Mittelschwaebische Nachrichten
Mini Günzburg hat viele Einwohner
Freizeit Die erste Spielstadt im Landkreis kommt gut an. Die Kinder entscheiden selbst über Arbeiten, Leben und Wählen
Günzburg Während im Nachbarlandkreis Neu-Ulm die Kreisstadt den Austritt aus dem Landkreis vorantreibt, bekommt der Landkreis Günzburg – zumindest vorübergehend – diesen Sommer Zuwachs in der kommunalen Familie. Am 21. August findet die Gründung von Mini-Günzburg statt, einer Spielstadt, die Kreisjugendring und Kommunale Jugendarbeit erstmals in den Sommerferien angeboten haben. Das Konzept kommt an: Die erste der beiden Wochen, in denen die Spielstadt sich in der Großen Kreisstadt niederlässt, ist schon ausgebucht, in der zweiten Woche ab dem 28. August gibt es nur noch wenige Restplätze.
„Wir freuen uns sehr, dass die Idee so gut ankommt im Landkreis“, so Merle Kuhnert von der Kommunalen Jugendarbeit. „Vor allem freut uns die wahnsinnig große ehrenamtliche Unterstützung.“Etwa 40 Ehrenamtliche hatten im Vorfeld am Konzept gearbeitet und die Spielstadt vorbereitet. In jeder der beiden Wochen werden 30 ehrenamtliche Betreuer mit dabei sein. „Eine Reihe von heimischen Firmen unterstützt uns ebenfalls als Sponsor“, erklärt Markus Genau vom Kreisjugendring. Und die Stadt Günzburg stellt neben der Grundschule Südost als „Stadtgebiet“uns auch Utensilien zur Verfügung. Die Chefs in Mini-Günzburg sind jedoch die Kinder, die aus dem gesamten Landkreis kommen: Sie suchen sich jeden Morgen aus, wo sie in der Kinderspielstadt arbeiten möchten – damit sie dann ihre dabei verdienten „Günzen“, die Währung von Mini-Günzburg, auch wieder ausgeben können. Die bunten Scheine zeigen neben dem Wert des Scheins Abbildungen von markanten Günzburger Gebäuden.
Roland Grimm, Vorsitzender des Kreisjugendrings im Landkreis, findet besonders wichtig, dass die Kinder sich selbst in das Projekt einbringen – denn bei dieser Form der Ferienbetreuung bekommen die Mädchen und Buben nichts vorgesetzt, das sie konsumieren können, sondern gestalten das Leben der Spielstadt selbst. Grimm: „Die Kinder werden hier ernst genommen und übernehmen selbst Verantwortung.“
Auch eine Mini-Stadt braucht natürlich ein Oberhaupt – deswegen wird in den beiden Wochen jeweils am Mittwoch ein Bürgermeister gewählt. „Das wird eine Wahl am 23. August, der wir ausnahmsweise sehr gelassen entgegensehen“, sagt Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig schmunzelnd. Mit guten Ratschlägen für den Nachwuchs-Rathauschef wollen sich der OB und auch Landrat Hubert Hafner aber zurückhalten. „Die Kinder sollen ihre eigenen Erfahrungen machen in diesem Amt, das es ja dann ebenfalls erstmals im Landkreis geben wird. Wir hoffen natürlich, dass der ein oder andere dann tatsächlich so viel Spaß daran findet, dass er dann später in die Kommunalpolitik einsteigt“, so Hafner. Jauernig hatte sich das Konzept der Kinderstadt bereits in München angesehen und ist begeistert davon, dass die Mädchen und Buben in ganz unterschiedliche Rollen schlüpfen können – „vom Feuerwehrmann über den Polizisten bis hin zum Bürgermeister“.
Letzterer wird mit einer klar definierten Wahlordnung gewählt und hat – unterstützt von einem Stadtrat – viele Aufgaben: Er kümmert sich um „Staatsbesuche“, leitet einmal am Tag Stadtratssitzungen, muss wichtige Entscheidungen treffen, eine Bürgersprechstunde und Bürgerversammlungen anbieten und natürlich Termine wie Ausstellungen wahrnehmen. Auch Interviews mit verschiedenen Medien gehören zum Arbeitspensum des Mini-Rathauschefs. Denn in Mini-Günzburg gibt es auch ein Pressehaus, das während Mini-Günzburg unter anderem auch Berichte für die Günzburger Zeitung liefern wird – sozusagen aus unserem Korrespondentenbüro in der neuen Nachbarstadt.
Informationen über Mini Günzburg www.jugend guenzburg.de