Mittelschwaebische Nachrichten

Nach der Rückkehr gibt es einen weiteren Höhepunkt

Finale in Wladiwosto­k für Radler Raimund Kraus. Was dann zu Hause ansteht

- VON PETER BAUER

Wladiwosto­k Am Meer schlendern Touristen, auf einer Konzertbüh­ne in der Innenstadt sorgen Musiker für Unterhaltu­ng. All das, was Raimund Kraus schildert, klingt nach einer sehr vertrauten sommerlich­en Atmosphäre. Als er sich per Telefon meldet, kann man kaum glauben, dass er sich gewisserma­ßen am anderen Ende der Welt befindet. Luftlinie sind es rund 8400 Kilometer Entfernung. Mit dem Rad, der von Raimund Kraus bevorzugte­n Art der Fortbewegu­ng, sind es noch deutlich mehr Kilometer, exakt 11878 Kilometer, wie der 54-jährige Kraus berichtet. Der Ziemetshau­ser Extremradl­er Raimund Kraus hat nach einer Fahrt von Ziemetshau­sen quer durch Russland in West-Ost-Richtung Wladiwosto­k, sein Ziel an der sibirische­n Pazifikküs­te, erreicht. Derzeit bereitet er sich auf den Rückflug vor, der am 3. August über Moskau nach München zurückführ­t. Und er lässt die zahlreiche­n Eindrücke und Erlebnisse der bemerkensw­erten Fahrt jetzt erst einmal „sacken“. Beschwerli­ch sei die Tour gewesen, berichtet er. Er habe es sich nicht so bergig vorgestell­t. Insgesamt waren rund 77 000 Höhenmeter zu überwinden. Einige wenige Ruhetage miteingere­chnet war Kraus 86 Tage unterwegs. Im Schnitt radelte er pro Tag rund 140 Kilometer, an manchen Tagen waren es auch über 200 Kilometer – und das mit einem Rad mit rund 25 Kilogramm Gepäck.

Wie er berichtet, war er ähnlich wie in früheren Jahren, meist auf Hauptstraß­en unterwegs. Die tägliche Versorgung mit Lebensmitt­eln ist hier einfacher. Aber was heißt Hauptstraß­e in den Weiten Sibiriens? „Es kann hier schon einmal sein, dass rund 100 Kilometer gar nichts kommt“, sagt er. Dies gilt es bei der Verprovian­tierung zu berücksich­tigen.

Kraus war wieder mit Zelt unterwegs, hat aber wiederholt auch in einfachen Hotels übernachte­t. Und Bären? Nein, glückliche­rweise gab es da keine Begegnunge­n. Aber phasenweis­e waren die Mücken und vor allem Schwärme von Rinderbrem­sen ganz schön lästig, wie der Extremradl­er berichtet.

Sibirien wird ostwärts des Flusses Lena und des Baikalsees ganz schön bergig. Über Hunderte von Kilometern ziehen sich Bergketten mit Höhen um 2500 Metern dahin. „Nach dem Baikalsee musste ich bis Wladiwosto­k noch etwa 37 000 Höhenmeter überwinden“, erklärt Kraus. An einigen Tagen waren es bis zu 2500 Höhenmeter.

Wohltuend sei aber immer die Freundlich­keit der Leute gewesen. In Sibirien sind im Sommer Temperatur­en um 30 Grad und lang anhaltende Trockenhei­t keine Seltenheit. Ein Autofahrer habe ihm an einem solchen heißen Tag sogar ein Eis spendiert, freut sich Kraus. Auch bei den Formalität­en – bei Reisen durch Russland ja bekanntlic­h immer wieder ein Thema – habe es keine Probleme gegeben.

Raimund Kraus ist gelernter Bauschloss­er und Rohrleitun­gsbaumeist­er für Gas und Wasser. Er arbeitet bei der Firma GW-Tec in Augsburg in Teilzeit mit Arbeitszei­tkonto, um jedes Jahr mehrere Monate Zeit für seine Radtouren zu haben.

Am 3. August fliegt Kraus in die Heimat zurück. Nach der SibirienTo­ur folgt ein weiterer Höhepunkt: Die kirchliche Trauung mit seiner Frau Maria Wiedemann, die er im vergangene­n Jahr standesamt­lich geheiratet hat. »Kommentar

 ?? Foto: Sammlung Kraus ?? Nach exakt 11 878 Kilometern am Ziel: Raimund Kraus in Wladiwosto­k. Am 3. Au gust fliegt er nach Hause.
Foto: Sammlung Kraus Nach exakt 11 878 Kilometern am Ziel: Raimund Kraus in Wladiwosto­k. Am 3. Au gust fliegt er nach Hause.

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