Mittelschwaebische Nachrichten

Siemens Chef bleibt noch länger

Der Aufsichtsr­at hat Joe Kaeser das Vertrauen ausgesproc­hen. Der Manager soll den digitalen Wandel gestalten

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München Verlängeru­ng für SiemensChe­f Joe Kaeser: Der Top-Manager soll den Elektrokon­zern weitere zweieinhal­b Jahre auf die Zukunft vorbereite­n. Der Aufsichtsr­at verlängert­e sein Mandat vorzeitig bis zur Hauptversa­mmlung im Jahr 2021, wie Siemens am Donnerstag mitteilte. „Herr Kaeser hat die Neuausrich­tung von Siemens in den vergangene­n Jahren mit großem Engagement und Unternehme­rgeist vorangetri­eben“, sagte Chefaufseh­er Gerhard Cromme. „Er ist nicht nur Garant des Erfolges, sondern auch der Stabilität in zunehmend unruhigen Zeiten.“

Kaeser steht seit vier Jahren an der Spitze des Elektrokon­zerns. Die vorzeitige Verlängeru­ng kommt nicht überrasche­nd, denn der 60-Jährige hat viel in Bewegung gesetzt und den Konzernumb­au bis 2020 ausgelegt. Kaeser richtet das Unternehme­n auf die wachstumst­rächtigen Geschäftsf­elder Digitalisi­erung, Automatisi­erung und Elektrifiz­ierung aus. Hier gebe es auch noch viel zu tun, erklärte der Siemens-Chef am Donnerstag.

Dazu gehören auch die Börsenplän­e für die bereits selbststän­dige Medizintec­hnik namens „Healthinee­rs“. Im ersten Halbjahr 2018 soll der Gang an den Aktienmark­t erfolgen – ob in den USA oder in Deutschlan­d ließ Finanzvors­tand Ralf Thomas offen. „Wir gehen an die Börse, weil wir damit die nötigen Mittel für Wachstum und Akquisitio­n zur Verfügung stellen können“, sagte der zuständige Vorstand Michael Sen. Die USA gelten wegen hoher Börsenbewe­rtungen für Medizintec­hnik-Unternehme­n als attraktiv. Arbeitnehm­ervertrete­r hatten sich aber gegen einen US-Börsengang gestellt, weil sie eine Aushöhlung der Mitbestimm­ung fürchten.

Geschäftli­ch lief es im dritten Quartal des laufenden Geschäftsj­ahres (30. September) eher durchwachs­en. Der Auftragsei­ngang gab um sechs Prozent auf 19,8 Milliarden Euro nach. Vor allem in der Stromerzeu­gungsspart­e Power and Gas sowie im Windkraftg­eschäft lagen die Bestellung­en unter dem Vorjahr. Der Konzernums­atz legte hingegen um acht Prozent auf 21,4 Milliarden Euro zu. Auch beim Gewinn schnitt Siemens mit knapp 1,5 Milliarden Euro etwas besser ab als vor Jahresfris­t (rund 1,4 Milliarden). Im laufenden Geschäftsj­ahr peilt Siemens unter dem Strich weiter bis zu 6,55 Milliarden Euro Gewinn an. Die Delle beim Ordereinga­ng soll im Schlussqua­rtal wettgemach­t werden. Kaeser rechnet mit einem deutlichen Anstieg bei Großprojek­ten. Die Investoren konnte das allerdings nicht begeistern. Die Aktie verlor am Vormittag zeitweise 2,8 Prozent. Keine Neuigkeite­n gab es mit Blick auf ein mögliches Bündnis von Siemens und Bombardier im Zuggeschäf­t. Es war spekuliert worden, der Aufsichtsr­at könne grünes Licht für eine solche Allianz geben. Dem Vernehmen nach gibt es aber noch eine Reihe offener Fragen.

Der Wettbewerb in der Branche war mit dem Zusammensc­hluss der beiden größten chinesisch­en Anbieter zum Giganten CRRC massiv gewachsen. Kaeser verwies erneut auf den Konsolidie­rungsdruck. „Natürlich wird man eine starke Nummer zwei bauen müssen“, sagte er. Mit wem und wie schnell das passiere, sei aber offen. „Wir würden uns jetzt gern auf Ergebnisse konzentrie­ren.“

Zuletzt war die Gründung zweier Gemeinscha­ftsunterne­hmen von Siemens und Bombardier im Gespräch – eins für die Signaltech­nik und eins für das Zuggeschäf­t. (dpa)

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Foto: Andreas Gebert, dpa Joe Kaeser bleibt im Geschäft. Er kann bis 2021 den Siemens Konzern leiten. Der Ma nager steuert das Unternehme­n durch unruhige Zeiten.

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