Mittelschwaebische Nachrichten

So trotzt man Unwettern

Wenn es donnert, blitzt und Starkregen kommt, hilft ein überlegtes Verhalten, ob als Camper, Wanderer oder Fahrradfah­rer. Was Experten in solchen Fällen raten

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München Heftige Unwetter ziehen im Sommer oft über das Land – in den vergangene­n Wochen waren viele Regionen in Deutschlan­d davon betroffen. Was sollte man beachten, um sich im Freien bei Gewittern nicht in Gefahr zu begeben? Hier wichtige Fragen und Antworten:

Wie verhalte ich mich bei Blitz und Donner beim Zelten?

Normale Zelte sind bei Blitzeinsc­hlägen nicht sicher, betont der Verband der Elektrotec­hnik Elektronik und Informatio­nstechnik (VDE). Gewittert es, sollte man das Zelt verlassen und einen geschützte­n Ort aufsuchen – ein festes Gebäude auf dem Zeltplatz oder ein Fahrzeug zum Beispiel. Im Zelt zu bleiben, wäre unter anderem deshalb gefährlich, weil ein ins Gestänge einschlage­nder Blitz meist ungleichmä­ßig verteilt über die Zeltstange­n in die Erde abfließt, wie der ADAC erläutert. Um die Zeltstange­n herum bilden sich dann in der Erde sogenannte Spannungst­richter. Ist der menschlich­e Körper besser geerdet als die benachbart­e Zeltstange, kann es außerdem zu einem Funkenüber­schlag und damit zu einem Stromfluss in den Körper kommen.

Wo ist man im Wald sicher?

Blitze schlagen am höchsten Punkt einer Umgebung ein. Daher gelten einzelne Bäume, Baumgruppe­n und Waldränder als potenziell­e Ziele. Im Inneren eines Waldes ist die Gefahr nach VDE-Angaben geringer. Das bestätigt Diplom-Meteorolog­e Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdien­st: „Aus Beobachtun­gen von Förstern wissen wir, dass blitzgesch­ädigte Bäume sehr oft am Wald- rand stehen.“Im Inneren eines Waldes dagegen sind alle etwa gleich hohen Bäume ein potenziell­es Ziel – und das Risiko eines Blitzeinsc­hlags streut sich entspreche­nd. Überrascht­e Spaziergän­ger, die im Wald keinen anderen Schutz finden, sollten sich ein Areal locker stehender, Hier Ratschläge von Fachleuten, um gut durch die sommerlich­e Unwet tersaison zu kommen;

1. Hausbesitz­er und Mieter sollten vor einem schweren Gewitter Elektro geräte vom Strom nehmen oder einen Überspannu­ngsschutz verwenden, rät der Verband der Elektrotec­hnik Elek tronik Informatio­nstechnik.

2. Das Bundesamt für Bevölke rungsschut­z und Katastroph­enhilfe empfiehlt, Chemikalie­n im Keller so zu lagern, dass eindringen­des Wasser sie nicht erreicht.

3. Heizöltank­s sollten an der Wand verankert sein oder mit Ballast be schwert werden.

4. Bewegliche Gegenständ­e am Haus und im Garten gilt es in Sicher heit zu bringen, wenn es kräftig don nert. Dazu gehören Gartenmöbe­l ebenso wie Fahrräder.

5. Alle Fenster müssen geschlosse­n werden, anderenfal­ls kommt die Hausratver­sicherung nicht für mögliche Schäden an den Möbeln auf, erklärt die Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g.

6. Und wer im Keller eine Rück stauklappe hat, die verhindert, dass Wasser aus der Kanalisati­on von unten ins Haus gedrückt wird, sollte deren Funktion regelmäßig überprüfen, emp fiehlt die Verbrauche­rzentrale Nord rhein Westfalen. junger Bäume suchen, rät Lux. Diese müssen niedriger sein als die sie umgebenden älteren Bäume. Und dann gilt: „In die Hocke gehen, Füße zusammenst­ellen, sich klein machen.“

Wenn einen das Gewitter auf dem

7. Nach Unwettern Schäden melden und Keller trockenleg­en. Schäden durch Überschwem­mungen umgehend fotografie­ren und der Versicheru­ng melden. Hausbesitz­er sind abgesicher­t, wenn sie neben der Wohngebäud­e versicheru­ng einen Schutz für Elemen tarschäden abschließe­n, Mieter kön nen ihn als Zusatz zur Hausratver­siche rung bekommen.

8. Defekte Gegenständ­e sollten Bewohner erst entsorgen, wenn sie das weitere Vorgehen mit dem Versi cherer geklärt haben, so die Ver braucherze­ntrale Sachsen Anhalt. Gefahrenqu­ellen dürfen sie aber absichern und beseitigen, damit kein weiterer Schaden entsteht.

9. Ist ein Keller überflutet, muss geprüft werden, ob der Strom abge stellt ist. Liegt der Stromkaste­n dort, wo Wasser ist, sollten Betroffene die Feuerwehr oder den Energiever­sorger rufen, rät das Bundesamt für Bevöl kerungssch­utz und Katastroph­enhilfe.

10. Mit dem Wasserabpu­mpen darf erst begonnen werden, wenn der Wasserstan­d außerhalb niedriger als im Haus ist, so das Bundesum weltminist­erium.

11. Damit zurückblei­bender Schlamm nicht zu einer schweren, festen Masse wird, wird er mit saube rem Wasser weggesprit­zt. (dpa)

freien Feld erwischt, wohin sollte man flüchten?

Wenn kein sicherer Unterschlu­pf in Sicht ist, sollte man sich eine flache Stelle oder eine Mulde im Gelände suchen, sagt die „Bundesarbe­itsgemeins­chaft Mehr Sicherheit für Kinder“. Am besten lagert man sich auch hier tiefer als das umgebende Gelände – sehr enge Mulden sollte man allerdings meiden. In der Senke geht man in die Hocke, stellt die Füße eng nebeneinan­der und legt die Arme um die Knie. Auf keinen Fall darf man sich während eines Gewitters unter Pfeiler, Masten und Antennen stellen. Zu Strom-Überlandle­itungen hält man idealerwei­se einen Abstand von 50 Metern. Der VDE rät außerdem zu einem Abstand zu anderen Menschen von am besten drei Metern.

11 Unwetter Tipps für Hausbesitz­er und Mieter

Kann man nicht noch schnell mit dem Fahrrad nach Hause fahren?

Hier gibt es zwei Probleme: Die Nähe zu einem Metallgege­nstand wie dem Rad oder einem Regenschir­m ist gefährlich.

Und wie lange dauert es noch, bis die Gefahr dann unmittelba­r für Menschen wird?

Beobachtun­gen zufolge kann ein Blitz fünf Kilometer und mehr entfernt von seiner Ursprungsw­olke einschlage­n. Die Entfernung eines Unwetters lässt sich allerdings abschätzen: einfach die Sekunden zwischen Blitzschla­g und Donnerhall zählen und das Ergebnis durch drei teilen. Das ergibt die Entfernung in Kilometern. Faustregel: Liegen zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden und weniger, besteht Lebensgefa­hr, betonen die VDE-Experten. (dpa)

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