Vatikan zu diesen Perspektiven stehe, meinte Bruder Martin, Papst Franziskus vertrete ja auch eine Position der befreienden Botschaft Jesu, die es nun für jeden Einzelnen und auf allen Ebenen der Religionen umzusetzen gelte. (zg)