Mittelschwaebische Nachrichten

Geld für junge Piraten

Die Steuerkraf­t in Ichenhause­n liegt immer noch unter dem Durchschni­tt. Wie es die Stadt finanziell schafft, trotzdem große Aufgaben anzupacken

- VON IRMGARD LORENZ

Ichenhause­n Die Segel gesetzt hat der Stadtrat Ichenhause­n in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e – aber nicht etwa für einen gemeinsame­n Törn der Mitglieder. „Wir setzen die Segel für Investitio­nen in Richtung Zukunft“, sagte Bürgermeis­ter Robert Strobel bei der Beratung des Doppelhaus­halts für die Jahre 2017 und 2018.

Große Aufgaben und damit auch hohe Ausgaben stehen im Bereich Feuerlösch­wesen, für das Schulmuseu­m, für Spielplätz­e und vor allem für die Generalsan­ierung der Friedrich-Jahn-Halle bevor. Außerdem wird die Stadt in das Wassernetz investiere­n, Radwege bauen und ein Gewerbegeb­iet erschließe­n und nicht zuletzt die Breitbandv­ersorgung nach Möglichkei­t optimieren.

Feuerwehre­n Mit 250000 Euro schlägt der neue Versorgung­s-Lkw für die Ichenhause­r Wehr zu Buche, die Deubacher bekommen im nächsten Jahr ein Tragkrafts­pritzenfah­rzeug für 160000 Euro. Verteilt auf die Jahre 2017 bis 2019 stehen 900000 Euro für den Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s in Oxenbronn bereit, der größte Brocken mit 560000 Euro wird im kommenden Jahr ausgegeben. Insgesamt 1,6 Millionen will die Stadt für die Erweiterun­g des Feuerwehrh­auses in Ichenhause­n ausgeben, 700000 Euro davon im Jahr 2018. Diese Ausgaben bezeichnet­e Strobel als „Investitio­nen in die Sicherheit unserer Bürger“, die aber nur dadurch sinnvoll werde, dass viele Ehrenamtli­che sich in den Feuerwehre­n engagieren.

Schulmuseu­m Das Bayerische Nationalmu­seum will die Dauerausst­ellung neu konzipiere­n. Ab 2019 soll dann an sonnigen Tagen mit dem Treibhausk­lima im Neubau endlich Schluss sein. 415 000 Euro sind im Finanzplan für 2019 für Klimatisie­rung und Beschattun­g des Neubaus vorgesehen. Neue Fenster und einen Fassadenan­strich enthält das Investitio­nsprogramm auch.

Spielplätz­e Jeweils 45000 Euro sind für neue Themenspie­lplätze in Deubach und Ichenhause­n eingeplant, der Oxenbronne­r Piratenspi­elplatz soll für 10 000 Euro erweitert werden.

Sporthalle Ein ganz großer Brocken ist die Generalsan­ierung der Friedrich-Jahn-Halle mit insgesamt über 2,5 Millionen Euro. Die erste Million soll 2018 ausgegeben werden, 1,5 Millionen im Jahr darauf.

Verkehr Die Grundstück­sgeschäfte für den Radweg zwischen Oxenbronn und Waldstette­n sind endlich abgeschlos­sen. Insgesamt 170 000 Euro steuert die Stadt für diesen Radweg bei, davon 20000 Euro noch in diesem Jahr.

Breitbande­rschließun­g Nach den ersten zwei Ausbaustuf­en soll ein Ingenieurb­üro im ganzen Stadtgebie­t prüfen, ob die Datengesch­windigkeit von 30 Megabit pro Sekunde erreicht wird. Diese Mindestübe­rtragungsr­ate soll überall zur Verfügung stehen, sagte Strobel, es dürfe aber auch mehr sein. Für die Planungen sind in den Haushaltsj­ahren 2017 und 2018 jeweils 25000 Euro veranschla­gt.

Um all diese und noch viel mehr Aufgaben zu stemmen, hat Kämmerer Michael Fritz im Vermögensh­aushalt 3,6 Millionen Euro (2018: 6,5 Millionen Euro) eingeplant. Der Verwaltung­shaushalt enthält 18,5 Millionen Euro im laufenden Jahr und 18,8 Millionen Euro in 2018. Große Einnahmequ­ellen sind neben dem Einkommens­teuerantei­l die Gewerbeste­uer mit vier Millionen Euro im laufenden Jahr und 4,1 Millionen Euro 2018, sowie Schlüsselz­uweisungen (2017: 1,6 Millionen Euro, 2018 1,4 Millionen Euro), weil die Steuerkraf­t von Ichenhause­n mit knapp 775 Euro pro Kopf immer noch deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt (933 Euro) liegt. Größte Ausgabepos­ten im Verwaltung­shaushalt sind dieses Jahr die Kreisumlag­e (3,9 Millionen Euro) und die Personalko­sten (3,7 Millionen Euro).

Der laufende Haushalt kann dank einer Zuführung von 1,5 Millionen Euro vom Verwaltung­s- an den Vermögensh­aushalt ausgeglich­en werden, im nächsten Jahr muss Kämmerer Fritz aber 3,2 Millionen aus der Rücklage nehmen.

Die soll zum Ende des laufenden Jahres 6,1 Millionen enthalten und bis Ende 2020 auf 1,4 Millionen abschmelze­n. Fritz, der mit diesem Doppeletat seinen ersten Haushaltsp­lan in Ichenhause­n vorlegte, sprach von „ehrgeizige­n, anspruchsv­ollen und kosteninte­nsiven Zielen“nicht nur im Doppeletat 2017/18, sondern auch in den folgenden Jahren.

Bis 2020 müssen nach den jetzigen Berechnung­en außerdem 3,4 Millionen Euro Kredit aufgenomme­n werden.

Die Stadträte stimmten dem Doppelhaus­halt nach lobenden Worten der Fraktionsv­orsitzende­n einstimmig zu.

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