Mittelschwaebische Nachrichten
Appell: „Einkaufen, einkaufen, einkaufen!“
Die Einrichtung in Neuburg kämpft immer noch ums Überleben. Ein Situationsbericht
Neuburg Es ist ein ständiger „Kampf“ums Überleben. Neuburgs Dorfladen braucht mehr Umsatz. Im vergangenen Jahr erzielte die Genossenschaft zwar mit knapp 2700 Euro einen geringfügen Überschuss. „Doch ein Umsatz von 556000 Euro ist einfach zu wenig“, so Vorstandsvorsitzender Franz-Josef Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung.
Fischer steht seit zwölf Jahren mit Herzblut an der Spitze der Genossenschaft Dorfladen Neuburg. Eigentlich will er schon längst seinen Posten abgeben. Doch es findet sich niemand, der dieses Amt übernehmen möchte. Als ehemaliger Bankexperte kennt er sich mit Zahlen aus. Und er weiß, dass der Jahresüberschuss aus 2016 nur eine Momentaufnahme ist, die täuschen In den beiden Jahren zuvor erzielte die Genossenschaft einen Fehlbetrag in Höhe von 9200 Euro in 2015 und 4000 Euro ein Jahr zuvor. Ursächlich sei hierfür der Mindestlohn. Der jährliche Mehraufwand für die Personalkosten liege seither bei rund 15000 Euro. „Mit Umsatzerlösen von durchschnittlich 550000 Euro ist der Dorfladen für die Zukunft nicht zu halten“, bedauert Fischer.
Dabei schwärmt er von vergangenen Zeiten. Im ersten Jahr nach der Eröffnung lag der Umsatz noch bei knapp 700 000 Euro. Sein Appell lautet deshalb: „Einkaufen, einkaufen, einkaufen“. Er beobacht, dass insbesondere Senioren und junge Mütter die Einkaufsmöglichkeit vor Ort gerne annehmen. „Uns fehlt die Generation dazwischen“, so Fi- scher. Er nennt sie die „mobilen Berufstätigen“. Unumwunden gibt er zu, dass sämtliche Einsparmöglichkeiten für die „Katz“sind, wenn sich nicht das Einkaufsverhalten der Neuburger zugunsten des Dorfladens ändert. „Natürlich machen wir uns auch im Vorstand über Verbesserungen Gedanken“, betont Fischer. Kritik nehme er gerne entgegen, wenn sie konstruktiv sei. Dies sei aber nicht immer so. Dennoch gibt er sich gelassen.
Sieht er nun generell eine Zukunft für den Dorfladen? Vor drei Jahren, als sich Rewe in Neuburg auf der Fläche am nördlichen Ortsausgang Richtung Langenhaslach ansiedeln wollte, stand er noch mit voller Leidenschaft hinter dem Dorfladen. Das mangelnde Einkaufsverhalten und der Druck von großen Lebenskann. mittelmärkten machen ihn jetzt vorsichtig. Er wirkt nachdenklich. „Sobald die Stammeinlage unserer Mitglieder durch fortdauernde Verluste gefährdet ist, muss dies sofortige Konsequenzen für den Dorfladen haben“, formuliert es Fischer. Dann will er schnell reagieren und notfalls auch den Dorfladen schließen. Doch so weit ist es noch nicht. Fischer gibt sich noch nicht geschlagen. Er denkt positiv.
Sparmöglichkeiten werden weiter ausgelotet
Zum Jahresende 2016 waren 177 Mitglieder mit 1070 Anteilen in Höhe von 53 500 Euro beteiligt. Gemeinsam mit dem Vorstand will er versuchen, die Attraktivität des Dorfladens zu steigern und weitere Sparmöglichkeiten ausloten. Von Mitgliedern wurde er aufgefordert, sich um günstigere Lieferanten zu bemühen. Auch diesem Punkt will er nachgehen. Kürzlich war die turnusgemäße Genossenschaftsversammlung. Neu im Vorstandsteam ist Karin Zecha. Sie folgte auf Andrea Kaiser, die sich für eine weitere Periode nicht mehr zur Verfügung stellte.
„Die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes besitzt derzeit in Neuburg keine Priorität“, betont Bürgermeister Rainer Schlögl. Der Rathauschef, gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender, will an dem Dorfladen festhalten. „Wir haben Verantwortung gegenüber den Genossen“, sagte Schlögl. Er hofft auch, dass der Dorfladen wieder besser von den Bürgern angenommen wird. (dje)