Mittelschwaebische Nachrichten
Nach der Rückkehr gibt es einen weiteren Höhepunkt
Finale in Wladiwostok für Radler Raimund Kraus. Was dann zu Hause ansteht
Wladiwostok Am Meer schlendern Touristen, auf einer Konzertbühne in der Innenstadt sorgen Musiker für Unterhaltung. All das, was Raimund Kraus schildert, klingt nach einer sehr vertrauten sommerlichen Atmosphäre. Als er sich per Telefon meldet, kann man kaum glauben, dass er sich gewissermaßen am anderen Ende der Welt befindet. Luftlinie sind es rund 8400 Kilometer Entfernung. Mit dem Rad, der von Raimund Kraus bevorzugten Art der Fortbewegung, sind es noch deutlich mehr Kilometer, exakt 11878 Kilometer, wie der 54-jährige Kraus berichtet. Der Ziemetshauser Extremradler Raimund Kraus hat nach einer Fahrt von Ziemetshausen quer durch Russland in West-Ost-Richtung Wladiwostok, sein Ziel an der sibirischen Pazifikküste, erreicht. Derzeit bereitet er sich auf den Rückflug vor, der am 3. August über Moskau nach München zurückführt. Und er lässt die zahlreichen Eindrücke und Erlebnisse der bemerkenswerten Fahrt jetzt erst einmal „sacken“. Beschwerlich sei die Tour gewesen, berichtet er. Er habe es sich nicht so bergig vorgestellt. Insgesamt waren rund 77 000 Höhenmeter zu überwinden. Einige wenige Ruhetage miteingerechnet war Kraus 86 Tage unterwegs. Im Schnitt radelte er pro Tag rund 140 Kilometer, an manchen Tagen waren es auch über 200 Kilometer – und das mit einem Rad mit rund 25 Kilogramm Gepäck.
Wie er berichtet, war er ähnlich wie in früheren Jahren, meist auf Hauptstraßen unterwegs. Die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln ist hier einfacher. Aber was heißt Hauptstraße in den Weiten Sibiriens? „Es kann hier schon einmal sein, dass rund 100 Kilometer gar nichts kommt“, sagt er. Dies gilt es bei der Verproviantierung zu berücksichtigen.
Kraus war wieder mit Zelt unterwegs, hat aber wiederholt auch in einfachen Hotels übernachtet. Und Bären? Nein, glücklicherweise gab es da keine Begegnungen. Aber phasenweise waren die Mücken und vor allem Schwärme von Rinderbremsen ganz schön lästig, wie der Extremradler berichtet.
Sibirien wird ostwärts des Flusses Lena und des Baikalsees ganz schön bergig. Über Hunderte von Kilometern ziehen sich Bergketten mit Höhen um 2500 Metern dahin. „Nach dem Baikalsee musste ich bis Wladiwostok noch etwa 37 000 Höhenmeter überwinden“, erklärt Kraus. An einigen Tagen waren es bis zu 2500 Höhenmeter.
Wohltuend sei aber immer die Freundlichkeit der Leute gewesen. In Sibirien sind im Sommer Temperaturen um 30 Grad und lang anhaltende Trockenheit keine Seltenheit. Ein Autofahrer habe ihm an einem solchen heißen Tag sogar ein Eis spendiert, freut sich Kraus. Auch bei den Formalitäten – bei Reisen durch Russland ja bekanntlich immer wieder ein Thema – habe es keine Probleme gegeben.
Raimund Kraus ist gelernter Bauschlosser und Rohrleitungsbaumeister für Gas und Wasser. Er arbeitet bei der Firma GW-Tec in Augsburg in Teilzeit mit Arbeitszeitkonto, um jedes Jahr mehrere Monate Zeit für seine Radtouren zu haben.
Am 3. August fliegt Kraus in die Heimat zurück. Nach der SibirienTour folgt ein weiterer Höhepunkt: Die kirchliche Trauung mit seiner Frau Maria Wiedemann, die er im vergangenen Jahr standesamtlich geheiratet hat. »Kommentar