Mittelschwaebische Nachrichten

Einst gefeiert – später vergessen

Der Komponist Johann Adolf Hasse lebte 30 Jahre in Dresden

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Krumbach Es war Felix Mendelssoh­n Bartholdy, der hochbegabt­e Pianist und Komponist, der die vergessene­n Werke Johann Sebastian Bachs wieder einer breiteren Öffentlich­keit zugänglich machte. Man kann sich heute gar nicht vorstellen, dass derartige Meisterwer­ke keine Beachtung mehr fanden. Johann Adolf Hasse (1699 - 1783), der zu Lebzeiten ein gefeierter Sänger und Komponist war und ganz Europa mit seinen Werken begeistert­e, brauchte sehr viel länger bis man ihn wiederentd­eckte. Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunder­ts kamen Werke von ihm wieder zur Aufführung und lösten große Begeisteru­ng aus.

Johann Adolf Hasse, der 1699 in Bergedorf nahe Hamburg geboren wurde, stammte aus einer evangelisc­hen Organisten­familie. Er kam zu den Kapellknab­en am Hamburger Dom wegen seiner hervorrage­nden Stimme, die er auch als Tenor behielt. In Braunschwe­ig konnte er mit seiner ersten Oper, bei der er auch selber sang, einen ersten Erfolg erzielen. Den 22-Jährigen zog es nach Italien. In Neapel fand er Zugang zur Oper. Italien fasziniert­e ihn und auch die katholisch­e Glaubenswe­lt. Das veranlasst­e ihn, katholisch zu werden. Die Liebe mag dabei keine unwesentli­che Rolle gespielt haben. Er verliebte sich in die Sängerin Faustina Bordoni, ein Star zur damaligen Zeit, aber auch er selbst war ein gefeierter Sänger. Seine Opern waren sehr erfolgreic­h.

Im Karneval 1730 in Venedig war der Kronprinz von Sachsen so begeistert, dass er alles daran setzen wollte, diesen Komponiste­n und seine Frau nach Dresden zu holen. Zunächst nur kurz zu Besuch kamen sie 1733 endgültig nach Dresden, wo sie beste Bedingunge­n antrafen. Immer wieder aber begaben sie sich auf Reisen und pflegten Kontakte zu den fürstliche­n Höfen in halb Europa. 30 Jahre hat Hasse in Dresden verbracht und das musikalisc­he Leben entscheide­nd geprägt. Sein Einfluss reichte jedoch weit über Dresden und Sachsen hinaus. Er war ein Künstler von europäisch­em Rang. Viele kirchenmus­ikalische Kompositio­nen wurden in der Dresdner Hofkirche erstmals aufgeführt. In dieser Kirche, die heute die Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen ist, wurden Hasses Kompositio­nen auch noch gepflegt als er andernorts als unmodern längst vergessen war.

Der Siebenjähr­ige Krieg, bei dem Preußen in Sachsen einmarschi­erte, veränderte alles. Sachsen gehörte zu den Kriegsverl­ierern und konnte sich Opernhaus und Orchester samt Komponiste­n nicht mehr leisten. Familie Hasse, deren Töchter inzwischen auch namhafte Sängerinne­n geworden waren, zog nach Wien, wo sie von Kaiserin Maria Theresia sehr geschätzt wurden. Noch zehn Jahre verbrachte­n sie in der Kaiserstad­t.

Es war bereits zu spüren, dass in der Musikwelt eine neue Epoche anzubreche­n begann. 1773 verließen sie Wien, um ihren Lebensaben­d in Venedig zu verbringen. 1781 starb seine Frau. Er selbst folgte ihr zwei Jahre später. Sie fanden in einer Kirche von Venedig ihre letzte Ruhestätte.

Die Italiener schätzten die Werke des „il caro Sasso“, des lieben Sachsen, Giovanni Adolfo Hasse über die Maßen. Am Rande sei noch erwähnt, dass Hasse für die Weihe der Dresdner Hofkirche seine d-mollMesse schuf, zu einem anderen feierliche Anlass ein „Te Deum“und das „Regina caeli“. Nicht zu vergessen, dass sowohl bei Händel wie bei Mozart Anleihen von Johann Adolf Hasse zu entdecken sind. (gsch)

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Foto: Ludwig Gschwind Das Bild zeigt ein Fresko an der Orgelempor­e der Pfarrkirch­e Mindelzell mit musizie renden Engeln.

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